Nordlicht Nächte

Sophy Hester

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Originaltitel

Verlag: Independently published​​​​​​​
Ausgabe: ebook
Erscheinungsdatum: Dezember 2017

Genre: Historical

Rezensionen

Ankes Bewertung 04 05 Sterne.png

Es schwingt durchaus auch eine gute Portion Standesdünkel mit, als Lady Jillian Blythe nicht zu gegebener Stunde bei ihrem Bruder erscheint, um sich an einen Kaufmann verschachern zu lassen. Vor allem aber geht ihr dieser „Braut aus dem Hochadel“ gegen „Geld“-Tausch gegen den Strich. Schließlich war es nicht sie, sondern ihr Vater, und nach ihm ihr Bruder, die das Familienvermögen verspielt haben. Also macht sie sich auf sich eine Anstellung, als Gouvernante zu suchen und findet diese bei dem russischen Fürstenpaar Katscharows, in St. Petersburg.

Was sie nicht ahnt, bzw. was sie nicht geschert hat, ist, dass es jenem Kaufmann, Adair Stanham, keineswegs darum ging, eine adelige Braut zu kaufen, sondern um Jillian als Frau zu werben.

Adair hatte sie zuvor, von ihr völlig unbeachtet, auf beim Jagdausflug „kennenlernt“ und sich in sie verliebt. Dass Jillian ihn so ungesehen ablehnt und vor seinem Antrag flieht, kratz an seinem Stolz. Dennoch treibt ihn nicht Rache hinter Jillian her, sondern sein Beschützerinstinkt. Und eine Mission: Jillian seinen Antrag persönlich vorzutragen.

Was für eine arrogante Zicke, war mein erster Eindruck von Lady Jillian Blythe, der Hauptfigur von Sophy Hester „Nordlicht Nächte“, einem Buch, und damit auch einer Autorin, auf die ich durch Nicoles Rezension gestoßen bin.

Was für eine arrogante Zicke, zu denken, verspricht keinen guten Start für einen Roman. Und man sollte denken, dass ich damit nicht weit im Buch vorangekommen bin. Doch zu einem musste ich erkennen, dass ich mit meinem Urteil nicht besser dran war als Jillian und zum anderen hat mich Sophy Hester, mit ihrem wundervollen Erzählstil, vom ersten Satz an gepackt, sodass mir gar nicht möglich gewesen wäre, mit dem Lesen aufzuhören.

„Nordlicht Nächte“ ist eine unaufgeregte Liebesgeschichte und ich meine das absolut positiv, die im Stile eines MyLady-Romans geschrieben ist. Dabei wird praktisch kaum Wert auf intime Szenen gelegt, sondern fast beiläufig in die Geschichte eingebaut; was ich im Übrigen sehr angenehm zu lesen fand.

Wie die Geschichte sind auch die Figuren eher unaufgeregt. Der Held der Geschichte, Adair Stanham, ist nahezu perfekt. Zum Glück lassen ihn kleine Zweifel und Unsicherheiten etwas menschlicher wirken; wäre das nicht gewesen, wäre er womöglich beinahe „unerträglich“ perfekt gewesen.

Jillian ist in ihrer Naivität etwas anstrengender, macht das aber durch ihre nachvollziehbare persönliche Geschichte und die Entwicklung, die sie durchmacht, wieder wett. So ist es fast ein bisschen ein Coming out of age-Roman, in dem eine junge, unbedarfte und in der Welt nur wenig bewanderte Frau, aufgrund eines Familienstreits, sich aus ihrem beengten Umfeld herausbewegt und sich daran macht, die Welt kennenzulernen. Dass sie dabei herzlich vorgeht, Neuem gegenüber offen ist und auch ihre Fehler anerkennt, macht sie umso sympathischer.

War es also zunächst Sophy Hesters Schreibstil, der mich für die Autorin und ihre Geschichte gefangen genommen hat, konnte sie mich, nach den ersten holprigen Begegnungen mit ihren Figuren, im Verlauf des Buches, ebenfalls mit ihren Charakteren überzeugen. Diese wurde nämlich, je mehr ich über sie las und je besser ich somit ihre Beweggründe und Denkweisen verstehen konnte, mit jedem Satz sympathischer und wuchsen mir immer mehr ans Herz.

Kurzgefasst: Eine atmosphärisch dicht erzählte, charakterlich fein gezeichnete und entspannte historische Liebesroman-Romanze, die vergnüglich, unterhaltsam und höchst kurzweilig zu lesen ist.

Gelesen und rezensiert von Anke, im Januar 2018.

Nicoles Bewertung 05 Sterne.png

Lady Jillian Blythes Bruder genießt das Leben, wie einst sein Vater, in vollen Zügen. So ist es kaum verwunderlich, dass die Familie hochverschuldet ist. So kommt der Heiratsantrag des bürgerlichen, aber äußerst reichen Kaufmannes Adair Stanham gerade recht. Jillian, die fassungslos und verärgert zugleich ist, dass ihr Bruder sie dem Nächstbesten zur Frau geben möchte, fasst einen gewagten Plan. Sie bewirbt sich auf die Gouvernantenstelle eines russischen Fürsten in St. Petersburg, der Jillian mit Kusshand aufnehmen möchte, da sie nicht nur eine gute Erziehung aufzuweisen hat, sondern dazu auch im Rang fast ebenbürtig ist.

Jillians Überfahrt nach Russland verläuft angenehm, ihre Arbeitgeber sind freundlich und großzügig und auch in der fremden Stadt gewöhnt sie sich schnell ein. Dazu macht sie die Bekanntschaft eines attraktiven Kaufmannes. Sie ahnt nicht, wen sie da vor sicht hat…

Ich bin bereits seit Sophy Hesters Debütroman, ein kleiner Fan der Autorin, da diese sich einer wunderbaren, sehr regencytypischen Ausdrucksweise bedient und Sophy Hester dazu einen guten und mitreißenden Schreibstil besitzt. Allerdings sind ihre Romane eher mit klassischen Regencys vergleichbar, in denen es daher verständlicherweise eher züchtig zugeht. Das sollte man im Vorfeld wissen und natürlich ein Faible für Romane im Stile einer Georgette Heyer haben, dann wird man hier ganz auf seinen Kosten kommen. Der aktuelle Roman der Autorin, führt seine Leser diesmal ins mondäne St. Petersburg um 1819. Sehr lebendig und echt wirken die Beschreibungen der Stadt, sodass man beim Lesen das Gefühl entwickelt, man wäre selbst mit von der Partie und würde die Kälte, die Schneeflocken und die prächtig ausgestatteten Ballsäle mit eigenen Augen sehen. Und auch Jillian und Adair sind ein sympathisches Heldenpaar, in das man sich gut hineindenken kann. Zugegeben, ich hätte mir die Geschichte noch ein wenig dialogreicher gewünscht; vor allem, weil ich die Wortgefechte zwischen dem Paar so amüsant zu lesen empfand, doch ansonsten gibt es nichts auszusetzen, an diesem ansonsten wieder einmal wunderschönen und unterhaltsamen Roman. Mir haben die Beschreibungen des alten St. Petersburg im winterlichen Gewand sehr gut gefallen; nebenbei erfährt man auch einiges Interessantes über Land und Leute, wobei die Politik allerdings völlig ausgeklammert wird. Vielleicht hätte ein zusätzlicher politischer Aspekt für weitere Spannungsmomente gesorgt, doch auch so habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt von der Story. Stimmungsvoll fand ich übrigens auch die Bildchen, die vor manchen Kapiteln gedruckt waren.

Kurzgefasst: Wunderschöner, winterlicher Regency der Autorin, der seine Leser diesmal in russische Sphären entführt.

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