Delilah Marvelle
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Originaltitel: Prelude to a Scandal
Verlag: Cora
Ausgabe: ebook
Band: Historical Special 44
Erscheinungsdatum: Juni 2012
Genre: Historical
Teil einer Serie: Scandal 01
Klappentext
London, 1829. "Setzen Sie sich für die Freilassung meines Vaters ein - und ich gehöre Ihnen!" Der Preis, den die schöne Lady Justine an den berüchtigten Duke of Bradford bereit ist zu zahlen, kommt einem Skandal gleich! Denn es heißt, dass dem Duke kein noch so erotisches Spiel fremd ist, dass seine Sucht nach Befriedigung ihresgleichen sucht … Umso größer ist Justines Erstaunen, als der Duke ihr Angebot ablehnt und ihr stattdessen ein Heiratsversprechen abringt. Kann die Ehe mit dem notorischen Verführer gut gehen? Voll sinnlicher Leidenschaft, aber immer mit Justines Furcht im Herzen, dass der Duke ihr größtes Geheimnis errät?
Quelle: Cora
Ankes Bewertung
Nach der Diskussion (und Nicoles vernichtender Rezension) zu diesem Buch, bin ich mit allerhöchster Vorsicht an "Der Duke, der mich verführte" herangegangen. Es kam, dann doch nicht so schlimm wie ich befürchtet hatte, ja ich konnte mich stellenweise sogar richtig amüsieren.
Das war in der Hauptsache der Heldin Justine zu verdanken. Diese ist zwar höchst unkonventionell, war mir aber von der ersten Seite an sympathisch. Zumal ihr interessanter Hintergrund dem Handlungsablauf wenigstens etwas an Würze verlieh.
Ich empfand Justine als erfrischen anders und ich musste immer wieder über die Ansichten und Taten von Justine lachen. Ihr forsches Auftreten hat mir wirklich gefallen, auch wenn es realistisch betrachtet schon beinahe an Unverschämtheit grenzte - aber so lange der Held des Buches da mitmachte, sollte es mir auch recht sein.
Am wichtigsten war jedoch, dass in ihrem Fall für mich absolut nachvollziehbar beschrieben war, warum Justine so ist, wie sie ist. Im Gegensatz zu Radcliff, dem Helden des Buches. Ich verstand weder sein Verhalten, noch seinen wechselhaften, launischen Charakter und empfand ihn infolgedessen als höchst unsympathisch. Wobei ich gerne zugebe, dass die Figur durchaus ihre charmanten Seiten hat, aber ich kam einfach nicht näher an den Charakter heran, um diesen genießen zu können, er blieb mir fremd und unverständlich.
Ein echtes Problem hatte ich mit der Story - denn eine solche war nicht vorhanden, zumindest für mein dafürhalten. Es gab viel hin und her, wirre und für mich wenig nachvollziehbare Handlungen - insgesamt jedoch viel zu flach um zu fesseln. Dazu immer wieder langatmige Dialoge, die nichts dafür taten, einer möglichen "Story" Leben einzuhauchen oder sie voranzubringen.
Ich finde, dass Delilah Marvelle mit "Der Duke, der mich verführte" ihrem unkonventionellen Ruf gerecht wird, ich hätte mir jedoch von einer Autorin, die sich so toll im Netz zu präsentieren weiß, mehr Stil erwartet.
Kurzgefasst: Trotz guter Ansätze und einzelner interessanter und erfreulich unkonventioneller Figuren wirkte die Geschichte doch zu unausgegoren, um mich zu fesseln und zu begeistern. Für mich fehlte der rote Faden, sowie stimmiges und damit überzeugendes Handeln und Verhalten der (meisten) Charaktere.
Nicoles Bewertung
Justine lernte vor einiger Zeit den unbeschwerten und fröhlichen Lebenmann Radcliff, der Duke of Bradford kennen, in den sie sich Hals über Kopf verliebte. Von diesem Tag an schrieb sie ihm viele Briefe, die dieser jedoch nie beantwortete. Als Justines Vater, ein Wissenschaftler, eine Arbeit über das Thema Sodomie abliefert und der Öffentlichkeit preisgibt, ist die Gesellschaft über alle Maßen empört und entsetzt darüber, dass der Wissenschaftler der Meinung sei, dass die Homosexualität, genau wie bei Tieren auch, ein völlig normales sexuelles Bedürfnis darstellt und keineswegs krank oder abnorm sei.
Selbst Radcliff, einer der Geldgeber von Justines Vater, zieht sich zurück, als der Wissenschaftler ins Gefängnis geworfen wird. Doch Justine lässt nicht locker und bittet Radcliff innständig um Hilfe, damit ihr Vater aus dem Gefängnis entlassen wird. Doch ein Widersacher ihres Vaters, dessen Kind einst einem Triebtäter in die Hände fiel, will um jeden Preis verhindern, dass der Wissenschaftler durch eine Geldsumme ausgelöst werden kann und so steigt die „Kaution“ schließlich auf eine immense Summe an. Doch zu ihrer Überraschung erhält Justine diesmal eine Antwort auf ihr Schreiben und Radcliff verspricht ihr im Gegenzug, dass sie seine Frau wird, alles Menschenmögliche dafür zu tun, dass ihr Vater frei kommt.
Sein Verhalten und vor allem die Tatsache, dass er ihr bis zur Hochzeit nicht persönlich begegnen möchte, gibt Justine große Rätsel auf. Doch Justine wäre nicht Justine, wenn sie nicht vor der Hochzeit Klarheit schaffen würde und so sucht sie Radcliff in seinem Zuhause auf. Dort wird sie nicht nur mit einer frischen Narbe konfrontiert, die sich quer durch Radcliffs Gesicht zieht, sondern auch mit seinem nackten, frisch gebadeten, männlich attraktiven Körper, der sie wie magisch anzieht. Doch Radcliffs Verhalten ist äußerst mysteriös- es scheint fast, als ob er Angst vor großer Nähe hätte und aus einem offenen, fröhlichen Menschen ist ein düsterer, nachdenklicher und vor allem verschlossener Mann geworden. Kann Justine Radcliffs Geheimnisse lüften und werden die beiden schließlich ein glückliches Paar werden?
Es gibt Romane, die werden bereits vorab so hochgelobt, dass man ihnen gegenüber bereits vor dem Lesen eine große Erwartungshaltung entwickelt. Doch sehr oft, entpuppen sich solche Vorschusslorbeeren als übertrieben- wie es meiner Meinung nach auch bei „Der Duke, der mich verführte“ der Fall war. Ich habe mehr und mehr ein Problem mit sogenannten „neuen“ Autoren im historischen Liebesromanbereich. Das liegt meiner Meinung nach, vor allem daran, dass die Autoren nicht mehr in der Lage sind, eine authentisch wirkende historische Atmosphäre zu versprühen, weil die Dialoge der Protagonisten oder auch diverse, in den Roman eingebaute Szenerien, einfach zu modern wirken und man sich immer wieder beim Lesen fragen muss, ob man wirklich einen Historical in Händen hält, oder nicht doch einen Contemporary und selbst die Ausdrucksweise, die Umgangssprache der Akteure lassen in großen Teilen zu wünschen übrig. Wenn aber auch noch eine haarsträubend unglaubwürdige Handlung dazu kommt, wie es hier der Fall ist, ist meine Toleranzschwelle vollkommen ausgereizt. Dabei ist die Ausgangssituation erst einmal sehr interessant und im Ansatz glaubwürdig. Doch dass Justines Vater so einfach aus dem Gefängnis ausgelöst werden könnte und das, obwohl er sogar beim König selbst in Ungnade gefallen ist, ist völlig abwegig. Recht seltsam fand ich auch die Hintergrundgeschichte des Helden, ohne zu viel verraten zu wollen. Ein sexsüchtiger Held, der keiner Ausschweifung aus dem Wege gehen kann und sogar der Mätresse seines gewalttätigen Bruders nachstellt, bis es zur Katastrophe kommt, sich von nun an selbst Keuschheit gelobt, dann aber wiederum glaubt, nur durch die Heldin geläutert werden zu können- das war mir einfach viel zu konstruiert für solch eine ansonsten sehr leichte Liebesromankost.
Abstruser Höhepunkt war für mich die männliche, homosexuelle (nicht dass seine Frau verführt wird) Kammerzofe, die der Held für die Heldin einstellt, weil er befürchtet, dass seine Sexsucht ansonsten so weit gehen könnte, dass er weibliche Bedienstete verführt oder auch die hochschwangere, missbrauchte Mätresse von Radcliffs Bruder, die sich am Ende natürlich ebenfalls als homosexuell entpuppt und sich Hals über Kopf in Justine verliebt. Der einzige interessante Aufhänger für diesen Roman, nämlich die Tatsache, wie rückständig die Gesellschaft noch vor knapp zweihundert Jahren über Homosexualität dachte, bekommt dadurch, dass die Autorin auf Biegen und Brechen versucht noch ein paar („natürlich“ harmlose und unwichtige) homosexuelle Nebenfiguren in die Story einzubauen (wie interessant wäre es jedoch gewesen, wenn eine wichtige Nebenfigur mit Aussagekraft homosexuell gewesen wäre!), die sich natürlich alle überschwänglich bei Justine für den Artikel ihres Vaters bedanken, meiner Meinung nach tragischerweise fast Slapstickcharakter. Sehr schade!
Mit ihrer „Schreibe“ geht die Autorin eindeutig in Richtung „erotischer Historical“, denn ihr Held spricht in vielen Momenten sehr offen direkt und für meinen Geschmack auch etwas zu vulgär über gewisse sexuelle Bedürfnisse, aber dieser Punkt ist zumindest reine Geschmackssache des Lesers.
Die Liebesszenen sind etwas ausführlicher beschrieben als man es in einem normalen „Historical“ gewohnt ist, was im Kern ja zunächst nicht verkehrt ist. Und wem einfach der Sinn nach reiner erotischer Liebesromanlektüre steht, ohne große Ansprüche in Sachen historischer Hintergrund, Logik, sprachlichem Ausdruck oder ausgereifter Handlung zu stellen, wird hier wohl auf seine Kosten kommen.
Für mich persönlich war dieser Historical eine große Leseenttäuschung und auch die etwas bessere zweite Hälfte des Romans, als Radcliff Justine endlich gesteht, was ihm widerfahren ist und Justine versucht ihren Radcliff durch Liebe und Hingabe zu heilen , konnte die vielen Defizite nicht mehr ausgleichen. Mir fehlte an allen Ecken und Kanten mehr Tiefgang und vor allem mehr Romantik und ich kann ehrlich nicht nachvollziehen, wieso dieser Roman in den USA überhaupt erst positive Kritiken ernten konnte, so leid es mir für die Autorin auch tut.
Ich vergebe extrem selten 1-2 Bewertungspunkte, doch diesmal kann ich leider nicht besser bewerten und diese vergebe ich lediglich für die Ausgangssituation und für die sympathische, offene Heldin, denn auch der Held dieses Romans war eine wandelnde Katastrophe in meinen Augen.
Kurzgefasst: Nur für Fans erotischer Historicallektüre, die eine Vorliebe für moderne Schreibe und haarsträubende Geschichten haben!