Es ist leichter für schöne Frauen, keusch zu sein, als für keusch zu gelten. Madame Pompadour

 

Definition:

Mätresse, die, im 17. und 18. Jh., die oft einflussreiche Geliebte eines Fürsten
(Quelle: Der Brockhaus in 3 Bänden)

Mätresse (franz. Maitresse) , Geliebte, bes. von Fürsten
(Quelle: Bertelsmann Volkslexikon)

Synonyme:

Geliebte, Konkubine, Kurtisane, Gespielin, Freundin

 

Einfach verlieben und heiraten – für die Herrschaften der oberen Schicht war das damals nicht ganz so einfach.
Vor allem in Adelskreisen wurden Ehen unter ganz bestimmten Gesichtspunkten geschlossen; Geld, Macht und Rang waren die entscheidenden Kriterien zur Wahl des passenden Ehepartners.
Gefallen, Zuneigung oder gar Liebe spielten bei solchen Arrangements keine Rolle – zur Befriedigung solcher Bedürfnisse suchten die Männer eine andere Person auf: Ihre Mätresse.

Diese Frauen spielten mit ihrer Schönheit und setzten all ihren Charme ein, um sich einen spendablen "Gönner" zu angeln. Somit bestritten sie ihren Unterhalt und hatten die Möglichkeit in höhere Kreise auf zu steigen.
War die Ehefrau eine Notwendigkeit, war die Mätresse hingegen diejenige, die sich die Männer selbst erwählen konnten. Oft waren diese Arrangements nur von kurzer Dauer aber nicht selten entstanden auch Zuneigung und Freundschaft, was einigen Mätressen zu sehr einflussreichen Positionen verhalf.

Im Laufe des 16., 17. und 18. Jahrhunderts etablierte sich die Stellung der Mätresse am Hof. Sie war gesellschaftlich anerkannt und auch wenn das ehebrecherische Treiben als anstößig galt, blieb der Kirche und den Ehefrauen keine andere Wahl als die Geliebten zu tolerieren.

Der veraltete Begriff "Mätresse" wird auch heute noch gerne (meist abwertend) für die Geliebte eines verheirateten Mannes verwendet.

Berühmte Mätressen

Mary Boleyn: 16. Jh. Mätresse von Heinrich VIII, England

Geboren wurde Mary Boleyn zwischen 1499 und 1504 in Nordfolk.

Sie war Hofdame von Mary Tudor (Ehefrau von Ludwig XII) und später von Katharina von Aragon (Ehefrau von Heinrich VIII)

Bei ihrer Heirat mit William Carey (1520) fiel sie Heinrich VIII auf und wurde dessen Geliebte. Einige Jahre später tauschte der wilde Monarch sie gegen ihre eigene Schwester Anne aus und verbannte seine ehemalige Mätresse vom Hof. Aus dieser Verbindung soll auch ein Kind hervorgegangen sein. Die verwitwete Mary heiratete mit William Stafford einen verarmten Mann und trennte sich damit auch endgültig von ihrer Familie.

Am 9. Juli 1543 starb Mary Boleyn.

Madame de Pompadour: 18.Jh, Mätresse von Ludwig XV, Frankreich
Jeanne-Antoinette Poisson wurde 1721 in Paris als Tochter eines wohlhabenden Bürgerlichen geboren. Angeblich soll ihr in der Kindheit ihre Stellung als Königsmätresse vorhergesagt worden sein, woraufhin sie alles daran setzte dem König auf zu fallen.

1745 war sie als erste Bürgerliche am Ziel ihrer Bemühungen und wurde bald darauf sogar zur Marquise de Pompadour geadelt. Obwohl sie ihre Stellung oft verteidigen musste, blieb sie bis zu ihrem Tode die offizielle Mätresse des Königs. Die Marquise hatte großen politischen Einfluss und war eine bekannte Liebhaberin und Förderin der Künste.

Sie starb am 15. April 1764, nach langer Krankheit.

Marquise de Montespan: 17. Jh., Mätresse von Ludwig XIV, Frankreich

Françoise-Athénaïs de Rochechouart de Mortemart wurde 1640 in Lussac geboren.

Nach einer katholischen Erziehung wurde sie in jungen Jahren am französischen Hof eingeführt. Nach ihrer Heirat mit Louis-Henri de Pardaillan de Gondrin wurde sie zur Marquise de Montespan.
Durch Schönheit und Charme heiß begehrt, wurde sie im Juli 1667 offiziell die Mätresse von Ludwig XIV. Aus dieser Verbindung sollen mehrere Kinder entstanden sein.

Die Zuneigung des Königs gegenüber seiner Gespielin war nicht von Dauer und die Marquise wurde zu einer höfischen Intrigantin- bis hin zu schwarzer Magie und Giftmischerei.

Sie starb am 27. Mai 1707 in Ungnade.

(Text: HH, Quelle: wikipedia.org)

Von Mätressen und Ehefrauen

(von AS)

In diesem Sommer hat uns ein Spaziergang durch die Stadt ans Mannheim Schloss geführt und wir dürften lernen, dass diese Anlage, die zweitgrößte der Barockschlösser in Europa ist - nach Versailles! Oder besser gesagt war, da es der 2. Weltkrieg (und nicht nur der, auch die Franzosen, diverse Male), nicht gut mit der Anlage und Mannheim gemeint hat. Erst 2007 mit dem Abschluss der Bauarbeiten am Schlossmuseum, konnte die Wiederherstellung der Anlage gefeiert werden.

Das ist zwar an sich schon beeindruckend genug, aber richtig interessant wird es erst, wenn man sich den historischen Bewohnern zuwendet; die modernen Bewohner haben gestern gerade ihren Bachelor und ihren Master gefeiert. Einen herzlichen Glückwunsch dazu!

Also, 1720 siedelte Karl Philipp von der Pfalz seinen Hofstaat in Mannheim an und legt noch im selben Jahr den Grundstein zum Bau seines Mannheimer Schlosses.

Trotzdem finde ich, dass er damit ziemliche Nerven bewiesen hat, da bisher alle, an dieser Stelle zwischen Rhein und Neckar errichteten Festungen (zerstört im Dreißigjährigen Krieg), und Schlösser (zerstört 1664, damals eine recht einfacher Bau, und 1689, während des Pfälzischen Erbfolgekriegs) dem Erdboden gleich gemacht wurden, von der Stadt selber, die dieses Schicksal diverse Male zu erdulden hatte, ganz zu schweigen.

Umso faszinierender ist es, dass die Stadt bis heute ihre hufeisenförmige, in Quadraten angelegte Innenstadt (um 1600 von Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz geplant und in die Tat umgesetzt) behalten hat. Die auf Grund dessen übrigens wirklich interessant zu erkunden ist.

Aber zurück zu dem romantischen Blick auf die Vergangenheit, den ich euch versprochen hatte.

Karl III. Philipp von der Pfalz (Bild oben, 1661 - 1742) konnte lediglich fünf Töchter nachweisen, aber keinen (lebenden) Erben. Er hatte vielleicht deswegen schon früh ein Auge auf seinen entfernten Neffen Karl Theodor geworfen, dessen Erziehung er förderte. So heiratete der damals siebzehnjährige Karl Philipp Theodor (Bild links, 1724 - 1799) seine Cousine Elisabeth Auguste (Bild rechts, 1721 - 1794), 21, die älteste Enkelin des Kurfürsten Karl Philipp und wurde Nachfolger von Karl Philipp als Kurfürst der Pfalz.

Hatte Karl Philipp den Bau des Schlosses noch stetig vorangetrieben, so war Karl Theodor eher unstet bei der Sache und baute mal mehr mal weniger. Dafür hatte er andere Interessen, z.b. das Theater. Er holte Schiller (1759 - 1805, 1782 wurden Schillers "Die Räuber" in Mannheim uraufgeführt, worauf die Mannheimer unbescheiden stolz sind) und Goethe (1749 - 1832) nach Mannheim und ließ seine (unehelichen, eheliche hatte er keine) Kinder von Mozart (1756 - 1791) unterrichten und fand seine (zweite) Mätresse Maria Josepha Seyffert (1748 - 1771) als Statistin in der Oper.

Neben Klugheit, Anmut, Sanftmut, schätze Karl Theodor vor allem Diskretion bei seinen Mätressen. Maria Josepha Seyffert konnte mit all dem aufwarten und eroberte das Herz des Pfalzgrafen im Sturm. Das Paar hatte 4 Kinder, die Karl Theodor alle anerkannte, standesgemäß erzog, adelte und verheiratete.

Karl Theodor quartierte seine Mätresse im Quadrat A 1, im Haus Nr. 5 ein; dieser Bereich wurde von 1782 bis 1788 zum Palais Bretzenheim erweitert. Bretzenheim war das Adelsgeschlecht, zu dessen Ahnherrin Karl Theodor seine Maria Josepha erhoben hatte.

So musste Karl Theodor also einfach nur aus dem Fenster schauen und nachgucken ob seine Maria Josepha bereits ihren BH oder Reifrock oder was man damals so getragen hat, an die Brüstung des großen Salons in der Beletage, über der Hofeinfahrt gehängt hatte und wusste, dass es Zeit war loszuziehen. Naja, so ist es wahrscheinlich eher nicht gelaufen, doch eben mal kurz über die Straße herrüberrufen konnte er locker; zumindest wenn er dem Treiben im Ehrenhof, seinem Schlossvorplatz, kurzfristig Einhalt gebot.

Als historischer Liebesromanleser bin ich zwar belesen was den romantischen Blick auf die Mätressen betrifft, kenne mich jedoch generell nicht besonders gut aus. Aber ich fand es ziemlich spannend und auch irgendwie romantisch, dass jemand seine Mätresse so direkt vor dem eigenen Haus etablierte.

Hier habe ich euch einmal den Blick (aus der Haustür) von Karl Theodor auf Maria Josephas Haus fotografiert (ein wenig verdeckt durch Zaun und Bäume):

Mätressen Palais Bretzenheim.jpg

Palais Bretzenheim

Ob seine Ehefrau Elisabeth Auguste es toll fand direkt gegenüber der Mätresse ihres Mannes zu wohnen oder ob es ihr völlig egal war, schließlich war Maria Josepha nicht die erste und nicht die letzte Mätresse, ist leider nicht überliefert. Immerhin verhielt sich Karl Theodor ihr gegenüber soweit anständig, da er sie nicht verstieß, als sie ihm keinen lebendigen Erben schenken konnte, sondern hielt bis zu ihrem Tod zu ihr; wenn auch die beiden nach dem Tod des kleinen Erben nunmehr gänzlich getrennte Wege gingen.

Denn gewohnt hat Elisabeth Auguste nicht im Mannheimer Schloss, sondern mit großem Hofstaat in Oggersheim, wo sie aus dem dortigen Schloss einen blühenden Treffpunkt von Wissenschaft und Kunst erschuf und viele Feste, sowie Theater- und Musikvorführungen feierte.

Nur um das Thema abzuschließen: 1778 siedelte Karl Theodor infolge der Erbschaft von Kurbayern nach München über, wo er auch starb. Die Kosten für die Erhaltung des Mannheimer Schlosses wurden gesenkt und die Um- und Ausbauten auf Eis gelegt. Seine Frau übersiedelte nicht mit nach München, sondern blieb in Oggersheim, bzw. später in Weinheim wohnen, wo sie auch starb.

Ein letztes sehr pikantes Detail - ( ein Schelm der dabei Böses denkt ) - will ich euch noch erzählen: Nachdem Elisabeth Auguste verstorben war, die es sich hat gut gehen lassen, wie wir wissen, heiratete Karl Theodor, damals bereits siebzigjährig, die junge Maria Leopoldine von Österreich-Este (1776 - 1848), eine Enkelin von Maria Theresia von Österreich. Karl Theodor war damals nicht nur Pfalzgraf und Kurfürst von der Pfalz, Herzog von Jülich-Berg, sondern seit 1777 auch Kurfürst von Bayern und alles andere als beliebt bei den Münchnern, da half auch der Englische Garten nichts, den die Münchener "unserem" Pfalzgrafen zu verdanken haben.

Wie dem auch sei, die jungen Frau besaß das italienische Feuer ihrer Heimat, war aus heutiger Sicht gesehen sehr emanzipiert, temperamentvoll, wild und klug. Sie besaß viel Verhandlungsgeschick und hatte ein Händchen für Finanzen - und der Satansbraten verweigerte sich ihrem Gatten komplett. Keine Frage, auch diese Ehe, wenn überhaupt vollzogen, ich traue in der Hinsicht Maria Leopoldine so einiges zu, blieb kinderlos.

Zu ihrem Glück verstarb ihr Gatte bereits 4 Jahre nach der Hochzeit und die gut versorgte, fortan sehr lustige Witwe, machte es sich auf ihrer Sommerresidenz Schloss Berg am Starnberger See bequem und ließ ordentlich die Sau raus. Erst eine Schwangerschaft, die sie ins Exil zwang (schließlich hatte die Familie auch noch was zu sagen), dämpfte ihre Vergnügungssucht etwas. Der folgenden Einsamkeit entging sie im Jahr 1804 mit der (unstandesgemäßen, wie soll es auch anderes sein, einmal Rebell, immer Rebell) Hochzeit mit dem Graf Ludwig von Arco. Zwar brachte die Ehe drei Kinder hervor, war aber alles andere als glücklich und man ging zeitweise eigene Wege.

Was für eine spannende Frau! Wäre das nicht einmal eine Heldin für einen Liebesroman, natürlich ein Happy End vorausgesetzt? Maria Leopoldine, eine kluge Frau, die nicht einsehen wollte, dass sich nur die anderen amüsieren durften.

Hach, nun sage mir noch einer, dass Geschichte langweilig sei...