Julia Ross
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Originaltitel: Night of Sin
Verlag: Bastei Lübbe
ISBN: 978-3404187300
Erscheinungsdatum: August 2008
Genre: Historical
Teil einer Serie: Wyldshay 01
Klappentext
Viele Jahre schon bereist Lord Jonathan den fernen Osten- immer auf der Suche nach exotischen Schätzen und neuen Abenteuern. Doch der Diebstahl eines wertvollen Fossils zwingt ihn dazu, nach England zurückzukehren. Dort hat der Dieb den begehrten Gegenstand einer jungen Frau anvertraut: kurz darauf wird er ermordet. Als die junge Dame, Miss Anne Marsh, in höchster Gefahr schwebt, wittert der Lord seine Chance. Unter dem Vorwand, um ihre Sicherheit besorgt zu sein, bringt er sie auf sein väterliches Anwesen. Obwohl Anne bereits einem anderen versprochen ist, kann sie sich dem erotischen Knistern nicht entziehen...
Quelle: Bastei Lübbe
Nicoles Bewertung
Als Miss Anne March, eine wohlerzogene, junge Frau und zudem streng gläubig erzogen, eines Tages ihre Tante besucht, wird sie auf dem Weg dorthin von einem Seemann, der kurze Zeit vorher einem an der naheliegenden Küste geankerten Schiff entstiegen ist, unsanft angerempelt. Da es zudem in Strömen regnet, misst sie diesem Zwischenfall nicht allzu viel Bedeutung bei und ist natürlich um so erstaunter, als sie bei ihrer Tante angelangt, feststellen muss, dass sich in ihrem Korb ein ihr unbekannter Gegenstand befindet.
Der Gegenstand entpuppt sich als Zahn eines Dinosauriers. Die Bedeutung des Gegenstands wird ihr jedoch erst in der Nacht deutlich- als hintereinander zwei Männer versuchen, in das Haus ihrer Tante einzubrechen. Den ersten kann sie in die Flucht schlagen, doch der zweite entpuppt sich als Lord Jonathan Devoran St. George, der sich jedoch als ihr Retter ausgibt und ihr und ihrer verdutzten Tante bei einer nächtlichen Teestunde den genauen Sachverhalt erklärt und auch, was es mit dem Saurierzahn und dem ersten Einbrecher auf sich hat.
Schnell wird Anne klar, dass sie sich nun, durch den Seemann, der ihr den Knochen in den Korb schmuggelte und kurze Zeit später ermordet wurde, in Gefahr ist, denn ein fanatischer Gegenspieler von Lord Jonathan und seine Helfershelfer gehen über Leichen, um in den Besitz des Fossils zu kommen, dessen wissenschaftlicher Wert für England und den Rest der Welt unbezahlbar wäre.
Um sie zu beschützen, bietet ihr der gutaussehende, verwegene Abenteurer an, sie zur Sicherheit zum Anwesen seiner Familie zu geleiten, bis die Sache sich aufgeklärt hat. Obwohl Anne größte Zweifel hat, denn sie fühlt sich auf Anhieb zu ihm hingezogen, stimmt sie dennoch zu. Schließlich ist sie verlobt mit einem freundlichen und gutmütigen Mann.
Während ihrer gefahrenvollen Reise, denn sie werden trotz diverser Ablenkungsmanöver seitens Lord Jonathans Cousins Guy, verfolgt, kommen sich die zwei so unterschiedlichen Menschen in gemeinsamen Gesprächen näher.
Dabei findet Jonathan, genannt Jack heraus, dass die verlobte, jungfräuliche Anne im Begriff ist, eine Ehe mit einem Mann einzugehen, den sie nicht liebt. Zudem ist sie überaus naiv und unerfahren in Liebesdingen- geschweige denn, dass sie jemals einen Mann nackt erblickt hat. Durch ihre Unterhaltungen ermutigt, hegt Anne den eigentlich unschuldigen Wunsch, dass Jack sich ihr nur einmal nackt zeigen soll, damit sie später von ihrem Wissen profitieren kann.
Doch obwohl Jack ziemlich sicher ist, sich sexuell zurückzuhalten zu können und immun gegenüber Annes Berührungen zu sein, werden beide von ihren aufgestauten Gefühlen überwältigt und schlafen miteinander. Die Folgen für Anne scheinen am nächsten Tag fatal zu sein. Was soll sie nur tun? Sie weiß ganz genau, dass Jack, der aus dem Hochadel stammt, für eine einfache Bürgerliche als sozusagen unerreichbar für sie gilt. Zudem liebt er sie nicht und will, nachdem die Angelegenheit mit dem Saurierzahn geklärt wurde, schnellstmöglich zurück ans andere Ende der Welt reisen....
Wie auch in ihren anderen Romances, gelingt es Julia Ross auch diesmal, bedingt durch ihren wunderbaren, ausdrucksstarken Schreibstil eine romantische Grundstimmung zu schaffen.
Außerdem gewährt sie dem Leser einen anschaulich geschaffenen, historischen Hintergrund und durch die feinsinnigen Dialoge der Hauptfiguren, bekommt man einen interessanten Eindruck über die strengen Moral- und Sittenvorstellungen, der damaligen Zeit vermittelt.
Lord Jonathan, genannt Jack, ist auf den ersten Blick ein typischer, oftmals zynischer Abenteurer, der zu tieferen Gefühlen nicht fähig zu sein scheint. Er verließ seine Familie vor Jahren, um auf Reisen zu gehen und fremde Kulturen kennenzulernen. Doch bestimmte Dinge, die ihm auf der Reise widerfahren sind, haben ihn innerlich verändert und verletzt.
Die Heldin des Romans, Miss Anne, ist eine ganz normale, durchschnittlich aussehende Frau und zudem gehört sie einem anderen Glauben an. Trotz strengster, moralischer Vorschriften, die die Kirche und auch die englische Gesellschaft einer jungen Frau in diesem Zeitalter als solchem vorschreiben, sehnt sie sich insgeheim nach Aufklärung und Abenteuern in ihrem ansonsten eher langweiligen Leben. Genau diese Dinge kann ihr Jack bieten, doch der Preis dafür ist sehr hoch.
Im Gegensatz zu anderen Romances, entschloss sich die Autorin in ihrer Erzählung zu einer gehörigen Portion Realismus, der sich in Gesprächen zwischen den Hauptfiguren widerspiegelt. Erfrischend anders fand ich es auch, dass Anne und Jonathan nach ihrem sexuellen Abenteuer nicht gleich in heftiger Liebe zueinander entbrannt sind, doch durch die Gepflogenheiten und Zwänge ihrer Zeit zusammen nach einem Ausweg aus ihrer Situation suchen.
Wie auch bei anderen Romanen der Autorin bin ich der Meinung, dass sie eigentlich keine typischen historischen Liebesromane, wie man sie anhand des „Nackenbeissercovers“ erkennen kann, verkörpern. Dafür sind sie sprachlich und auch durch die tiefgründige, intensive Handlung bedingt, zu komplex und andersartig, ohne andere Romances hiermit abwerten zu wollen. Ich würde diese Bücher eher Lesern empfehlen, die wie ich Spaß an Büchern haben, die durch eine wunderbare, poetische Sprache und Ausdrucksweise brillieren und die Romances bevorzugen, in denen eine Liebesbeziehung eher langsamer aufgebaut wird und wo die Liebesbeziehung zwischen den Hauptfiguren zum Mittelpunkt der Handlung gerät. Einziger Grund für meinen kleinen Punktabzug sind leichte Längen, denn ich bin der Meinung, dass man die Geschichte auch sehr gut innerhalb weniger Seitenzahlen hätte erzählen können.