Ich habe Amanda Quick bereits sehr früh in meiner Liebesroman-Leser-Karriere für mich entdeckt. Seitdem habe ich meine Lieblingsromane, allen voran „Die entfesselte Liebe des Viscount“ und „Verhext“ wiederholt gelesen, meine damaligen Notizen dazu, denn mehr waren meine 2-Sätze-Rezensionen nicht, jedoch nie überarbeitet.
Aus diesem Grunde habe ich mir 2023/2024 erneut eine Amanda-Quick-Re-Reading zur Aufgabe gemacht, dieses Mal jedoch mit dem Ziel meine Rezensionen der Autorin zu überarbeiten, bzw. noch fehlende hinzuzufügen.
Mittlerweile habe ich mich durch die Einzeltitel der Autorin gelesen und stelle fest, dass es das eine ist, über viele Jahre hinweg immer mal wieder einen Roman einer Autorin zu lesen, das andere, dies in einem kurzen Zeitraum hintereinander zu tun. Mir hat letzteres, nicht nur viel Spaß gemacht, sondern auch interessante Einblicke, in das Werk der Autorin vermittelt.
Für diesen Reading Guide habe ich zunächst die Einzeltitel der Autorin grob in drei Schaffensphasen unterteilt, das "Debüt", das "Amanda Quick-typische" und der "Suspense, mit Romance". In diese Rubriken lassen sich auch die Serien einteilen, der Übersicht wegen widme ich mich ihnen jedoch gesondert im Anschlussteil.
Verlangen aka Blume der Nacht (OT 1988)
Verführung aka Der Teufel von Hampshire (OT 1990)
Skandal (OT 1991)
Diese ersten Regency-Historicals der Autorin zeichnen sich vor allem durch ihre unerträglichen, augenrollend-nervigen, unsympathisch-arroganten Helden aus. Sie haben ihre beschützende und der Heldin liebevoll zugeneigten Seite noch nicht gefunden. Ihnen fehlt es noch an der Fähigkeit, deren Marotten und Eigenheiten mit einem Lächeln liebevoll hinzunehmen und sind noch darauf aus, sie so zu formen, wie es ihnen zusagt.
Amanda Quick-Heldinnen verfügen bereits von Anfang an über ihre Eigenheiten, ihre Ecken und Kanten. Leider sind sie in dieser "Phase" noch ein wenig zu unreif, sie neigen zum Schmollen und verhalten irrationaler als ihre Kolleginnen aus späteren Jahren.
In dieser ersten Phase sind die Romane noch ganz und gar Liebesromane. Vielleicht zeigen sie sich hier und da bereits ein wenig mystisch angehaucht, klassische Krimi-Elemente gibt es jedoch noch nicht.
Trotzdem sind diese Romane, meiner Meinung nach nur etwas für Fans und nicht für Leser, die die Autorin neu für sich entdecken möchten.
Rendezvous (OT 1991)
Die entfesselte Liebe des Viscount aka Entfesselt (OT 1992)
Verruchte Lady (OT 1992)
Gefährliche Küsse (OT 1993)
Süßer Betrug OT (1993)
Verhext (OT 1994)
Zärtliche Teufelin (OT 1996)
Geliebte Rebellin (OT 1997)
Die „Amanda Quick-typische Phase“ steht für die Regency-Historicals, zwischen 1991 und 1997, die ich als typische "Amanda Quicks" bezeichne und die ich bevorzuge. Denn auch wenn sie bereits über eingestreute mystische und mythische Momente verfügen oder dem ein oder anderen hintergründigen Krimi-Plot, so sind es in erster Linie Liebesromane.
Zwar werden die Liebesszenen zum Ende dieser Phase hin bereits etwas dünner, dafür verfügen die Heldinnen dieser Romane über eine neue Qualität. Sie sind natürlich immer noch die Originale, Blaustrümpfe und Reformerinnen, für die die Autorin bekannt ist, aber sie sind deutlich selbstsicherer geworden und lassen sich weder entmutigen noch von ihrem Ziel abbringen. Sie zeigen ihre charakterliche Reife eher zurückhaltend und an unerwarteter Stelle, deswegen erscheinen sie oberflächlich als naiv. Doch man sollte sie nicht täuschen lassen, diese Amanda Quick-Heldinnen verfügen über einen ausgezeichneten Menschenverstand und ein Rückgrat aus Stahl.
Ihre Macken und Eigenheiten können sie ein wenig anstrengend wirken lassen, doch viele davon machen ihrer charmanten Eigenschaft wieder wett, z.b. ihre positive Einstellung und ihre Bereitwilligkeit, immer für das Gute im Menschen zu kämpfen.
Auch die männlichen Hautprotagonisten haben sich verändert. Sie sind den Eigenheiten ihrer Auserwählten liebevoller zugeneigt und haben sich nicht nur ihrem Schicksal ergeben, ihnen wieder und wieder aus der Patsche helfen zu müssen, sondern sie genießen es gerade zu auch einmal den Helden spielen zu können.
Egal, welchen Titel dieser "Phase" man aussucht, er ist eine Empfehlung. Das gilt nicht nur für Leser, die die Autorin neu kennenlernen möchten, sondern auch für alle anderen. Hier findet man das, was „Amanda Quick“ ausmacht.
Nicht nur wegen ihres Settings stehen die beiden Mediäval-Romances der Autorin etwas Abseits.
Liebe ohne Skrupel (OT 1994)
Das bedingungslose Begehren der Lady aka Süßes Gift der Leidenschaft (OT 1995)
Denn es scheint so, als ob der Mediäval-Romance nicht unbedingt zu Amanda Quicks Stärken zu gehört, denn Ritter-Romantik kommt beim Lesen nicht wirklich auf. Und obwohl es in erster Linie Liebesromane sind, so treten hier doch ein Mordfall und eine Schatzsuche bereits deutlicher in den Vordergrund.
Auch wenn sie ebenso gutgeschrieben und unterhaltsam zu lesen, wie die Regency Historicals der Autorin, so würde ich sie Erstlesern, zum Einstieg nicht unbedingt empfehlen.
Geheimnis der Nacht (OT 2004)
Liebe um Mitternacht (OT 2004)
Riskante Nächte (OT 2007)
Soweit es die Einzeltitel der Autorin betrifft, markiert „Geheimnis der Nacht“ den Übergang vom Liebesroman zum „Suspense, mit Romance“. Grundsätzlich lesen sich diese Geschichte immer noch gut, sie aber nicht nur deutlich routinierter und austauschbarer geschrieben, sondern wirken insgesamt auch steifer.
Die Heldinnen haben zwar ihre forsche Tatkräftigkeit behalten, wirken darüber hinaus aber auch mitunter ungewohnt überheblich. Die männlichen Hauptfiguren hingegen haben einen Rückschritt erfahren und ähneln wieder mehr den arroganten Helden der „Debüt“-Phase. Dieser Eindruck mag sich aber auch durch die distanziert wirkenden und mechanischen Liebesbeziehungen erklären.
Zudem wirken die Suspense-Plots oft ein wenig orientierungslos. Was augenscheinlich dazu dienen soll, den Leser angenehm zu verwirren und von der richtigen Spur abzubringen, verliert sich oft in zu vielen Einzelsträngen, weswegen die Geschichten insgesamt eher unausgegoren und konstruiert wirken.
Ich würde diese Romane eher für Hardcore Fans der Autorin empfehlen, aber keinesfalls Einsteigern.
Aktuell muss ich die folgende, bisher nicht ins Deutsche übersetzte Titel ausnehmen. Ich habe es zwar vor, doch bisher habe ich die Romane nicht gelesen.
Otherwise Engaged (2014)
Garden of Lies (2015)
Til Death Do Us Part (2016)
1. Nur ein Earl kann helfen aka Im Sturm erobert (OT 1998)
2. Nur eine Lady kann widerstehen aka Verstohlene Küsse (OT 1999)
3. Nur ein Gentleman kann gewinnen aka Heißes Versprechen (OT 2000)
4. Verführung im Mondlicht (OT 2005)
Die einen Stöhnen und verdrehen die Augen bei der Erwähnung der Vanza-Serie, die anderen lieben sie. Tatsächlich ist Vanza schon ein wenig speziell. Das liegt nicht zuletzt an der Art und Weise der Autorin, tief in die von ihr erfundenen Welten einzutauchen. Ähnlich wie mit der von ihr kreierten, untergegangenen Kultur von „Zamaris“, die dem Leser in den Einzeltitel immer wieder begegnet, gibt es auch hier nur einen schmalen Grat zwischen genug und schon zu viel. Bedauerlicherweise neigt die Autorin dazu, diesen allzu oft zu übertreten.
Im 1. Teil spielt, die von der Autorin ersonnene Geheimorganisation der Vanza noch keine Rolle. Tatsächlich ist das Buch höchst amüsant zu lesen und sehr zu empfehlen. Im 2. Teil geht es um einen Ex-Vanza, der dem „diesen ganzen okkulten Unsinn“ (seine Worte, nicht meine) nichts anfangen kann und der Truppe den Rücken gekehrt hat, sich jedoch seinem alten Meister so verbunden fühlt, um ihm zu helfen. Auch hier ist noch kein Vanza-Overkill zu befürchten.
Fortsetzung folgt …
Suspense-Plots steht in der Serie im Vordergrund, dazu gibt es mystische und okkulte Anklänge, die auf der Vanza-Kultur basieren. Eine Prise Romance gibt es natürlich auch, doch der Liebesroman-Anteil geht im Verlauf der Serie immer weiter zurück und mündet schließlich in dem, was ich als „Suspense, mit Romance“-Phase bezeichnen, nur im Serien-Kontext.
1. Liebe wider Willen (OT 2001)
2. Im Bann der Leidenschaft (OT 2002)
3. Skandal um Mitternacht (OT 2003)
Die drei Teile der Serie drehen sich alle um Lavina Lake und Tobias March, die gelegentliche Partner und Liebespaar Kriminalfälle lösen. Die Romane sind als Suspense angelegt, die Hauptfiguren bleiben dabei eher blass und entwickeln sich nur wenig.
Fortsetzung folgt …
Kurzgefasst: Die Welt von Amanda Quick (und die der anderen Pseudonyme der Autorin) ist breit gefächert. Je nach persönlichem Lesegeschmack kann man sich Liebesroman, mit Suspense-Anteil oder Suspense, mit Romance-Anteil, wahlweise mit mythischen oder mystischen Elementen auswählen.
Die Romane zeichnen sich durch einen angenehmen, flott und unterhaltsam zu lesenden Stil aus. Bei ihrer Veröffentlichung ebenso wie heute begeistern die frischen Ideen der Autorin und ihre originellen Charaktere.
Dafür muss man sich auf recht modern geschriebene Liebesromane einstellen, bereit sein, die Macken ihrer Protagonisten hinzunehmen und hier und da ein Auge zudrücken, wenn die Autorin mal wieder zu tief, in die von ihr erfunden Welten eintaucht.
Ein „Amanda Quick“ lebt und atmet „historischen Liebesroman“ und gehört damit in jedes gut sortierte Happy End Bücherregal.
(Text: AS)