Gefährlich zärtlich

Lorraine Heath

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Originaltitel: Between The Devil And Desire

Verlag: beHEARTBEAT 
Ausgabe: ebook
Erscheinungsdatum: Juli 2015 / Februar 2021

Genre: Historical

Teil einer Serie: Scoundrels of St. James 02

Klappentext

Die feinen Damen der Londoner Gesellschaft wispern nur hinter vorgehaltener Hand über Jack Dodger, den Besitzer eines verruchten Gentlemen‘s Club. Es soll keine Sünde geben, die er noch nicht begangen, kein Vergnügen, das er noch nicht gekostet hat - Die tugendhafte Lady Olivia würde sich niemals mit so jemandem abgeben - bis Jack zum Vormund ihres Sohns bestimmt wird. Olivia ist entschlossen, diesen Schurken zum Teufel zu jagen. Doch ihre eisige Fassade bröckelt unter Jacks sündigem Charme ...

Quelle: beHEARTBEAT

Rezensionen

Ankes Bewertung 05 Sterne.png

Jack hat es geschafft - vom Gassenjungen und Taschendieb, der er einst war, hat er es mit eigener Kraft (und einer kleinen Hilfe eines unbekannten Gönners) zum reichen Clubbesitzer gebracht.
Seinem Wunsch Münzen anzuhäufen, ist es auch geschuldet, dass er die befremdliche und unglaubliche Aufgabe angenommen hat, der Vormund des jungen Duke of Lovington zu werden. Und natürlich ist da auch noch die junge, hübsche und äußerst irritierende Witwe des alten Dukes. Sie zu reizen, ist es allemal wert, sich des kleinen Henrys anzunehmen.

Olivia hingegen kann es nicht fassen, dass ihr Ehemann sie so wenig geachtet hat, dass er ihr einen Teufel vor die Nase setzt, der im schlimmsten Fall befähigt ist, ihr den Sohn wegzunehmen und ihm im besten Fall beibringt, wie man in fremde Taschen greift.

Dass der unverschämte Gauner dann auch noch so anziehend auf sie wirken muss, empört sie dabei fast noch mehr. Schließlich kann sie auf ein tadelloses Benehmen ihrerseits zurückblicken, achtet die Regeln der Gesellschaft und hat stets die an sie gestellten Erwartungen erfüllt. Doch Jack bringt sie dazu, jede Grenze zu übertreten, die sie bisher stets so geachtet hat.

Hach, was war das schön! Ich hatte mich ja schon mit dem Vorgängerteil durchweg wohlgefühlt und das Lesen ungemein genossen, aber dieser Teil war noch schöner. Was wohl am Hauptcharakter lag.
Was erstaunlich ist, weil Jack eine sehr viel problematischere und sperrigere Figur ist und auch Olivia durchaus anstrengender, als es Luke und Catherine (aus Teuflisch verführt) je waren. Aber doch war es Jack, der für mich diesen 2. Teil der "Scoundrels of St. James" so besonders gemacht hat.

Ich finde ja, dass Lorraine Heath eine moderne Historical-Autorin ist, zwar fühlt sich die Geschichte beim Lesen zeitgemäß an, was wohl an dem höchst angenehmen und flott zu lesenden Erzählstil der Autorin liegt, aber unleugbar werden viele doch recht modern anmutende Redewendungen gewählt. So möchte ich bezweifeln, dass man Wörter wie "Job" in dem für uns heutigen Zusammenhang für Arbeit kannte oder wusste, was "sportlich" bedeutet.

Auch was den Plot betrifft, so könnte man durchaus Kritik anbringen, da er einfach in einigen Dingen zu konstruiert, zu unwahrscheinlich, daher kommt. Und da war dann auch noch mein Problem damit, dass ich nicht nachvollziehen konnte, woher Olivias so plötzliche Entscheidung sich Jack letztendlich doch hinzugeben herrührte und worin sie sich begründet. Für eine so beherrschte und willensstarke Frau, fand ich es, gemäß dem, was die Autorin als Erklärung anbietet, einfach nicht nachvollziehbar, dass sie mit einem Mal ihre wilde rebellische Seite entdeckte.

Angesichts dieses fantastischen Liebesroman-Helden, den Jack darstellt, jedoch, war mir das alles völlig egal. Ja, ich konnte mich sogar mit Olivia arrangieren, die mitunter doch schon ein bisschen schwierig war.
Jack, ist einfach toll. Arrogant, überheblich, stur und ein Stück weit dominant. Doch er ist dabei auch genau der "raue Schale-weiches Herz"-Held, der mich immer wieder zum Schwärmen bringen kann.

Ich freue mich nun unbändig auf den Folgeteil der Serie, von dem ich hoffe, dass auch er in deutscher Übersetzung erscheint. Ich bin jedoch so begeistert von der Serie, dass ich sie im Zweifelsfall auch im Original weiterlesen werde; was nicht so ganz leicht ist, da ich das schon lange nicht mehr gemacht habe und es mir zurzeit ein wenig an Übung fehlt.

Kurzgefasst: Auch wenn einiges etwas zu konstruiert wirkt, ich kann diesen wundervollen historischen Liebesroman jedem Fan des Genres nur ans Herz legen. Der Erzählstil der Autorin und ihre tollen Figuren sind es auf jeden Fall wert, entdeckt zu werden.

Nicoles Bewertung 05 Sterne.png

Jack Dodger musste seit frühster Kindheit durch die harte Schule des Lebens gehen. Von der Mutter verkauft, missbraucht und schließlich als Straßenjunge zum Dieb ausgebildet- da blieb nicht viel Zeit für Mitgefühl und Sensibilität. Obwohl er ausgerechnet im Kreis der Straßenjungen und deren Anführer einst ein gewisses Gefühl von Sicherheit und Freundschaft vermittelt bekam. Ein einziger Fehler, nämlich der, für Geld alles zu tun und nichts zu hinterfragen, wurde ihm im Alter von nur fünf Jahren zum Verhängnis, als er gegen Geld; eine Familie belog und sie in eine dunkle Gasse lockte, wo ein anderer Vater und Mutter eines kleinen adligen Jungen tötete. Jack war so entsetzt, dass er den Tod zweier Unschuldiger mitverschuldet hatte, dass er sich von nun an, dem verstörten Jungen, der nun auf einen Schlag Waise geworden war, annahm.

Das Schicksal war den beiden gnädig, denn ausgerechnet der Großvater des Jungen nahm sie einige Jahre später auf, als er seinen bislang tot geglaubten Enkel wieder erkannte. Doch auch Jack profitierte davon. Ihm wurden Manieren anerzogen und zudem bekam er von einem ihm unbekannten Gönner eine gewisse Summe zugestellt, die es ihm Schritt für Schritt durch klug gemachte Investitionen erlaubte, ein reicher Mann zu werden. (Diese Vorgeschichte erfährt man bereits in Teil 1 der Serie)

Mittlerweile ist er Besitzer eines gutgehenden Spielsalons und ist eigentlich zufrieden mit seinem Leben, obwohl seine Freunde der Meinung sind, dass er seine Einstellung zum Geld, überdenken und sich stattdessen um Frau und Familie bemühen sollte, da Geld ja bekanntlicher weise kein Ersatz für Liebe ist.
Doch Jack sieht seine Situation völlig anders. Als er eines Tages zur Testamentseröffnung eines ihm nur wenig bekannten Adligen vorgeladen wird, fällt er aus allen Wolken, denn der verschiedene Adlige hat ausgerechnet ihn, Jack Dodger zum Vormund seines Sohnes Henry bestimmt. Dazu bekommt Jack das Stadthaus mit all seinem kostbaren Inventar darin. Doch einen Haken gibt es an der Sache- die Witwe.
Lady Olivia beschließt ihm zunächst spinnefeind zu sein, da Jack sich leider zunächst von seiner schlechtesten Seite zeigt und kein Hehl daraus macht, dass nun er das Sagen hat. So liefern die beiden sich einige hitzige Diskussionen. Doch als Lady Olivia bemerkt, dass Jacks schlechter Ruf nicht ganz seinem Verhalten entspricht; besonders einfühlsam und freundlich verhält er sich nämlich ihrem Sohn entgegen, verliebt sie sich Hals über Kopf in ihn. Kann sie den unnahbar wirkenden Mann denn tatsächlich dazu bringen, sie zu lieben?

Nach „Teuflisch verführt“ dem ersten Teil der Scoundrels of St. James Reihe, erzählt Lorraine Heath nun die Geschichte Jack Dodgers, der bereits im ersten Band, als interessante und vielschichtige Nebenfigur in Erscheinung trat. Diesmal bekommt man von der Autorin viel mehr Einblicke in seine Gedanken und Gefühlswelt geboten und kann so auch viel besser nachvollziehen, wieso Jack so besessen vom Reichtum ist und auch, was ihn zu dem harten Mann gemacht hat, der er für Fremde auf den ersten Blick zu sein scheint. Natürlich hat er auch einen weichen Kern, der jedoch tief verborgen in ihm schlummert, weil er bereits viel zu oft vom Leben enttäuscht wurde.

Lady Olivia ist eigentlich das genaue Gegenteil von Jack. Sie wuchs behütet auf, wurde jung und naiv, mit einem wesentlich älteren Mann, den ihr Vater bestimmt hatte, verheiratet und bekam relativ früh nach der Hochzeit den gewünschten Erben. Ein echtes Ehe- bzw. Liebesleben hat auch sie bislang nie kennengelernt, da sie und ihr Mann, nach der Geburt des Erben auf jegliche Zärtlichkeiten verzichteten, was sie damals sehr verletzte.
Obwohl sie Jacks machohafte Art, mit der er ihr begegnet, abgrundtief hasst und ihm dies auch unmissverständlich sagt, kann sie sich dennoch seiner Männlichkeit und Attraktivität nicht so ganz entziehen. Dennoch knickt sie gottlob nicht vorschnell ein, sondern bietet ihm ordentlich Paroli, was Jack zwar ärgert, aber auch insgeheim imponiert. Besonders Olivias Neigung, sämtliche Benimmregeln des tons einhalten zu wollen, treibt ihn anfänglich in den Wahnsinn, doch ich fand es sehr amüsant, zu lesen, wie ausgerechnet diese beiden, die unterschiedlicher nicht sein könnten, plötzlich entdecken, dass sie sich zueinander hingezogen fühlen.

Dabei verlässt sich die Autorin nicht wie viele andere ihrer Kollegen rein auf die sexuelle Anziehung, sondern vielmehr setzt sie auf viele gemeinsame Gespräche zwischen dem Heldenpaar, die glaubhaft vermittelt, für den Leser Nähe schaffen, sodass man schließlich nachvollziehen kann, wieso sich ausgerechnet diese beiden ineinander verlieben. Der Weg bis dahin ist sehr tiefschürfend und romantisch zugleich beschrieben, zudem liebe ich die regencytypische Ausdrucksweise und den ansprechenden Schreibstil von Lorraine Heath einfach und hoffe sehr, dass der Verlag auch weiterhin Romane der Autorin übersetzen wird, da sie zu den besten Autorinnen dieses Genres gehört.

KurzgefasstErneut ein starker Teil der "Scoundrel of St. James Reihe, der mich verzaubert hat. Romantisch, tiefsinnig und prickelnd zugleich. Meine Leseempfehlung!"

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