Ein verführerischer Akt

Gayle Callen

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Originaltitel: In Pursuit of a Scandalous Lady

Verlag: Blanvalet
ISBN: 978-3442378623
Erscheinungsdatum: Februar 2012

Genre: Historical

Teil einer Serie: Scandalous Ladies 01

Klappentext

Wer ist die nackte Schönheit auf dem skandalösen Gemälde, das Londons Männerwelt in Atem hält? Julian Delane ist entschlossen, das Geheimnis zu lüften, denn das Modell trägt ein kostbares Collier, das seiner Familie gestohlen wurde. Sein Verdacht fällt auf die temperamentvolle Miss Rebecca Leland, und unversehens verstrickt er sich in ein verführerisches Netz aus listiger Täuschung und feurigem Verlangen …

Quelle: Blanvalet

Rezensionen

Ankes Bewertung 02 05 Sterne.png

Ich war völlig begeistert von der Tatsache, dass Blanvalet nun Bücher der Autorin Gayle Callen in deutscher Übersetzung veröffentlicht und so habe ich mich natürlich sehr auf "Ein verführerischer Akt" gefreut.

Als ich mich durch die ersten 100 Seiten gequält hatte, konnte ich meine Verwunderung über den Erzählstil der Autorin, der so gar nicht dem entsprach, was ich von ihr kannte, nicht länger ignorieren. Einmal davon abgesehen, dass die Geschichte recht originell mit zeitgemäßen Umgangsformen, gesellschaftlicher und sozialer Interaktion der Oberschicht, in der die Geschichte spielt, umgeht und deswegen völlig abwegig war, so hat mich der langatmige, umständliche und im Ausdruck unpassender und viel zu moderner Erzählstil des Buches vollkommen frustriert.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich nur noch wenig Lust das Buch fertig zu lesen, doch ich wollte "meine" Gayle Callen, die Autorin, die ich so mochte, darin unbedingt wiederfinden und habe beschlossen, es einfach einmal mit dem Original "In Pursuit of a Scandalous Lady" zu probieren.

Schon nach wenigen Seiten wurde mir bewusst, dass ich hier ein ganz anderes Buch vor Augen hatte. Ein Buch, das zwar noch dieselbe abwegige Geschichte beinhaltet, diese jedoch auf ganz andere Art, mit viel mehr Schwung und im Wortlaut viel stimmiger erzählt.
Hinzu kam noch, dass Details, die zwar für das Verständnis des Buches keine Rolle spielen, mir jedoch wichtig erschienen, in der deutschen Übersetzung einfach weggelassen oder grundlegend verändert wurden. So wurde z.B. aus dem Diamanten, der im Original "Scandalous Lady" hießt und somit sowohl zum Originaltitel als auch zu den Hauptcharakteren einen Bezug schafft, in der deutschen Übersetzung das "Herz Indiens". An anderer Stelle wurden Sätze in der Übersetzung so verdreht, dass zwar ihr grundlegender Sinn erhalten blieb, sie jedoch ihre Dynamik verloren und auf einmal langweilig, umständlich und nichtssagend wurden.

Zum Schluss möchte ich gerne noch kurz auf die Charaktere eingehen: Die Heldin ist eine ewig kränkelnde junge Frau, die aussieht, wie das blühende Leben, die ihr ganzes Leben zurückgezogen auf dem Land zugebracht hat und nun endlich mal ein Abenteuer erleben will und auch ihren eigenen Skandal; denn sie möchte den anderen Mitgliedern ihrer Familie nicht länger darin nachstehen.
Ihr Verhalten, skandalös sein und ein Abenteuer erleben zu wollen, wirkt einfach übertrieben, zumal es, für sie, schon reichen würde, an zwei Abenden hintereinander nur mit ihm zu tanzen, um einen Skandal auszulösen.

Der Held ist ein adeliger Kontroll-Freak, verantwortungsbewusst, geschäftstüchtig und steif, der zum verwegenen Abenteurer wird, der auf seinem Weg die Lady der Gesellschaft mitnimmt, Fischkisten schleppt und in Armenhäusern übernachtet.
Diese Entwicklungen scheinen so abwegig, insbesondere wo ihm als Duke praktisch jede Tür offen steht und er die Verfolgung des Diamanten "Scandalous Lady" mit völlig anderen Mitteln angehen könnte.

Ich hätte dem Original, in welchem die allzu konstruierte und abwegige Geschichte, sowie die nicht nachvollziehbaren Handlungs- und Denkweisen der Charaktere zwar nicht besser waren als in der deutschen Übersetzung, jedoch in sich viel stimmiger, weil hier Ausdruck, Dynamik einfach stimmiger wirkten, 3,5 Punkte verliehen.
Der deutschen Übersetzung hingegen, die einen Stil bietet, der trocken, energielos und umständlich wirkt und deswegen höchst ermüdend zu lesen ist und in Verbindung mit besagter Handlung nur noch abwegiger wird, kann ich höchstens 2,5 Punkte verleihen.

Kurzgefasst: Ein historischer Krimi-Roadtrip, der abwegig und konstruiert wirkt und der eine wilde Mischung aus zeitgemäßen und un-zeitgemäßen Elementen bildet.

Nicoles Bewertung 03 05 Sterne.png

Ausgerechnet in dem Herrenclub, den Julian und seine Freunde Peter und Leo besuchen, ertappen die drei Männer maskierte Räuber, die es scheinbar auf ein Aktgemälde abgesehen haben. Als die Räuber kurz darauf enttarnt werden, könnte die Überraschung von Julian, Peter und Leo nicht größer sein, denn es sind drei Frauen- genauer gesagt die Schwestern Rebecca und Susanna Leland und deren Cousine Lady Elizabeth Cabot- die zur höheren Gesellschaft gehören. Für Julian bekommt somit das Gerücht, das abgebildete, weibliche Model auf dem Gemälde wäre eine Dame der Gesellschaft, eine tiefere Bedeutung. Er ist sich sicher, dass eine der drei Räuberinnen das Aktmodell sein muss. Und eigentlich hat er auch schon eine todsichere Vermutung- Da sowohl Rebecca vor kurzem auf einem Ball, genau wie auch das Model auf dem Bild, eine Kette mit einem markanten Edelstein trug, glaubt er, könne es nur Rebecca sein, die sich damals fast nackt malen ließ. Besonders pikant- Julian glaubt, dass es sich bei dem Schmuckstück um den berühmten indischen Stein handelt, der einst seinem Vater geschenkt wurde, dessen Diebstahl seine Familie jedoch vor einigen Jahren fast finanziell ruinierte.

Er ist sich so sicher, dass Rebecca das besagte Aktmodell ist, dass er mit seinen beiden Freunden Leo und Peter eine Wette darüber abschließt. Allerdings gibt es einen Haken an der Sache. Finden die drei Herren nicht innerhalb von vier Wochen heraus, wer das Aktmodell wirklich ist, verwirken sie ihre Chance und die Wette geht zu Gunsten der Frauen verloren. Als Julian jedoch erfährt, dass Rebecca plant zu ihrer Tante aufs Land zu fahren, will er alles dafür geben, ihr das Geheimnis um das Bild und vor allem um die Halskette zu entlocken und folgt ihr. Was er zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen kann, ist, dass es sowohl für Julian als auch Rebecca eine Reise voller Gefahren sein wird…

Vor Jahren erschien von Gayle Callen ein historischer Liebesroman, in dem ein blinder Held im Mittelpunkt steht und dieser Roman wurde von vielen so hochgelobt, dass ich sehr erfreut war, als ich nun, Jahre später, einen Historical aus der Feder der Autorin in deutscher Übersetzung in den Läden stehen sah, wobei es sich allerdings um eine andere Story handelt.
„Ein verführerischer Akt“ ist der Auftakt einer neuen Trilogie um zwei Schwestern und ihre Cousine, die durch eine Wette, bei der es um besagtes Aktmodell geht, in Julian und seinen Freunden jeweils den Mann fürs Leben finden. Die Erste im Bunde ist Rebecca, eine junge Frau, die in ihrer Kindheit und Jugend sehr kränklich war - immer den möglichen Tod vor Augen. Das führte dazu, dass sie nun, endlich genesen, endlich ihr Leben genießen will. Anstatt verängstigt zu sein, dass Julian sie womöglich einer Sache überführen wird, die sie ihren Ruf kosten könnte, genießt sie ihr Abenteuer. Julian dagegen musste seit dem frühen Tod seines Vaters immer nur als Vorbild für seine jüngeren Brüder dienen und seiner Familie eine Stütze in allen Lebenslagen sein. So ist es nicht verwunderlich, dass er auf Rebecca sehr ernst, nüchtern und langweilig wirkt.

Eigentlich hat die Geschichte alle Zutaten, um aus dem historischen Liebesroman ein unterhaltsames Leseerlebnis zu machen. Und auch Julians und Rebeccas charakterliche Anlagen versprachen sehr viel Lesespaß zudem ihre Dialoge bei ihren ersten Begegnungen bei Gesellschaften überaus witzig sind. Ab dem Zeitpunkt, als Rebecca sich aus London absetzen will, um zu ihrer Tante zu fahren und Julian ihr folgt, konnte mich die Geschichte jedoch nicht mehr richtig gefangen nehmen. Sicher, der integrierte Krimiplot sollte einige spannende Momente versprechen und auch die sich entwickelnde Liebesgeschichte zwischen Held und Heldin, die mit recht prickelnden Liebesszenen gewürzt wurde, sorgte für nette Lesemomente, doch leider fehlte mir trotz aller Bemühungen der Autorin der richtige Zugang zu den Hauptakteuren- waren sie anfangs noch interessant, fühlte ich mich von den ewigen Wiederholungen, was Rebeccas einstige kränkliche Konstitution anging und von Julians Ernsthaftigkeit zunehmend gelangweilt.

Auch die Wendung die die Geschichte schließlich nimmt und die Tatsache, dass Julian es zulässt, dass Rebecca ihn auf seiner gefährlichen Mission begleitet, konnte ich nicht nachvollziehen. Eigentlich konnte ich es sowieso nicht verstehen, wieso beide allein diese gefährlichen Nachforschungen anstellen, da Julian doch einen Freund bei der Polizei besaß und so war es völlig überflüssig, dass beide in Maskerade (als arme Leute verkleidet) durchs Land ziehen und das ohne finanzielle Mittel! Lange Rede- kurzer Sinn; ich fand die Story einfach zu konstruiert und unglaubwürdig.

An Gayle Callens Schreibstil und ihrer Ausdrucksweise als solches ist dagegen nichts auszusetzen, jedoch fehlte mir persönlich einfach mehr emotionaler Tiefgang. Trotz allem wurde ich nicht richtig von der Story berührt, was ich sehr schade fand.

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