Sherry Thomas
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Originaltitel: Delicious
Verlag: Mira
ISBN: 978-3862783441
Erscheinungsdatum: Juli 2012
Genre: Historical
Teil einer Serie: Marsden Brothers 01
Klappentext
Unvergleichlich köstlich! Wer einmal von den Speisen der gefeierten Meisterköchin Verity Durant kostete, wird dieses Erlebnis nie wieder vergessen. Auch Stuart Somerset verfällt ihrem Bann – zumal die raffinierten Leckerbissen ihn machtvoll an eine bittersüße, verbotene Nacht erinnern, die er vor Jahren mit einer unbekannten Schönen verbrachte...
Quelle: Mira
weitere Ausgaben:
Titel: Köstlich wie dein Kuss
Verlag: Cora
ISBN: Historical Gold 231
Erscheinungsdatum: Januar 2012
Nicoles Bewertung
Verity hat einige Geheimnisse, die sie beharrlich vor ihren Mitmenschen verbirgt- eines davon führte dazu, dass sie von einem auf den anderen Tag gezwungen war, plötzlich in Armut und bürgerlichen Verhältnissen zu leben. Sie arbeitete schließlich als Köchin- was im Laufe der Zeit eher zur Berufung als zur Beschäftigung wurde, denn Veritys Begabung suchte stets seinesgleichen. Dann lernte sie eines Tages den Adligen Bertie kennen, dessen Leidenschaften neben schönen Frauen auch exquisites Essen einschlossen. Bertie und Verity führten eine sexuelle Beziehung, doch seine Köchin zu heiraten, wäre ihm nie dabei in den Sinn gekommen.
Veritys Situation verkomplizierte sich, als sie Berties Bruder, Stuart Somerset kennen und lieben lernte. Doch sie wagte es nicht, ihm die Wahrheit über ihre Herkunft und dass sie auch bereits mit seinem Halbbruder Bertie eine Beziehung führte, zu gestehen- selbst als Stuart ihr einen Heiratsantrag machte. Dafür hatte sie einen, wie sie glaubte, triftigen Grund. Bertie und Stuart hassten sich und eine Ehe mit einer berüchtigten Frau hätte Stuarts Karriere unwiederbringlich geschadet.
Seitdem ist viel Zeit vergangen- als Bertie unerwartet verstirbt, wird Stuart nun Alleinerbe und somit auch Besitzer von Fairleigh Park, einem prunkvollen Anwesen, das er nach der Todesnachricht seines Bruders, unverzüglich aufsucht. Verity arbeitet dort immer noch als Köchin und reagiert erschüttert, als sie erfährt, dass „ihr Stuart“ nun nicht nur dort leben möchte, sondern auch ins Auge gefasst hat, seine intelligente Freundin seit Kindertagen, Miss Lizzy Bessler zu heiraten. Das Kochen für den geliebten Mann, den sie seit Jahren nicht mehr persönlich traf, wird nun eine wahre Herausforderung für Verity, die sich immer noch nach Stuart verzehrt…
Sherry Thomas aktueller historischer Liebesroman stellt eine Herausforderung an seine Leser dar und wird diese höchstwahrscheinlich in zwei Lager spalten. Entweder liebt man diesen Roman, oder andernfalls, wird man spätestens nach der ersten Hälfte der Geschichte den Drang verspüren, den Roman beiseite zu legen, weil man einfach gelangweilt ist. Ich möchte gerne erläutern, warum das so ist. Zunächst einmal hat die Autorin einen sehr ausschweifenden, fast poetischen Schreibstil- wobei mir beim Lesen schnell Vergleiche zu Julia Ross Romanen kamen. Wer meinen Lesegeschmack kennt, weiß, dass ich normalerweise diese Art des Schreibens liebe und regelrecht begeistert bin, wenn sich Autoren der Zeitepoche, in der ihre Geschichte spielt, anpassen und dem Roman mit zeitgemäßer Ausdrucksweise den letzten Feinschliff verpassen. Doch in diesem Fall waren mir manche Passagen eine Spur zu schwelgerisch, ja beinahe lyrisch ausformuliert- etwa, wenn von Veritys zubereiteten Gerichten die Rede ist, die ein wenig zu überzogen und geschwollen ausgedrückt wirkten und wahrscheinlich nur eingefleischten Hobbyköchen und Gourmets ein verständnisvolles Nicken entlocken werden. Mir kamen in solchen Momenten auch immer wieder Assoziationen zum Kinofilm „Chocolat“.
Während die Autorin sich meinem Gefühl nach besonders viel Mühe damit gegeben hat, die besonderen Fähigkeiten ihrer Romanheldin in der Küche hervorzuheben, hat sie bei Veritys Charakterisierung leider die Zügel ein wenig zu sehr schleifen lassen- will sagen, die Heldin wirkte durch ihre vielen Lügen und Geheimnisse (auch was ihren unehelichen Sohn anging), zu keiner Zeit sympathisch auf mich. Stuart dagegen ist ein aufrechter, sehr freundlicher und aufmerksamer Mann, der von Beginn an klarmacht, dass er Verity über alles vergöttert und liebt. Doch ihm fehlen leider die besonderen Attribute, die einen Liebesromanhelden so besonders machen- er ist einfach nur nett. Zu keiner Zeit macht er etwas Unberechenbares; bleibt stets durchschaubar und Leser, die eine andere Meinung haben, mögen es mir nachsehen, langweilig. Ein weiteres großes Manko waren meiner Meinung nach die vielen Rückblenden in die Vergangenheit, etwa wenn sich Verity an ihre ersten Begegnungen mit Bertie oder Stuart erinnert, die für einige Verwirrung sorgen und viel Aufmerksamkeit vom Leser verlangen, damit man dem weiteren Verlauf der Geschichte folgen kann.
Nebenher wird eine weitere Liebesgeschichte erzählt, die für mich eigentlich das einzig Interessante an dem Roman war, da diese beiden Akteure, deren Geschichte nebenbei erzählt wird, einfach sympathischer und facettenreicher beschrieben waren.
Die Liebesszenen in diesem Roman sind erotisch und prickelnd, allerdings gab es in dem Roman eine Szene, die jeglicher Logik entbehrt- nicht was die Beschreibung angeht- eher was die Art der Inszenierung betrifft. Ich glaube kaum, dass sich eine Köchin ohne ausdrücklichen Wunsch ihres Arbeitgebers in dessen Wanne schleichen würde, um sich dabei auch noch recht ungezwungen der Selbstbefriedigung hinzugeben, obwohl sie jederzeit damit rechnen muss, dass jemand das nicht abgeschlossene Badezimmer betreten könnte. Und natürlich geht die Heldin dieser Beschäftigung völlig ohne Hintergedanken nach. Als der Held dazukommt ist er sehr angetan von dem erotischen Intermezzo, doch er schaut nur zu und bleibt standhaft. Wie langweilig.
Lange Rede- kurzer Sinn- Für den Schreibstil der Autorin, die geschliffenen Dialoge, für den gelungenen historischen Rahmen und nicht zu vergessen für die wunderbare Übersetzung würde ich sehr gerne 5 Punkte vergeben. Da meine Kritikpunkte jedoch überwiegen und gewisse Zutaten, die für mich zu einem guten Roman gehören, fehlten, (wie etwa eine fesselnde Geschichte, dreidimensionale Romanfiguren mit Ecken und Kanten, ein interessanter Held und weil auch die Romantik und Beschreibungen tieferer Gefühle nicht überzeugend transportiert wurden, um nur einige davon zu nennen) und ich mich zudem beim Lesen streckenweise sehr gelangweilt habe, habe ich mich entschlossen einige Punkte abzuziehen.