Helen Dickson
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Originaltitel: The Bride wore Scandal
Verlag: Cora
Band: Historical 283
Erscheinungsdatum: November 2011
Genre: Historischer Liebesroman
Klappentext
England, 1708: Können diese klaren blauen Augen lügen? fragt sich Lord Simon Rockley, während er auf dem Ball wie gebannt die schöne Christina Atherton beobachtet. Eine geheime Mission hat ihn nach Oakbridge Hall, den Landsitz der Athertons, gebracht: Er ist dem gefährlichen Straßenräuber Buckley auf der Spur, den er in den Geheimgängen unter dem Schloss vermutet. Ihn zu überführen lautet der Auftrag des adligen Geheimagenten. Und bestimmt nicht, Christina zu einer leidenschaftlichen Nacht zu verführen! Doch genau das ist es, was Simon macht. Ohne zu wissen, ob seine hinreißende Geliebte eine Verräterin ist …
Quelle: Cora
Nicoles Bewertung
Christina ist in heller Aufregung, als sie von ihrem Bruder William erfährt, dass ausgerechnet einer der „schärfsten Spione“ seiner Majestät in Oakbridge Hall übernachten will, denn es geht das Gerücht um, dass er wegen diverser Straßenräubereien, die sich unweit des Gutes abspielten, dort ist und zudem einen guten Grund hat, den Kopf der Straßenräuberbande zu überführen, da seine eigene Nichte bei einem Überfall der Räuber ums Leben kam. Als Christina dem ehemaligen, hochrangigen Soldaten bei einem Ball in ihrem Haus gegenüber steht, glaubt sie zunächst zu träumen, denn Lord Simon Rockley ist genau der Mann, dem sie am Vortag am See begegnete und der sie frech küsste. Und nun, da sie seine Mission kennt, der Mann, den sie fürchten muss, da Christina und William den Straßenräuber persönlich kennen und ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind. Kann Christina es wagen, sich Simon in ihrer Not anzuvertrauen?
Da ich ein Faible für Straßenräuberplots habe, war ich auch schon auf den aktuellen Historical sehr gespannt, doch leider wurden meine großen Erwartungen nicht erfüllt. Zwar beginnt die Geschichte sehr nett, als sich Held und Heldin am See das erste Mal begegnen und Simon Christina einen Kuss raubt, flacht aber leider nach den ersten hundert Seiten merklich ab. Man spürt, dass die Autorin auf Biegen und Brechen Konfliktpotential zwischen ihrem Heldenpaar schaffen wollte, doch die Art und Weise, wie es geschieht, traf nicht meinen Lesenerv. Statt der Heldin Glauben zu schenken, haben wir es hier wieder mit einem Liebesromanhelden zu tun, der plötzlich glaubt, die Heldin habe ein sexuelles Verhältnis mit dem Schurken dieses Romans und aufgrund dieser Annahme zur gestrengen, unfairen und unsympathischen Romanfigur mutiert. Ein typisches Verhalten, dem man sehr oft in historischen Liebesromanen der 80er Jahre begegnete.
Die Heldin dieses Romans ist im Grunde recht sympathisch, versucht mutig dem Bösewicht des Romans die Stirn zu bieten, doch eigentlich kann man nicht nachvollziehen, wieso sie auf Oakbridge Hall ausharrt, obwohl sie bei ihrer Tante viel besser und sicherer aufgehoben wäre- gerade, als der Straßenräuber damit beginnt, ihr nachzustellen.
Was mir auch nicht gut gefallen hat, war, dass sich Held und Heldin lediglich sexuell voneinander angezogen fühlen. Zwar führen sie viele Dialoge miteinander, in denen sie sich genauso so oft streiten, doch echte, tiefere Gefühle zwischen ihnen entwickeln sich leider nicht, bzw. die Autorin lässt diesen Punkt leider völlig außer Acht und auch zur Gedankenwelt ihrer Protagonisten schafft sie zu wenig Zugang- so bleiben beide Hauptfiguren dem Leser leider fast fremd. Ein weiterer Punkt, der mir negativ aufgefallen ist, sind die Beschreibungen der Liebesszenen. Zugegeben, ich hasse es, wenn Liebesszenen sprachlich zu obszön und derb umschrieben werden, doch schwülstige Umschreibungen, wie es hier der Fall ist, finde ich genauso arg, denn sie wirken eher unfreiwillig komisch, als anregend, sehr stereotyp und auch manche Dialoge der Romanfiguren klangen sehr steif formuliert.
Ein paar Beispiele:
Seite 105, Zitat Anfang:“ Wider ihres besseren Wissens begann sie sich dem Lockruf ihrer drängenden Sinne zu unterwerfen…“ Zitat Ende
(Auszug aus Helden Dickson- „Verrat und Verführung“, Historical Band 283 © Cora Verlag)
Seite 106, Zitat Anfang:“ Jetzt ist eine vertrauliche Kundgebung erforderlich“… Zitat Ende
(Auszug aus Helden Dickson- „Verrat und Verführung“, Historical Band 283 © Cora Verlag)
Seite 172, Zitat Anfang: „ Und da geschah das Wunder- wie ein greller Funken, versprüht vom Verschmelzen eines Mannes und einer Frau, die füreinander geschaffen waren.“ Zitat Ende (Auszug aus Helden Dickson- „Verrat und Verführung“, Historical Band 283 © Cora Verlag)
Seite 232, Zitat Anfang: „ Doch dann verflüchtigten sich alle ihre klaren Gedanken und sie bestand nur noch aus Gefühlen. Der Kuss war sanft und verzehrend zugleich. Und er entführte sie in eine schmerzlich vermisste Welt, wo süße Erregung und Entzücken herrschten.“ Zitat Ende. (Auszug aus Helden Dickson- „Verrat und Verführung“, Historical Band 283 © Cora Verlag)
Dies waren nur wenige Beispiele, doch obwohl ich eine gehobene Ausdrucksweise in Historicals schätze, hier war es zu viel des Guten und klingt leider nur lächerlich statt zeitgemäß, geschweige, dass sich beim Lesen romantische Gefühle entwickeln könnten. Ob das an der Übersetzung liegt, oder auch schon im Original so schwülstig formuliert wurde, kann ich leider nicht sagen- diese Sache hat meinen Lesefluss jedenfalls stark beeinträchtigt- immer, wenn ich auf Liebesszenen stieß, musste ich unfreiwillig lachen, was ja eigentlich nicht Sinn der Sache sein sollte. ;-) Da dann leider auch die Story selbst immer langweiliger und abstruser wurde, verlor ich schnell das Interesse an dem Buch, das ich leider nur absoluten Fans der Autorin empfehlen kann.
Kurzgefasst: Ein recht stereotyp geschriebener, mäßiger historischer Liebesroman, mit einem austauschbaren Heldenpaar, der nicht lange im Gedächtnis seiner Leser haften bleiben wird.