Anne Stuart
Originaltitel: Shameless
Verlag: Cora
Band: Historical Spezial 50
Erscheinungsdatum:
Genre: Historical
Teil einer Serie: House of Rohan 04
Klappentext
Von amourösen Verwicklungen hält Viscount Benedick Rohan nichts! Der adlige Lebemann hat vor, eine sittsame, leidenschaftslose Frau zu heiraten, die ihm den ersehnten Erben schenken soll. Seinen erotischen Vergnügungen will er sich dann außerhalb des Ehebettes umso ungestörter widmen. Doch kaum beginnt Benedick seinen kühlen Plan umzusetzen, tritt Lady Melisande Carstairs wie ein Wirbelsturm in sein Leben. Was hat die aufregende junge Witwe vor? Will sie Benedick wirklich nur vor den dunklen Machenschaften seines Bruders bewahren? Oder ihn zu einem gefährlich sinnlichen Spiel verführen, das ihn bald all seine Vorsätze vergessen lässt …?
Quelle: Cora
Chris' Bewertung
Zwei Frauen hat Benedick Rohan bereits im Kindbett verloren, doch er braucht einen Erben. Und um diesen zu bekommen, muss er natürlich standesgemäß heiraten. Diesmal soll es eine schlichte und vor allem leidenschaftslose Frau werden sein und die Ehe soll eine Vernunftehe werden. In diese Überlegungen hinein lernt er die Lady Melisande Carstairs kennen. Die attraktive und vermögende Witwe lebt eher am Rande der guten Gesellschaft, da sie sich zum Ziel gesetzt hat, die gefallenen Mädchen und Prostituierten vor der ausbeuterischen Männerwelt zu retten und beschützen.
Melisande, die von der Gesellschaft auch spöttisch Lady Charity genannt wird, lebt nur noch für ihre gefallenen Mädchen. An Männern hat sie an sich kein Interesse mehr und auch keine hohe Meinung von ihnen. Viscount Rohan könnte ihr jedoch gefährlich werden. Und das weiß sie auch. Obwohl er rüde und herablassend ist, fühlt sie sich irgendwie zu ihm hingezogen. Und auch Benedick bekommt die schöne Frau nicht mehr aus dem Kopf. Zudem er sich auch noch von ihr um den Finger hat wickeln lassen und ihr Hilfe gegen den satanischen Bund zugesagt hat, bei dem angeblich auch sein jüngerer Bruder Brendan Mitglied sein soll.
Anne Stuarts ‘Helden’ stellen den Leser vor eine gewisse Herausforderung. Da es mein erstes Buch dieser Autorin ist, kann ich natürlich keinen Vergleich zu den anderen Büchern dieser Serie stellen. Allerdings ist Benedick ein sehr anstrengender, unfreundlicher und phasenweise extrem unsympathischer Held. Ich gestehe ihm eine gewisse Arroganz und Herablassung durchaus zu – da hat sich Anne Stuart wohl ganz gut am Zeitgeist dieser Epoche orientiert. Allerdings bräuchte man wohl viel Schleifpapier, um diese Ecken und Kanten ein wenig abzumildern.
Melisande hingegen ist ein ganz netter Charakter. Sie ist das, was man heute wohl als Gutmensch bezeichnen würde. Jedoch wird sie im Laufe der Geschichte immer unglaubwürdiger. Damit meine ich allerdings nicht das sexuelle Interesse an Benedick. Ihr frei geistiges Verhalten und ihre unüberlegten Taten passen einfach nicht in diese Zeit und selbst wenn man sich schon am Rande der Gesellschaft befindet, so kann man sich das nicht erlauben.
Generell ist für mich der Plot an den Haaren herbeigezogen. Dabei wäre die Ausgangssituation durchaus interessant gewesen. Die manchmal derbe Sprache und die unverblümten Gespräche über Sex und Prostitution haben mich weniger gestört, auch wenn dies in dieser Zeit kaum ein Thema zwischen Männern und Frauen der guten Gesellschaft war.
Leider kann ich diesem Roman nur einen Stern geben. Der Ansatz war gut, die Ausführung leider irgendwann absurd und unglaubwürdig.
Kurzgefasst: Leider ist das Heldenpaar zu unsympathisch und zu anstrengend, um über die Schwächen im Plot hinwegsehen zu können.
Kas Bewertung
Benedick Francis Alistair Rohan, der sechste Viscount Rohan, ist auf der Suche nach einer sittsamen, fügsamen Frau. Denn er musste bereits zwei Ehefrauen beerdigen und braucht nun unbedingt einen Erben. Natürlich wird er, nach dem Abschluss der Ehe, auch weiterhin sein Vergnügen bei anderen Frauen suchen. Der Viscount hat schon alles durchdacht und genau geplant, als plötzlich Lady Melisande Carstairs in seinem Leben Einzug hält und alles nur, weil er sich ein bisschen Vergnügen gönnen wollte mit niemandem anderen als einer der Frauen, die Lady Melisande unter ihre Fittiche genommen hat.
Die Witwe Lady Melisande, vom Ton mit spöttischem Unterton Lady Charity genannt, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Frauen und Mädchen von der Straße zu holen, um ihnen eine Erziehung angedeihen zu lassen, die es ihnen ermöglichen soll, in einem ehrbaren Beruf arbeiten zu können. Im Falle von Violet, die sich auf den Weg zu Benedick Rohan gemacht hat, um ihm zu Diensten zu sein, ist man sich als Leser jedoch nicht so sicher, ob sie das, was Lady Melisande für sie tut, eigentlich möchte. ^^ Als Melisande erfährt, was Violet vorhat, macht sie sich wutentbrannt auf den Weg zu Viscount Rohan, um ihn zur Rede zu stellen.
Als die beiden aufeinander treffen, fliegen die sprichwörtlichen Fetzen. Lady Melisande, die eigentlich die Nase von Männern voll hat, fühlt sich sehr zu diesem ungehobelten Mann hingezogen, wohingegen es Benedick mit Melisande nicht anders geht. Doch Melisande ist ganz anders, als sich Benedick seine Zukünftige vorstellt, noch dazu scheint sie jenseits des gebärfreudigen Alters zu sein. Trotzdem kann er nicht von ihr lassen. Und Melisande traut Männern seit einem Debakel sowieso nicht mehr über den Weg, wenn da nicht das Anliegen wäre, das Melisande an den Viscount zu richten hat: Sie benötigt, unbedingt seine Hilfe dabei, gegen den satanischen Bund vorzugehen, dem allem Anschein nach auch sein jüngerer Bruder angehört. Denn eine ihrer Schutzbefohlenen ist verschwunden und die Vermutung liegt nahe, dass der satanische Bund dahinter steckt.
"Im Sog der Sinnlichkeit" von Anne Stuart hat mir das ein- oder andere Grinsen entlockt, denn Melisande entspricht so gar nicht dem, was man von einer Witwe von Stand erwartet. Vielmehr ist sie ein Freigeist, der überall aneckt und Dinge tut, die eine Frau zur damaligen Zeit, wir schreiben das Jahr 1842, einfach nicht tat, auch wenn sie - wie Lady Melisande Carstairs - bereits am Rande der Gesellschaft lebte. Doch sie zieht ihr Ding durch, ob das nun glaubhaft ist, oder nicht, sei dahingestellt. Aber die Art und Weise, wie Anne Stuart die Verwicklungen und amourösen Abenteuer rund um Benedick, Melisande und den satanischen Bund beschrieben hat, haben mir gefallen. Erwähnenswert ist auch die Nebengeschichte, in der es um den jüngeren Bruder, ein Kriegsveteran, geht und Emma Cadbury, die nicht nur die rechte Hand und Freundin von Melisande, sondern - was erschwerend hinzukommt - eine ehemalige Bordell-Besitzerin ist. 4 Punkte für "Im Sog der Sinnlichkeit".
Kurzgefasst: Etwas skurril anmutender Historical, der mir trotz oder vielleicht eben wegen der weit hergeholten Freiheiten, die sich die Heldin gönnt, gefallen hat.