Kein Earl zum Heiraten

Christina Brooke

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Originaltitel: London’s Last True Scoundrel

Verlag: Cora
Band: Historical Gold 304
Erscheinungsdatum: August 2016

Genre: Historical

Teil einer Serie: The Westruthers 01

Klappentext

DeVere – ihr Nachname erscheint Hilary wie ein Fluch! Die Männer ihrer Familie gelten als lasterhaft, die Frauen als ungezügelt. Umso strenger achtet Hilary auf ihren makellosen Ruf. In dieser Saison will sie einen respektablen Ehemann finden und der feinen Gesellschaft beweisen, dass sie trotz ihrer unmoralischen Verwandtschaft ein sittsames Leben führen kann. Und niemand ist ein schlechterer Heiratskandidat als der skandalumwitterte Earl of Davenport! Doch ausgerechnet dieser berüchtigte Unhold weckt mit einem glühenden Kuss die Sehnsucht der ehrbaren Lady. Ist es womöglich ihr Schicksal, dem Fluch der deVeres ebenfalls zu erliegen?

Quelle: Cora

Rezensionen

Nicoles Bewertung 04 Sterne.png

Wenn man zu den lasterhaften DeVeres gehört, hat man mehr vom Leben, möchte man zumindest meinen, denn Anstand und Sittsamkeit sind Fremdwörter für die Familie. Doch Hilary schlägt zum Missfallen ihrer Familie so völlig aus der Art. Hilary ist nämlich eine wohlerzogene, junge Dame, die nur zu gerne einen weiten Bogen um ihre Familie macht. Als ihr die Anstellung an einer Schule gekündigt wird, bleibt ihr nichts anderes übrig, als zurückzugehen, zu ihren trinksüchtigen und lasterhaften Brüdern.

Derweil sieht sich Jonathon, der Earl of Davenport völlig anderen Problemen gegenüber, die ihn in Gestalt seiner engsten Familienmitglieder und Freunde, heimsuchen. Ihnen missfällt sein ausschweifendes Leben zutiefst, zumal Jonathan früher, vor seinem Verschwinden und seinem vorgetäuschten Tod, völlig anders agierte. Damals war Jonathon nämlich ein Mensch, der für seine Intelligenz und sein wissenschaftliches Wirken bekannt war. Stattdessen frönt er nun dem Nichtstun und stellt jedem verfügbaren Weiberrock nach.

Als er sich mit einer zweifelhaften jungen Dame einlässt, wird Jonathon kurzerhand betäubt und aufs Land geschafft und ausgerechnet dort, kurz nach seinem Erwachen, entdeckt er Hilary, die sich auf dem Weg zu ihren Brüdern befindet.

Er bietet ihr seinen Geleitschutz an, den Hilary nur widerstrebend annimmt und fällt aus allen Wolken, als er ihre Brüder nur wenig später beim Feiern einer ausgelassenen Orgie mit Halbweltdamen, in Hilarys Elternhaus entdeckt. Kurzerhand befördert er die Frauen hinaus und begreift, dass er Hilary, oder auch Honey, wie Jonathon sie gerne nennt, nicht allein zurücklassen kann, mit ihren lasterhaften Brüdern.

So schmiedet er den Plan, Hilary seiner Cousine Rosamund anzuvertrauen, damit Hilary in London ein Debüt erhält und so endlich den richtigen Mann fürs Leben finden kann. Hilary stimmt zu und so machen sich die beiden kurz darauf auf nach London. Unterwegs macht Jonathon Hilary eindeutige Avancen, die diese nur zu gerne abschmettert. Und dennoch kann Hilary es nicht verhindern, dass ihr der stets fröhlich verschmitze Earl of Davenport unter die Haut kriecht. Dennoch weiß sie genau, dass es äußerst gefährlich ist, sich mit einem solchen Mann einzulassen, der die Ehe sicherlich so sehr scheut, wie das Weihwasser…

Nachdem ich Christina Brookes Vorgängerband „Der Duke ihres Entzückens“ las, in dem Jonathons Schwester Cecily im Duke of Ashburn, die Liebe ihres Lebens fand, der mich trotz der sehr modernen Schreibe amüsiert und gut unterhalten hat, wollte ich nun nach kurzem Überlegen auch Jonathons Geschichte lesen, denn ich konnte mir kaum vorstellen, das aus einem scharfsinnigen Wissenschaftler ein solch leichtfertiger, hirnloser Dandy geworden ist. Zumal man ja schon im Vorgängerband etwas über Jonathons mögliche Motive für seine „Verstellung“ erfährt. Und Jonathons Verstellung, die ich als nicht allzu gelungen empfand, war auch mit ein Grund für mich, „Kein Earl zum Heiraten“,  mit Punktabzügen zu versehen, so leid es mir auch tut für die Autorin, aber Jonathons Verhalten, wenn er Hilary unbedingt verführen will, ohne auch nur im Mindesten die Konsequenzen zu bedenken, passte so gar nichts ins Bild. Und auch seine manchmal recht tölpelhafte Art war mir einfach „too much“. Verstellung vor anderen Akteuren mag ja die eine Sache sein, die nachvollziehbar ist, doch dass er deswegen Hilary an den Rand des gesellschaftlichen Ruins treibt; und das sogar mehrfach; das ist einfach kein Verhalten, für einen angeblich so hochintelligenten, sensiblen Menschen.

Aber auch Hilarys Verhalten kippt sehr plötzlich, sodass es etwas unglaubwürdig wird. Von einer Frau, die sich ihre Tugendhaftigkeit um jeden Preis bewahren will, weil sie aus einer Familie von leichtfertigen Menschen stammt, erwartet man ein wenig mehr Widerstand. Doch sobald Jonathon in ihre Nähe kommt, lösen sich all ihre guten Vorsätze in Nichts auf und sie benimmt sich wie so viele andere TSTL Heldinnen in Romances, leider.

Dazu das überaus seltsame Verhalten ihres Vormunds, der Hilary eine Anstandsdame aus der Halbwelt zumutet und viele kleine Dinge mehr, die mich befremdet haben, denn ich fand, mit diesen Einfällen ist die Autorin, die ja an sich schon eher sehr modern anmutende Historical Romances schreibt, etwas über ihr Ziel hinausgeschossen, was den Punkt Glaubwürdigkeit angeht. Und hier mögen sich die Geister dann auch scheiden. Der eine Leser, der auf einen zumindest im Kern glaubwürdig klingenden historischen Hintergrund Wert legt, wird von der zeitweilig haarsträubenden Story und dem modernen Verhalten der Protagonisten womöglich irritiert sein und sich zweimal überlegen, ob er diese bis zum Ende weiterlesen möchte, doch wer in dieser Hinsicht anders denkt, sollte sich auf jeden Fall auf „Ein Earl zum Heiraten“ einlassen, da die Autorin zumindest eine große Stärke besitzt. Ihren Humor. Und so ist trotz meiner Kritikpunkte der Roman alles andere als trocken oder langweilig geraten. Ich habe beim Lesen viel lachen müssen, auch wenn ich mich über das Heldenpaar und ihr widersprüchliches Verhalten oftmals geärgert habe, da die Dialoge einfach spritzig und amüsant geraten sind. Und auch Jonathons übriger Familien- und Freundeskreis, ist ein sympathischer Haufen, den man schnell in sein Leserherz schließt. Gegen Ende wird es sogar noch sehr spannend, dem kleinen Krimiplot sei Dank und so habe ich mich entschieden, dem Roman statt der 3.5 von 5 Punkten, noch einen halben Punkt mehr zu verleihen.

Kurzgefasst: Sehr humorvoller Teil, der allerdings nur für Fans modern geratener Historical Romances zu empfehlen, für die ein authentisch wirkender historischer Hintergrund nicht zwingend erforderlich ist.

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