Elaine di Rollo
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Originaltitel: The Peachgrowers' Almanach
Verlag: btb
ISBN: 978-3442740512
Erscheinungsdatum: Juli 2010
Genre: Historischer Roman
Klappentext
Zu viel Gedankenfreiheit macht Frauen geschlechtsneutral – das behauptet zumindest Dr. Cattermole. Er weiß bestens Bescheid über das weibliche Gehirn. Auch über das der beiden energischen jungen Schwestern Alice und Lilian, die im England des Jahres 1857 gegen die Moralvorstellungen und das verkorkste Frauenbild ihrer Zeit ankämpfen. Und gegen die scheinheiligen Männer, die sie umgeben. Da ist ihr Vater, den eine ungeheure Sammelleidenschaft antreibt: Das monströse Haus ist mit Kuriositäten vollgestopft – für die Familie bleibt dabei kein Platz. Und da ist Dr. Cattermoles schüchterner Assistent, der kaum ein vernünftiges Wort herausbringt. Und schließlich ist da Mr. Fraser, ein Missionar, der Lilian nach Indien verschleppt. Nur dank eines ausgetüftelten Geheimplans gelingt den Schwestern ein unglaublicher Coup. So erbringen sie den Beweis, dass das weibliche Gehirn so durchschaubar gar nicht ist ...
Quelle: btb
Ankes Bewertung
Das Buch erzählt von zwei Schwestern, Alice und Lillian, die gegen ihren herrschsüchtigen und patriarchalischen Vater zu kämpfen haben. Während die jungen Frauen dem Treiben ihres Vaters Edwin Talbot scheinbar vollkommen ausgeliefert scheinen, so geben ihm dagegen die Zeit, das Jahr 1857 und die Gesellschaft in seinem Tun vollkommen Recht. So wird die eine Schwester nach einem "Fehltritt" aus dem Talbotschen Leben und Haushalt verbannt und die andere, ein "Blaustrumpf" (gebildete und deswegen unweiblich), zum medizinisches Versuchsobjekt für die kruden Theorien eines "Gelehrten" erkoren. Aber halt .... ich will nicht zu viel verraten.
"Handbuch für anständige Mädchen" ist eine bitterböse, mit beißender Ironie und einer ordentlichen Prise schwarzen, sehr englischem Humors ausgestattet - der Geschichte, über die "gottgegebene" Vorherschaft der männlichen Bevölkerung Mitte des 19. Jahrhunderts.
Zunächst aber hier meine gut gemeinte Warnung: Elaine di Rollos Debütroman ist nur unter bestimmten Voraussetzungen die passende und fesselnde Lektüre. Dazu gehört, dass man sich auf den besonderen Erzählstil des Buches einlassen, den zwischen den Zeilen versteckten Humor amüsant finden und sich an, den zum Teil, recht skurrilen Figuren erfreuen können muss.
Da alle diese Punkte auf mich zutreffen, war ich schon nach wenigen Seiten fasziniert und von der Geschichte total eingenommen. Ja, ich konnte sogar gar nicht mehr aufhören zu lesen! Zum einen wollte ich unbedingt wissen, was Edwin Talbots Gehirnwindungen noch so alles an Verrücktheiten "ausspucken" und ob am Ende - denn das war aufgrund der Eigenheiten des Vaters einfach nicht voraussehbar, alles gut für die Schwestern ausgehen wird.
So ernst auch die Themen, "Frauenbewegung" oder "Frauenrechtsbewegung" und der jahrhundertelange Stillstand an Wissenszuwachs in Sachen Medizin auch sind, die Elaine di Rollo in ihrem Roman vorführt, so gut habe ich mich doch mit den Abenteuern von Alice und Lillian unterhalten gefühlt.
Kurzgefasst: ein ganz besonderer, sehr unterhaltsamer und höchst fesselnder Roman.