Courtney Milan
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Originaltitel: The Duchess War
Verlag: Courtney Milan
Ausgabe: ebook
Erscheinungsdatum: Juni 2013
Genre: Historical
Teil einer Serie: The Brothers Sinister 01
Ankes Bewertung
Seit ihrem 12. Lebensjahr wurde Minne von ihren Großtanten dazu angehalten, sich still und zurückhaltend zu verhalten. Das geschah jedoch nicht aus Bosheit, sondern um Minnie zu schützen, die als Kind in den Fokus eines Skandals geraten war. Und obwohl sie ihre Tarnung perfekt beherrscht und Angst vor Menschenansammlungen hat, ist die kluge und wortgewandte Minnie alles andere als eine graue Maus.
Diese widersprüchlichen Eigenschaften fallen auch Robert Blaidsell, Duke of Clermont, auf. Er erkennt mehr in Minnie, als sie vorgibt zu sein und ermutigt sie sich zu erheben und nach oben zu schauen. Doch bevor Minnie es auch nur in Betracht zieht, sich von der, ihr so vertrauten Maske zu trennen, die, solange ihr Schutz war, tauchen erneut Probleme auf. Minnie wird beschuldigt, etwas den jüngst aufgetauchten aufrührerischen Schriften, die sich gegen die Fabrikbesitzer richtigen, zu tun zu haben. Sie ist zwar in der mildtätigen Arbeit um die Fabrikarbeiter herum engagiert, aber das kann sie nicht auf sich sitzen lassen und sie macht sich daran herauszufinden, wer die Flugblätter wirklich verteilt.
Robert ist auf einer Mission, als er Minnie kennenlernt. Er will das von seinem Vater verursachte Unrecht in den Fabriken wiedergutmachen. Zudem sind ihm Unregelmäßigkeiten bei der Rechtsprechung angeblicher aufrührerischen Fälle unter den Arbeitern aufgefallen, die es zu klären gilt. Und so gerne er den Adel und dessen Sonderstellungen auch abschaffen möchte, kann er hier doch als Herzog, außerhalb des Rechts, gefahrlos agieren.
Doch sein Plan geht nicht auf, denn die, die er am meisten liebt, wie Mr. Oliver Marshall, sein Halbbruder und natürlich auch Minnie, haben keinen adeligen Titel und können geopfert werden, wenn ein Exempel statuiert werden soll.
Die Novelle „Die Gouvernante und ihr geliebtes Ungeheuer“, die Vorgeschichte zur „The Brothers Sinister“-Serie, die ich mit so viel Genuss gelesen habe, hat mich erneut auf die Autorin aufmerksam werden lassen und die Serie in meinem Fokus gerückt. Was ein Glück, denn ich habe mich beim Lesen großartig amüsiert und freue mich schon auf die anderen Teile.
Bereits in der Novelle ist es mir aufgefallen, wie geschickt es der Autorin gelingt, trotz der Tiefe der Geschichte und den intensiven Charakter-Entwicklungen eine leicht, lockere und amüsante Atmosphäre zu schaffen, mit herrlichen Wortduellen und köstlichen beschriebenen Szenen.
So haben mir auch Robert und Minnie sehr gut gefallen. Ich empfand sie als wirklich sehr reizvolle und höchst sympathische Charaktere. Dabei haben mich ihre vielen Facetten besonders fasziniert, die Courtney Milan so meisterhaft miteinander zu verbinden weiß. So wirkt es nicht als Widerspruch, wenn ihre Figuren mal klug und mal naiv agieren, vielmehr ist es etwas, was sie zu wunderbar lebendigen Charakteren macht.
Komplex miteinander verstrickte Wendungen, scheinen ein Markenzeichen der Autorin zu sein, doch in „Der Herzog und seine geliebte Feindin“ sind es mir davon schon fast ein bisschen zu viele davon. Dabei ist es nicht so, dass es dick aufgetragen wirkt - tatsächlich schafft es die Autorin, die Fäden ihrer Geschichte stets in der Hand und in Balance zu halten. Doch für mich als Leser waren all‘ die Entwicklungen, die in der Geschichte stecken schon ein wenig überwältigend.
Kurzgefasst: ich bin wirklich glücklich, dass ich die Autorin für mich wiederentdeckt habe. Eine wunderschöne Liebesgeschichte, ebenso komplex und hintergründig, wie unterhaltsam und amüsant.
Gelesen und rezensiert von Anke, im März 2022.
Chris' Bewertung
Im ländlichen Leicester trifft der junge Herzog von Clermont, Robert Blaidsell, auf die zurückhaltende Minnie Pursling, die sich für die sozialen Bedürfnisse und Nöte der Fabrikarbeiter vor Ort kümmert. Minnie, die mit ihren Großtanten in bescheidenen Verhältnissen lebt, steht weit unter Robert. Zwar ist sie keine ausgemachte Schönheit, besitzt aber viel Herzenswärme, Verständnis für die Anliegen der noch Ärmeren in ihrer Umgebung, aber vor allem viel Verstand.
Es ist die Kombination von allem, die Robert anzieht. Und auch die Ahnung, dass Minnie ein Geheimnis hat, welches sie mit Zähnen und Klauen zu schützen versucht. Doch auch Robert ist nicht der, der er zu sein scheint. Gemeinsam mit seinem Halbbruder Oliver ist er für eine Weile nach Leicester gekommen, um dort das von seinem Vater angerichtete Unrecht an den Fabrikarbeitern wiedergutzumachen.
Diese wirklich bezaubernde Geschichte um Robert und Minnie liest sich sehr flüssig und spannend. Beide Protagonisten hüten so manches Geheimnis und liefern sich von Beginn an amüsante, aber auch spitzfindige Wortduelle. Während Minnie sich offen für die Armen engagiert, agiert Robert im Hintergrund. Und er ist es auch, der die Bevölkerung mittels Flugblättern zu organisieren versucht. Allerdings glaubt die Obrigkeit einen anderen Schuldigen gefunden zu haben, denn ein Herzog macht so etwas nicht!
Minnie, die mit 12 Jahren zu ihren Großtanten gekommen ist, führt zwar ein bescheidenes, aber durchaus glückliches Leben. Auch wenn sie sich gezwungen sieht zu heiraten. Robert hingegen kommt aus einem schrecklichen, unglücklichen Elternhaus. Für seine Eltern bedeutete er nicht mehr als eine Spielfigur um Macht und Geld.
Das zügellose Verhalten seines Vaters hat Robert vorsichtig werden lassen. Und doch überrascht der attraktive Herzog mit einem sexuellen Unwissen, das eigentlich nur Frauen dieser Zeit vorbehalten ist. Aber dazu will ich gar nicht mehr spoilern.
Courtney Milan hat einmal mehr ihr Talent beweisen und eine wunderbare Liebesgeschichte geschrieben. Beide Protagonisten haben Tiefe und ihr Charakter ist komplex. Doch so unglücklich ihre Vergangenheit auch gewesen sein mag, so verzweifeln sie nicht an ihrem Schicksal. Minnie ist wirklich eine sehr starke Frau, während Robert in manchen Situationen etwas unsicher und ungeschickt wirkt. Aber einfach nur, weil er es nicht besser weiß.
Neben der Geschichte gibt die Autorin auch noch Einblicke in das gesellschaftliche Leben und die Nöte der Arbeiter im industrialisierten England des 19. Jahrhunderts. Auch die Umbrüche in der Wissenschaft werden behandelt, jedoch bleiben diese Handlungsfäden eher vage und gehen nicht in die Tiefe.
Kurzgefasst: Eine wirklich berührende Geschichte mit einem ungewöhnlichen Heldenpaar.