Eine sehr wichtige Lektüre, wenn man sich für die Hintergründe interessiert, ist das Buch "Die Ritter von Camelot" von Norma Lorre Goodrich. Sie ist eine emeritierte Professorin für französische Literatur und vergleichende Literaturwissenschaft und sie geht in ihrem Buch Fragen nach, wie "Wer war Artus?", "Gab es die Tafelrunde?", "Wo befand sich die Insel Avalon?".

Ihre Erkenntnisse zieht sie unter anderem aus dem Abgleichen diverser literarischer Quellen und alten Schriften, die keineswegs nur von Briten und Franzosen geschrieben wurden und ich kann dieses Buch allen interessierten Lesern nur wärmstens ans Herz legen.

 

WER WAR KÖNIG ARTUS?

Laut der Legende war er der Sohn von König Uther Pendragon und Igraine von Cornwall. Eine große Rolle in seinem Leben spielte zudem der mächtige Zauberer Merlin. Da sich um seinen Namen viele Legenden ranken, werden immer wiederneue Nachforschungen und Untersuchungen angestellt, um herauszufinden, welche historische Persönlichkeit Artus denn, sollte er existiert haben, gewesen sein könnte.

Da wäre da zum Beispiel der römische Ritter Lucius Artorius Castus, der im 2. Jahrhundert gelebt hat. Sein Sarkophag mit Inschriften wurde bei archäologischen Ausgrabungen in der Nähe von Split gefunden. Daraus geht hervor, dass er zunächst als Zenturio bei verschiedenen Legionen seinen Dienst verrichtete (im heutigen Bulgarien, Serbien, Albanien), bis er dann dank seiner militärischen Erfolge befördert wurde.

Als Praefectus in der Legio VI Victrix kam er ca.122 n.Chr. nach Britannien. Die Legion wurde nach und nach zerschlagen und erlitt mehrere herbe Verluste bei Kämpfen, doch Lucius Artorius Castus soll ein sehr mutiger und erfolgreicher Stratege gewesen sein- er wurde zum "Dux" ernannt und nach Aremorica (von keltisch are-mor, „vor dem Meer“), entsendet um dort einen weiteren Aufstand niederzuschlagen. Aremonica war die damalige geographische Bezeichnung für die nordwestliche Küste Galliens zwischen Sequana (Seine) und Liger (Loire), wo sich heute die Normandie und Bretagne befinden, was auch erklären würde, wieso auch die Franzosen der Meinung sind, Ursprungsland der Artuslegende zu sein.

Ein weiterer möglicher Kandidat könnte auch Riothamus, der im 5. Jahrhundert lebte, gewesen sein. Allerdings ist man sich nicht ganz klar, ob er wirklich so hieß, oder ob es sich dabei nur eine militärische Rangbezeichnung handelte. Er gilt als König der Brittonen.

Auch hier sind sich die Forscher nicht einig ob damit Engländer oder Franzosen gemeint sein könnten. (Britannier oder Bretonen?)

Wie dem auch sei- bekannt ist, dass Riothamus im Jahre 470 n.Chr. an einem Feldzug des weströmischen Kaisers Anthemius gegen Eurich, dem König der Westgoten teilnahm; der allerdings glücklos blieb. Er soll seinen schweren Verletzungen schließlich in der burgundischen Stadt Avallon erlegen sein.

Ambrosius Aurelianus war dagegen ein römisch-britischer Anführer, der im 5. Jahrhundert die Schlacht von Mons Badonicus gegen die Angelsachsen gewann. Er galt als charismatischer Anführer der seine Mannen zum ersten Sieg gegen die Angelsachsen verhalf.

In der "Historia Brittonum" findet sein Name nicht nur Verwendung, er wird verknüpft mit einer Geschichte, in der auch Zauberer Merlin vorkommt. In der späteren Artussage gilt Ambrosius Aurelianus als Sohn des Hochkönigs Konstantin, dem Nachfolger von Vortigern, älterem Bruder und Vorgänger von Uther Pendragon und als erstem Hochkönig, dem Merlin als königlichen Ratgeber zu Seite stand.

In alten Schriften wird immer wieder erwähnt, dass Artus mit Maximinian und Konstantin dem Großen verwandt gewesen sein soll. Entspräche das den Tatsachen und hätte Artus Konstantin in irgendeiner Weise ähnlich gesehen, muss man ihn sich optisch als sehr kräftigen, eher grobschlächtig aussehenden Mann vorstellen. Artus trug angeblich die Beinamen "Bär" oder "Hammer" was sich dann eventuell auf seine Statue bezogen haben könnte.

Er soll streit- und kampfeslustig gewesen und zudem auch ein grausames Naturell besessen haben (quelle:Werk des Nennius)

Laut des walisischen Historikers John Edward Lloyd, soll Artus ein Enkel von Cunedda Wledig, Gründer der königlichen Dynastie von Nordwales gewesen sein. Die Bezeichnung "wledig" bedeutet "Oberbefehlshaber" was wiederum der römischen Bezeichnung "dux" entspricht. Da Artus in den walisischen Schriften als "dux bellorum" benannt wird, entspräche das in Übersetzung in etwa "Feldherr von Britannien".

Die Autorin Norma L. Goodrich geht davon aus, dass der historische Artus ein Mann der Antike war und nicht der mittelalterlichen Welt. Höchstwahrscheinlich ist es, falls er wirklich aus dem Norden Britanniens kam, dass er Christ war, da das Bistum der Isle of Man schon vor Artus Geburt, im Jahre 447 vom heiligen St.Patrick gegründet wurde.

Laut der Autorin vermutet sie, dass Artus nach der Schlacht bei Camlan am Hadrianswall, bei Chamot Hill starb (ein Waldgebiet das heute Kershope Forest heißt) und danach zur Insel Avalon gebracht wurde.

Eng mit Artus verwoben ist auch die Geschichte über Ehebruch. So soll Guinivere ihn mit Lancelot betrogen haben, was weitreichende Auswirkungen und schließlich den Untergang seines Reiches zur Folge hatte. Doch diese Legende, auch was den Krieg zwischen Lancelot und Gawain betrifft wurde erst nachträglich und zwar nur in französischen Quellen bekannt.

Laut der Quellen hatte Artus mit Guinivere zwei Söhne. Lohot und Amhar. Artus hatte zwei Schwestern, einmal Anna die Frau des Stammeskönigs von Loth und die Mutter von Percival, genannt die Witwe von Camelot.

 

WANN HAT ER VERMUTLICH GELEBT, WENN ES IHN DENN GAB?

Mittlerweile gehen Forscher davon aus, dass er im fünften oder sechsten Jahrhundert n.Chr. gelebt hat, auch wenn die vielen Erzählungen über ihn erst ab dem 12. Jahrhundert (Geoffrey von Monmouth und Chretien de Troyes) oder später bekannt wurden (Sir Thomas Malory (1485).

Vom ursprünglichen Charakter des Artus, falls es ihn wirklich gegeben hat, wird wahrscheinlich leider nicht mehr viel übrig geblieben sein, wahrscheinlicher ist es, dass die Schreiber der Sagengestalt Charakter und Ritterlichkeit ihrer Zeit mitgegeben und zugunsten des Unterhaltungswertes ausgeschmückt haben.

In den "Annales Cambriae", den Jahrbüchern von Wales, soll es dagegen laut der Autorin Norma Lorre Goodrich, einen Beweis für Artus tatsächliche Existenz geben. Sie nimmt an, dass Artus um 475 geboren und im Jahre 542 nach Christus gestorben sei, denn nach 542 gab es keinerlei weitere Aufzeichnungen in den diversen alten Schriften. Unterstützt wird ihre These durch Behauptungen von zwei französischen Historikern (Turgot und Veremont)aus dem 18.Jahrhundert, die der Meinung waren, Artus sei während der Regierungszeit Justinians (483- 565) gestorben.

Auffallend viele adlige Personen trugen dann plötzlich den Namen Arthur- sehr ungewöhnlich, da dieser Name erst ab diesem Zeitpunkt "in Mode" kam, vorher existierte er gar nicht. Zwar wird Artus in den walisischen Quellen als "imperator" bezeichnet, was dem Rang Kaiser gleichgesetzt wurde, jedoch liegt die Vermutung näher, dass damit eher der Titel "Oberster Befehlshaber" gemeint wurde. Laut der ältesten Historiker soll Artus insgesamt 12 große Siege errungen haben. Sein größter Sieg war die Schlacht am Berg Badon.

 

WO HAT ER GELEBT?

Das "Wo" ist keinesfalls einfach zu beantworten, wieder einmal streiten sich hier die Engländer und die Franzosen. ;-)

Während die Engländer behaupten König Artus berühmter Hof "Camelot" wäre höchstwahrscheinlich bei "Tintagel" in Cornwall zu finden, (wobei die Burgruine aus dem 12. Jahrhundert stammt) gibt es auch einige Forscher, die der Meinung sind, es handele sich dabei um Caerleon (heute: Gwent in Wales, das römische Isca Silurum). Andere widerum vermuten Cadbury Castle in Somerset sei ursprünglich Camelot gewesen. Aber auch die Festungsanlage aus dem 5. Jahrhundert auf dem Glastonbury Tor gilt als "heißer Favorit".

Die Franzosen setzen den Zauberwald von Brocéliande dagegen, der sich in der Bretagne befindet. Brocéliande ist ein (Rest)Waldgebiet bei Rennes (ca.7000 Hektar) um das sich sehr viele Artus, Lancelot und Merlinmythen ranken. So sollen aus dem "Val sans Retour", (Tal ohne Wiederkehr) nur die Ritter zurückkehren, die ihrer/einer Frau treu sind. Die übrigen "Untreuen" soll keine geringere als Fee Morgane, die Halbschwester von König Artus, hinter unsichtbaren Mauern gefangen halten, weil sie einst selbst von einem Ritter betrogen wurde.

Orte wie Tréhorenteuc, Concoret oder Paimpont dienen als Ausgangspunkt für Wanderungen durch das Waldgebiet und im Schloss von Comper befindet sich ein kleines Museum dass den Besuchern die keltische Mythologie und die Entstehung der Artus-Sagen näher bringt.

Der See von Fee Viviane befindet sich in unmittelbarer Nähe des Schlosses- die Geliebte von Zauberer Merlin soll Merlin einst gebeten haben, ihr ein Schloss zu bauen, was er auch tat und zwar ganz aus Kristall. Um ihn vor den Blicken anderer Besucher zu schützen zauberte er den See gleich mit dazu. Viviane, die Herrin vom See zog laut Erzählungen eine sehr berühmte Figur der Artussage groß- und zwar Lancelot. In der Nähe der Ortschaft Le Buisson befindet sich schließlich das "Tombeau de Merlin", das angebliche Grab von Merlin, dem Zauberer.

Vor dem uralten Küstenörtchen Concarneau soll gar Avalon liegen, erzählen die Bretonen stolz, wobei aus „Avalon“ dann auch schon einmal „Atlantis“ wird.

Zitieren möchte ich an dieser Stelle auch nochmals die Autorin Norma Lorre Goodrich. Sie vermutet Artus Heimat bzw. seinen Wirkungskreis keinesfalls bei den oben erwähnten Orten, denn da Artus als unbesiegter Kriegsheld gilt, was große Schlachten angeht, durfte sein Gebiet während er regierte und lebte nicht von den Angelsachsen erobert worden sein. So schließt sie daraus, dass sich Artus Land bei Strathclyde, eine Grenzregion zwischen Nordwestengland und den Lowlands von Südschottland befunden haben mag.

In dieser Region liegen alle wichtigen Schlachtfelder der Antike. Einzig der Küstenstrich nördlich von York bis nach Berwick wurde in der Regierungszeit Artus von den Angelsachsen eingenommen, was laut Volksüberlieferung tatsächlich der Fall gewesen sein soll; Artus verlor York und Lancelots Vater Bamborough bei Berwick.

Ihrer Vermutung nach wurde Artus in Caerlaverock der Burg seiner Mutter am Solvay Firth bei der Stadt Carlisle geboren, denn ein britischer Gelehrter, R.L. Graeme Ritchie stellte nach Untersuchungen fest, dass sowohl Burg und Festungswall aus arthurischer Zeit stammen Der einstige britische Name lautete eventuell "Dun Dagel"; was dem kornischen Tintagel entsprechen würde.

Wo mag die Insel Avalon gelegen haben? Laut Norma L.Goodrich soll sich hinter Avalon die Isle of Man verbergen.

 

WER GEHÖRTE ZUR TAFELRUNDE?

König Artus umgab sich laut der Legende mit ihm treu ergebenen kampferprobten Mannen. Diese Namen fielen im gleichen Atemzug mit der Tafelrunde: Gawain (Gawan), Lancelot, Parzival, Tristam (Tristan), Galahad, Keie, Iwein (Iwein, Yvain), Mordred, Bors, Erec, Gareth (auch Beaumain, der Küchenritter genannt), Agravane, Geraint, Lamorak, Palamedes, Sir Aglovale Sohn Königs Pellinore von Listinoise, König Bagdemagus, Sir Bedivere (Bedwyr) , Sir Breunor, auch "La Cote Male Taile", Sir Cador, Sir Caradoc, genannt "Caradoc Vreichvras", oder "Caradoc Strong Arm", Sir Colgrevance, Sir Constantine Sohn des Cador wurde nach Arthurs Tod König, Sir Dagonet der Hofnarr, Sir Daniel , Sir Dinadan Sohn Sir Brunors Sr. und Bruder Sir Brunors le Noir 'La Cote Mal Taillée', Sir Ector Arthurs Pflegevater und Sir Kays Vater, Sir Ector de Maris Sohn König Bans von Benwick, Sir Elyan the White Sohn Sir Bors , Sir Gaheris, Sir Galeshin Sohn von Elaine und König Nentres ,Sir Gareth auch Beaumains oder Goodhands, Sir Gingalain zunächst genannt Sir Le Bel Inconnu Gawains Sohn, Sir Griflet, auch Sir Griflet le Fils de Dieu, König Hoel, König Leodegrance Guineveres Vater, Sir Lionel, Sir Lucan, Sir Meleagant, Sir Meliant de Lis , Sir Morholt , Sir Pelleas Gemahl der Lady vom See König Pellinore , Sir Sagramore le Desirous, Sir Safir Palamedes Bruder, Sir Segwarides Palamedes Bruder, Sir Tor König Uriens, Sir Ywain (Owain) Sohn Königs Uriens von Gore , Sir Ywain the Bastard, auch Uriens Sohn.

 

GAB ES EXCALIBUR?

In der Artussage vermag es nur ein Mensch das berühmte, magische Schwert Excalibur mühelos aus dem Stein ziehen zu können- Artus. Es gibt aber noch eine weitere Theorie, wie das Schwert in die Artussage passen könnte: Die Sarmaten, auch Sauromaten waren ursprünglich ein iranisches Reitervolk und siedelten sich am dem 6.Jahrhundert vor Christus und dem 4. Jahrhundert nach Christus im südrussischen und ukrainischen Steppengebiet (Sarmatien) an und verdrängten schließlich die vorherigen Bewohner die Skythen ganz. Sie hatten zahlreiche Riten; unter anderem verehrten sie ein im Boden steckendes Schwert was leichte Parallelen zur Artussage aufweist. Und kein geringerer als Lucius Artorius Castus befehligte sarmatische Lanzenreiter, sollte hier eine Verbindung zu sehen sein?

Fakt ist, dass nichts sicher ist. Alles was bis heute über Artus, sein Schwert und die Legende bekannt ist, basiert nur auf Vermutungen, verschiedenen Quellen und Überlieferungen; zum Teil mündlicher Art die zum Teil eher mit Skepsis zu betrachten sind, was den Wahrheitsgehalt angeht.

Nichtsdestotrotz ist die Artuslegende eine wunderschöne, romantische Erzählung, die bis heute die Menschen fasziniert und vielleicht, wie in jeder guten Geschichte, ist ja auch ein kleines Körnchen Wahrheit enthalten? ;-)

(Text; NG , Quelle: wikipedia.org)