Rühr nicht an mein dunkles Herz

Meredith Duran

Rühr nicht an mein dunkles Herz.png

Werbung
Jetzt bei Amazon.de einkaufen

Originaltitel: Bound by your touch

Verlag: Lyx
Ausgabe: ebook
Erscheinungsdatum: August 2012

Genre: Historical

Klappentext

Als Tochter eines Ägyptologen kümmert sich Lydia Boyce darum, die Finanzierung seiner Arbeit zu sichern. Als sie entdeckt, dass einige der Fundstücke ihres Vaters gefälscht sind, will sie der Sache auf den Grund gehen. Dabei begegnet ihr der attraktive James Durham, Viscount Sanburne, der sein eigenes Spiel zu treiben scheint. Gemeinsam versuchen sie, dem Fälscher auf die Spur zu kommen. Und obwohl James und Lydia gegensätzlicher nicht sein könnten, beginnen zwischen ihnen schon bald die Funken zu fliegen.

Quelle: Lyx

Rezensionen

Ankes Bewertung 05 Sterne.png

"Rühr nicht an mein dunkles Herz" hat einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen. Das Problem ist nur, dass ich mir nun seit zwei Tagen darüber Gedanken mache, wie ich diesen Eindruck, der so schwer greifbar ist, in eine Rezension verpacken soll.

Okay, ich glaube, ich werde die Sachen einfach mal von der anderen Seite aufrollen. Denn ich hatte mit dem Erzählstil des Buches, zumindest am Anfang, echte Probleme. Immer wieder musste ich Sätze doppelt und dreifach lesen, um ihren zum Teil verschlungenen Sinn zu begreifen und fand einige sehr deutsche Ausdrücke, die zwar absolut zeitgemäß und passend waren, aber doch so "exotisch" (für einen Roman auf der Feder einer nicht deutschen Autorin), dass ich über sie stolperte.

Der Plot - unspektakulär und schon tausend Mal gelesen. Adeliger, gelangweilter Dandy trifft auf steife alte Jungfer, findet Gefallen daran, sie zu ärgern und muss erkennen, dass so viel mehr hinter ihrer Fassade steckt und verliebt sich in sie. In dieser oder ähnlicher Variante habe ich schon zig Romane gelesen.

So und nun vergesst ihr wieder alles, was ich bisher geschrieben habe und versucht euch vorzustellen, was für eine Offenbarung es für mich war, mit Meredith Durans "Rühr nicht an mein dunkles Herz" einen historischen Liebesroman in Händen zu halten, der gnadenlos ehrlich ist. Während in anderen Liebesromanen höchsten davon gemunkelt wird, dass der Held etwas "über die Stränge" schlägt oder in der Vergangenheit geschlagen hätte, wird in Meredith Durans Buch "Sex, Drugs, Rock ’n’ Roll" tatsächlich vom gelangweilten Helden gelebt - vor den Augen des Lesers.

Wie kommt aber nun ein solcher Held, mit einer steifen alten Jungfer zusammen? Nun in dem sich beide Charaktere als im Grunde ganz andere Persönlichkeiten herausstellen, die nur eine Fassade leben, um nicht von der Gesellschaft des tons, die nun mal das ist, was sie kennen und leben, stehen zu müssen.

Und so waren es auch die Gegensätzlichkeiten, die das ganze Buch beherrschen und es für mich so unglaublich packend gemacht haben. Spritzige, leichte und lockere Dialoge stehen Depression, Verzweiflung und einer düsteren Atmosphäre gegenüber, die steife Jungfer dem Dandy und die "Freiheit" einem Londoner Elendsviertel usw.

Auch die Widersprüchlichkeit der Charaktere an sich und in ihrem Zusammenspiel als Paar fand ich sie absolut faszinierend beschrieben. Lydia und James haben mich gefesselt und lange beschäftigt. Sie haben Untiefen, Ecken und Kanten und waren für mich unberechenbar und überraschend - etwas, was bisher, vor allem mit dieser Intensität, nur wenige (Romanfiguren) geschafft haben.

Kurzgefasst: ein Spiel der Gegensätze. Meredith Duran verwandelt einen simplen (und altbekannten) Plot, durch Gegensätzlichkeiten zu einer faszinierenden Geschichte. Absolut empfehlenswert!

Nicoles Bewertung 05 Sterne.png

Lydia hatte nach dem Tod alle Hände voll damit zu tun, ihre beiden schönen, aber leichtfertigen Schwestern Sarah und Antonia, nach dem Tod ihrer Mutter und der stetigen Abwesenheit von Seiten ihres Vaters, einem Archäologen, der in fernen Ländern Ausgrabungen vollzog, großzuziehen. Nur ein einziges Mal glaubte Lydia, dass sie verliebt wäre und dass ihre Liebe erwidert würde, doch ihr Liebesgeständnis diesem Mann gegenüber, endete in einem Fiasko, da dieser um die Hand ihrer Schwester Sarah bitten wollte. So verschloss Lydia ihre romantische Natur und widmete sich fortan nur noch der Arbeit und den Studien ihres Vaters. Vier Jahre nach dem unsäglichen Heiratsantrag gilt sie in der Gesellschaft als alte Jungfer und Blaustrumpf und wird zu allem Überfluss auch noch von ihren Schwestern als sauertöpfisch betitelt.

Doch ausgerechnet Lydias und James Durham, Viscount Sanburnes Wege kreuzen sich eines Tages, als Lydia einen wissenschaftlichen Vortrag über die archäologischen Studien ihres Vaters halten will und Sanborne diesen Vortrag unterbricht, weil er ein angeblich bahnbrechendes archäologisches Artefakt in Händen hält, um seinen Vater zu übertrumpfen. Verärgert über den in Lydias Augen nichtsnutzigen, unhöflichen und wie sie meint ungebildeten Sanburne, schaut sie sich das Artefakt näher an und enttarnt es binnen kürzester Zeit als schlecht gemachte Fälschung. Das wiederum bringt den Lebemann Sanborne aus dem Konzept, doch als er wenige Tage erfährt, dass Lydias Vater bei der Verschiffung der Fälschung womöglich seine Hand im Spiel hatte, sucht er Lydias Gespräch während einer Gesellschaft und dort kreuzen beide verbal erneut ihre Klingen.

Als Lydia nur einen Tag später den Gerüchten nachgeht, weil sie um den guten Ruf ihres Vaters fürchtet, scheint es, als ob Sanburne die Wahrheit gesagt hat, was Lydia in dem Vorhaben bestärkt, unter allen Umständen herauszufinden, wer bei der Verschiffung der archäologischen Artefakte ein falsches Spiel spielte und warum, denn sie kann nicht glauben, dass ihr Vater an diesen üblen und kriminellen Machenschaften beteiligt ist. Hilfe erhält sie ausgerechnet dabei von James Durham, dessen Attraktivität Lydia zwar nicht kaltlässt, doch dessen Lebensart ihr zutiefst missfällt…

„Rühr nicht an mein dunkles Herz“ ist nach „Das Leuchten des Safranmondes“ bereits der zweite historische Liebesroman aus der Feder der Autorin, den ich las und auch diesmal bin ich wieder restlos begeistert von Durans aktueller Lektüre! Meredith Duran hat die besondere Gabe, Liebesgeschichten niederzuschreiben, die vielleicht nicht gerade mit ungewöhnlichen Plots aufwarten, dennoch aber durch viel Sensibilität und Tiefe überzeugen. Ihre Hauptfiguren sind keine einfach gestrickten Akteure. Zumeist haben sie in der Vergangenheit seelische oder körperliche Pein erdulden müssen und auch wenn sie nach außen hin eine unbekümmerte Fassade zur Schau stellen, ist ihr Seelenleben sehr kompliziert und so wirken sie auf ihre Umwelt nicht gerade wie „Everybody’s Darling“. Mir gefällt hier sehr der Grundgedanke, dass die Hauptfiguren allein durch die Liebe und das Vertrauen, das sie ihrem Partner schenken, ihre Sorgen und Probleme bewältigen können.

Auf den ersten Blick haben die unscheinbare, sehr ernste und überkorrekte Lydia und der leichtfertig wirkende Lebemann James, der keiner Droge oder Party abgeneigt ist, nicht viele Gemeinsamkeiten. Und eigentlich ist Lydia optisch gesehen nicht unbedingt die Art Frau, die James faszinieren würde, wenn da nicht ihre spitze Zunge, ihr Witz und ihre Intelligenz wären, die sie für ihn interessant machen. Und gerade ihre Widerspenstigkeit und Ehrlichkeit (denn Lydia macht kein Hehl daraus, wie sehr sie seinen Hang zum Selbstmitleid und seine selbstzerstörerische Ader verachtet) imponieren James, der jedoch am Anfang selbst verwirrt ist, weil ihm Lydia so unter die Haut geht. Natürlich gibt es auch Gründe für Lydias und James Verhalten und diese machen es dem Leser eigentlich sehr leicht, das Heldenpaar trotz ihres schwierigen Verhaltens zu mögen. Zumindest mir ging es so.

Der Kriminalplot ist hier eher zweitrangig, aber dennoch interessant. Die Liebesgeschichte jedoch könnte romantischer und tiefgründiger nicht sein und ich finde, es gibt momentan nicht viele Historical Autorinnen, die mich hinsichtlich ihres schriftstellerischen Könnens so überzeugen, wie es Meredith Duran tut. Hier stimmt alles: ein sehr guter Schreibstil, der zugegebenermaßen zunächst einige Aufmerksamkeit von Seiten der Leserschaft bedarf, da manche Sätze sehr verschachtelt sind, eine unter die Haut gehende, hochemotionale Liebesgeschichte zwischen zwei auf den ersten Blick recht ungleichen Menschen mit Ecken und Kanten und auch für James unkonventionelle Freunde, besonders Phineas, scheint die Autorin ebenfalls interessante Stories in petto zu haben. Zumindest hoffe ich das, da ich Phins Auftritte in diesem Buch bereits sehr spannend fand.

Wer Historicals von Autoren wie Lisa Kleypas, Eloisa James, Elizabeth Hoyt, Loretta Chase, Naomi Bellis oder Julia Ross mag, sollte „Rühr Nicht An Mein Dunkles Herz“ unbedingt eine Chance geben. Für mich ein echter Pageturner und Keeper und der Beweis, dass Historicals, wenn sie gut geschrieben sind, alles andere als verstaubt oder seicht wirken!

Kurzgefasst: intelligenter unter die Haut gehender und romantischer Historical. Unbedingt lesen!

Designed by datasouth

© 2023 Bethel. All Rights Reserved.
Built with concrete5 CMS.

Top