Mary Brendan
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Originaltitel: A Practical Mistress
Verlag: Cora
Band: MyLady Band 508
Erscheinungsdatum: Dezember 2008
Genre: Historical
Klappentext
Der Familiensitz muss verkauft werden! Helen ist tief traurig. Doch sie hat Glück im Unglück: Ausgerechnet der vermögende Sir Jason Hunter, mit dem sie einst zarte Bande geknüpft hat, bietet den höchsten Preis für Westlea House. Denkt er wie sie noch an die verstohlenen Küsse, die sie ausgetauscht haben? Kümmert er sich deshalb von nun an so ritterlich um ihr Wohlergehen? Aber Helen will keine Almosen! Stattdessen fasst sie einen gewagten Entschluss: Als zärtliche Gegenleistung bietet sie Jason, nach dem sie sich heimlich sehnt, an, seine Geliebte zu werden…
Quelle: Cora
Kathis Bewertung
Mätresse oder Ehefrau? Welche Stellung soll Helen Marlowe künftig in Jasons Leben einnehmen? Er weiß partout nicht, was er tun soll. Aber eines steht fest: Helen soll Teil seiner Zukunft werden – so oder so. Als sie ihm jedoch die Entscheidung abnimmt und ihm von sich aus die Rolle der Geliebten anbietet, kann er dies nicht abschlagen. Tief in seinem Innersten weiß er indes (Oh, ich wollte diesen Ausdruck auch einmal verwenden, denn so oft wie in diesem Buch habe ich noch in keinem anderen das Wort „indes“ gelesen.) schmerzlich genau, dass er ihr liebend gern einen Heiratsantrag machen würde – Nur würde sie diesen leider ablehnen, da ihr Herz noch ihrem verstorbenem Mann gehört. Zumindest hat es anfangs diesen Anschein …
Helen – eine sturköpfige, stolze Frau, die weiß, was sie will – weckte sofort Sympathie in mir. Sie kennt ihre Stellung, weiß um ihr verwahrlostes Haus und ihre heruntergekommene Erscheinung, aber sie beklagt sich nicht ein einziges Mal über ihre Nachteile – sondern nur über eines: Sie hadert mit dem flegelhaften Verhalten ihres Bruders, der nicht zu seinem Wort steht. Auch als sie sich „opfert“ und Jasons Geliebte wird, denkt sie zuerst an andere – wie sie es sich zur Gewohnheit gemacht hat.
Auch Sir Jason Hunter ist ein liebenswerter Held, der weiß, wie man Frauen verwöhnen muss. Aber als ausgerechnet dieser begehrteste Junggeselle Londons, der berüchtigte Wüstling, seine wahren Gefühle entdeckt und sie sich eingesteht, geht das Herz des Lesers unwiderruflich auf und heißt ihn darin willkommen.
Nicht nur einmal fliegen in diesem Buch „die Fetzen“. Ich habe mich an vielen Stellen köstlich über die von Mary Brendan inszenierte Situationskomik, den trockenen Humor und die erhitzten Diskussionen amüsiert. Ich liebe bissige Wortgefechte und fand in diesem Roman eine wahre Goldgrube dessen vor.
An Realitätsnähe fehlt es ebenfalls nicht. Viele Intrigen werden gesponnen. Mary Brendan zeigt auch die dunklen Elemente der schillernden Gesellschaft vergangener Tage und beschreibt eine Familie, in der nicht immer Eitelsonnenschein herrscht. George, Helens Bruder, ist unglücklich verheiratet und wird immer mehr zu einem charakterlosen Widerling. Sein Verhalten lässt sich durch nichts rechtfertigen, passt allerdings zu ähnlichen Ereignissen dieser Zeit. Das so gekonnt in die Geschichte eingebundene Negativbeispiel lässt die Geschehnisse sehr authentisch wirken.
Leider vermisste ich ein wenig die Emotionen der beiden Hauptcharaktere während dem Beginn ihrer Liebschaft. Wie genau fühlt sich Helen, als ihr langsam – aber sicher – klar wird, dass sie sich in Jason verliebt? Wie fühlt sie sich als Mätresse? Was geht ihr durch den Kopf, wenn er sie liebt, ihn das aber vermeintlich kühl lässt? Wie tief sitzt die Kränkung bei Jason, dass Helens Herz noch immer ihrem verstorbenen Mann gehört – auch während ihrer Liebesnächte? Wie fühlt er sich, als er diese Frau als seine Geliebte verführt, die er doch so gern zur Frau nähme? Dies schildert Mary Brendan sehr spärlich. Aber andererseits bleibt dem Leser so mehr der Fantasie überlassen. ;)
Schon während der Geschichte, aber besonders im Epilog wird die Anziehung zwischen Jasons Bruder, Mark, und Helens Freundin, Emily Beaumont, angedeutet. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung dieser Liebelei und freue mich schon jetzt auf die Übersetzung des Romans „The Wanton Bride“, in dem genau dieses Paar im Mittelpunkt steht.
Extrem sympathische Helden und nicht nur ein bissiger Schlagabtausch sorgen für beste Unterhaltung, an der auch der Realitätsbezug dieser Geschichte nicht unbeteiligt ist.