Kathleen Erin Hogg wurde 1939 in Louisiana geboren und ist 2007 in Minnesota verstorben. Sie war verheiratet mit einem Lieutenant der U.S. Air Force, hatte drei Söhne und starb mit 68 Jahren an Krebs, so ihre stark gekürzte Vita.
Mit ihrem 1972 im Original veröffentlichten „The Flame and the Flower“ (dt. Ausgabe „Wohin der Sturm uns trägt“) zählt Kathleen E. Woodiwiss zu den Pionierinnen des „Bodice Ripper“ (zu dt. „Miederreißer“). In den Anfängen dieser Formate von Liebesromanen war es üblich sexuelle Gewalt in romantisierter Form darzustellen. Wenn man einen dieser frühen Werke zur Hand nimmt, muss man auf Trigger, wie zb. Vergewaltigungen, die vom Helden ausgehen, vorbereitet sein.
Übrigens, die Bezeichnung „Nackenbeißer“ entstand als deutschsprachiger Pedant zum Begriff des „Bodice Ripper“. Sie wird heute jedoch nicht mehr ausschließlich in diesem Kontext genutzt, sondern bezieht sich vor allem „liebevoll“ auf alle „modernen“, vornehmlich historischen Liebesroman.
Mit seinen annähernd 600 Seiten war „The Flame and the Flower“ damals nicht einfach bei einem Verlag unterzubringen, wurde dann jedoch für den, der es gewagt hatte, nämlich Avon, zum Erfolg. Den ersten großen internationalen Erfolg feierte die Autorin mit „Shanna“, der im Jahr 1977 im Original veröffentlicht wurde; ein Roman, der nicht nur gefühlt, sondern tatsächlich noch mehr Seiten hat als „Wohin der Sturm uns trägt“.
Fragt man ältere Leser, die vor 1990 mit dem Lesen von Liebesromanen begonnen haben, so werden sich viele davon auf Kathleen E. Woodiwiss als ihren Einstieg ins Genre berufen und liebevoll an ihren ersten „Woodiwiss“ zurückdenken. Welcher das ist, individuell. Mein Lese-Debüt war auch ein Woodiwiss, nämlich „Wie eine Rose im Winter“.
Es muss Ende der 1980ziger gewesen sein, als wir eine Ausgabe 1984er Ausgabe von „Wie eine Rose im Winter“ 1984 aus dem Bertelsmann Buchclub auf dem Dachboden gefunden haben. Meine verstorbene Schwiegermutter war dort lange Mitglied. Somit habe ich es ihr, und dem Cousin meines Mannes, der mir das Buch mit den Worten: lies das, wird dir gefallen, in die Hand gedrückt hat, meine Leidenschaft für Liebesromane zu verdanken und damit auch Happy End Buecher.
In der Folgezeit habe ich alle Bücher der Autorin gelesen, bis auf „Die Rose von Cornwall“ und „Der wilde Ruf des Herzens“. Das war jedoch noch Prä-Happy End Buecher, sodass es keine Bewertungen aus dieser Zeit gibt. Und obwohl ich meine Lieblingsromane in den letzten 30 Jahren immer mal wieder gelesen habe, so stehen meine Rezensionen dazu weiterhin aus.
Kathleen E. Woodiwiss bedient sich einer altmodischen Sprache und eines ausgewählten Stils. Wegen seines Detailreichtums kann er jedoch auf den modernen Leser langatmig wirken. Liegt einem der Stil so kann man sich auf hervorragend ausgearbeiteter Geschichten freuen, die eine dichte und stimmige Atmosphäre vermitteln.
Woodiwiss' Romane spielen in unterschiedlichen Ländern, darunter sogar in Deutschland (Tränen aus Gold), und in verschiedenen Zeitepochen.
Dafür muss man hinnehmen, dass die Protagonisten typische Vertreter ihrer Zeit sind und entsprechend agieren. Dominierendes, arrogantes und machohaftes Verhalten sind dabei ebenso an der Tagesordnung, wie sich selbst in hilflose Situationen befördernde, naive Jungfrauen.
Woodiwiss'en Heldinnen können arrogant und äußerst zickig sein. Sie haben ihren Stolz und tragen der Kopf immer hoch, was ihnen positiv aus auch negativ angerechnet werden kann.
Erfreulicherweise sind sie jedoch keine totalen Hohlköpfe. Auch wenn ihre Ideen vielleicht nicht immer besonders gut durchdacht sind oder sie auch schon mal irrational agieren, so kann man von ihnen nicht behaupten, dass sie nicht auf ihre Art patent wären.
Kurzgefasst: Wer historische Liebesromane liebt, sich einer gewissen Entdeckerfreude rühmt und dazu bereit ist, weit in die Vergangenheit abzutauchen, dem sei Kathleen E. Woodiwiss ans Herz gelegt.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich auch heute noch alle Romane der Autorin genauso genießen würde, wie ich das von 30 Jahren getan habe. Doch für meine langjährigen Lieblinge: „Wie eine Rose im Winter“ und „Tränen aus Gold“, kann ich nach wie vor noch eine unbedenkliche Empfehlung ausstellen. Beide Romane halte ich für Leser, die die Autorin neu kennenlernen möchten, für geeignet.
Wer die hingegen die Extreme liebt und einen „Bodice Ripper“ in Reinform erleben will, dem sei „Der Wolf und die Taube“ empfohlen. Er soll sich jedoch hiermit gewarnt sein.