Was bedeutet das Wort „Wikinger“ eigentlich?
Wer waren sie?
Woher kamen Sie?
Waren die Wikinger wirklich nur gefürchtete Plünderer?
Wo ließen sie sich nieder?

Viele glauben, dass mit dem Begriff „Wikinger“ alle skandinavischen Völker gemeint sind, doch das stimmt nur bedingt. Mittlerweile sind die Forscher zu dem Schluss gekommen, dass sich das Wort von dem altnordischen Substantiv „víkingr“ (mask) ableitet, was soviel wie Seekrieger, der sich auf langer Fahrt weit von der Heimat entfernt”, bedeutet haben soll.
Hauptsächlich waren es junge Männer, die mit ihren Seefahrten zu Reichtum und Macht kommen wollten. Und natürlich lockten auch die Ferne und das Abenteuer. Nach ihren Seefahrten nahmen sie jedoch wieder den ihnen angestammten Platz in ihrer Heimat ein und ließen die Raubzüge sein. In „Sagas“, poetisch verfassten Versen, wurde von diesen mutigen Männern berichtet, die scheinbar verstärkt aus dem Ostseeraum kamen und Nordländer waren.

Runensteine aus dem 11. Jahrhundert in Skandinavien aufgefunden, berichten ebenfalls von Wikingern. Jedoch haben sie diesmal nichts mehr mit den einfachen Bauern gemein sondern werden als Männer mit Schwert und Ehre, bezeichnet.
Zur gleichen Zeit jedoch taucht das Wort „Wikinger“ auch in lateinischen Schriften verstärkt auf. Jedoch sind hier dann Seeräuber, oder Räuber im Allgemeinen gemeint.
In Quellen aus Westfranken jedoch taucht der Begriff „Wikinger“ niemals auf. Dort werden sie Normannen genannt und gelten als besonders grausam.

Das skandinavische Volk an sich, lebte hauptsächlich von der Landwirtschaft, Schaf und Rinderzucht, Fischfang und Handel. Und jeder Seemann, der sich im Sommer zu einer Handelsreise oder einer Plünderungsfahrt aufmachen wollte, musste im Frühjahr zunächst seine Felder bestellen, damit er nach seiner Rückkehr, die Bodenerträge ernten konnte.
Ihr Leben war das eines einfachen Bauern und auch ihre Kleidung war eher schlicht und dafür praktisch. Die Frauen trugen meist längere Unterhemden und darüber ein Kleid, das durchaus so lang sein konnte, dass es bis zum Boden reichte. Darüber trugen sie an kälteren Tagen einen Umhang, einen Schal oder eine Jacke. Gehalten wurde die Kleidung durch Spangen/Fibeln aus Bronze, Gold oder unedlen Metallen deren Optik und kunstvolle Verarbeitung meist auch auf den Reichtum der Besitzer schließen ließ.

Die Männer trugen zu Hemd und Hosen hauptsächlich Pelze, Felle oder grobe Wollumhänge. Befestigt wurde ihre Kleidung mit verstärkten Spangen oder einfachen Schnüren. Eine andere Befestigungsvariante für leichtere Umhänge waren Tierknochen. Im Gegensatz zur Kleidung ihrer Sklaven, waren ihre Kleidungsstücke meist bunt gefärbt und bestickt.
Gefertigt wurden die Kleidungsstücke von den Frauen. Familien, die durch Handelsreisen zu Reichtum gekommen waren, ließen die Materialien dazu von Sklaven bearbeiten, doch alle anderen verbrachten selbst einen Großteil ihres Tages mit dem Auskämmen der Wolle, dem Färben, dem Spinnen, dem Walken und dem anschließenden Zuschneiden und Nähen.

In jedem Dorf gab es unzählige Handwerksbetriebe, die die bei Raubzügen oder beim Handeln erworbenen Rohmaterialien mit großem Geschick zu kunstvollen Handelsgütern verarbeiteten und diese dann wieder weiter verkauften.

Wer der Meinung ist, die Wikinger wären nur gefürchtete Plünderer, Mörder und Vergewaltiger gewesen, der irrt gewaltig. Auch wenn es unter ihnen einige schwarze Schafe gab (wie bei jedem anderen Volk auch); der Großteil von ihnen war mehr auf den ehrlichen Handel aus und anderen Völkern gegenüber durchaus friedlich gesinnt.
Die Wikinger galten als überaus reiselustig. Sie befuhren verstärkt den Ost und Nordseeraum, doch bevorzugt auf eroberten Inseln ließen sie sich später nieder.
Ihre Spuren findet man nicht nur in Europa. Neuste archäologische Funde belegen, dass die Nordmannen selbst Nordamerika erreichten und dort kurze Zeit siedelten.
Diejenigen, die sich allerdings nur aufs Morden und Rauben verstanden, waren auch in ihrem Heimatland nicht mehr gut angesehen und durften nicht mehr zurückkehren.
Sie hatten durchaus einen strengen Ehrenkodex, der sich vor allem auf ihre Familie und Verbündete bezog. Raubzüge galten an sich nicht unbedingt als unehrenhaft, solange man sich bei Raubzügen darauf beschränkte, fremden Völkern reiche Beute abspenstig zu machen.

Am Ende des achten Jahrhunderts fielen sie dann über England her und begannen mit ihren Plünderungszügen. Ab ca. 879 wurde jedoch das erste Mal das Wort „Wikinger“ für die Nordmannen benutzt. Allerdings sind Forscher heute der Meinung, dass das Wort in Aufzeichnungen der Zeit zu wenig erwähnt wurde, um als gängig zu gelten. Das Ende der Raubzüge in England zeichnete sich ca. um 876 an und war um 918 vorbei.
Viele mittlerweile in England, Irland, oder den schottischen Inseln niedergelassene Nordmänner, nahmen durch die verstärkte Christianisierung dann auch den christlichen Glauben an.
Zu den wichtigsten Kämpfen der Sachsen gegen die Nordmänner gehört sicherlich auch der des Sachsenkönigs Alfred, der sie um 875 bei Ashdown besiegt hatte und den Normannen auch sonst mutig und entschlossen entgegentrat und ihnen herbe Verluste einbrachte.

In Frankreich war der letzte große Übergriff der Nordmannen im Jahre 911, angeführt von einen Nordmann, höchstwahrscheinlich ein Däne, der den fränkisch lateinischen Namen „Rollo“ trug. Er schloss mit Karl dem Einfältigen einen Vertrag ( Vertrag von Saint- Clair sur Epte) ließ sich taufen und bekam dafür ein Gebiet am Unterlauf der Seine als Lehen. Außerdem bekam er Poppa von Bayeux als Frau, mit der er eine Tochter (Adele, Herzogin von Poitou) und einen Sohn (Willhelm I.) bekam.
Rollos Sohn, Wilhelm I., genannt Langschwert war Graf von Rouen und Jarl der Normannen. Sein Sohn Richard I. genannt Ohnefurcht, wurde dann der erste Herzog der Normandie und zu seinen späteren Nachfahren gehören auch der spätere König von England, Willhelm der Eroberer, ein illegitimer Sohn von Robert I. der Normandie, der 1066 bei der Schlacht von Hastings seinen Anspruch auf die englische Krone erfolgreich untermauerte.

Das Wichtigste für den Wikingerkrieger waren neben seinen Waffen, sein Schiff. Es waren hauptsächlich Langschiffe unterschiedlichster Größe. Man schätzt, dass sich auf einem Schiff ca. 25- 50 Mann befanden. Bei einem Angriff auf Nantes im Jahre 843 zum Beispiel erwähnen Quellen um die 67 Schiffe.
Bei gutem Wind benötigte ein Wikingerschiff ca. eine Stunde für 18 Seemeilen. Die Wendigkeit der Wikingerschiffe waren bei ihren Feinden überaus gefürchtet.
Besondere Kampftechniken oder Strategien an Land wie sie zum Beispiel die Römer anwandten, sind von den Wikingern nicht überliefert. Bei Kämpfen benutzen sie zunächst Speere, Steine oder andere Waffen, bis sie sich dann ins Schlachtgetümmel zum Kampf Mann gegen Mann, stürzten. Waren sie unterlegen, zerstreuten sie sich schnell und versuchten sich dann einzeln zurück zu ihren Schiffen durchzuschlagen.
Zu ihren Stärken jedoch gehörten ihre ausgeklügelten Belagerungstaktiken.

Ihre Religion war eine ganz andere, als die unsere. Vor großen Kämpfen mit einem uneinsehbaren Risiko wurde zum Beispiel das „Losorakel“ befragt um zu erfahren, welche Gottheit sie bei ihrem Kampf begleiten und führen würde.
Zu den wichtigsten nordischen Gottheiten gehörten unter anderem Odin, Thor, Freya, Freyr. Es gab Opferfeste, bei denen männliche Tiere geschlachtet und verzehrt wurden. Dazu gab es selbstgebrautes Bier.
Sie aßen und tranken auf ihre Götter und baten um Beistand und Segen in allen möglichen Lebenslagen. Diese Feste konnten durchaus mehrere Tage dauern.
Diejenigen, die die Opfergaben darboten, wurden später auch verantwortlich gemacht, wenn trotz dieser Opfergabe zum Beispiel ein Ernteerfolg ausblieb.
Menschen wurden jedoch höchst selten geopfert.

Dänemark galt seit ca. 1035 als komplett christianisiert, Norwegen ebenfalls in dieser Zeit und Schweden bis ca. 1084. Dort gab es um 1066 nochmals ein Auflodern des alten Glaubens und in dieser Zeit wurden Christen unbarmherzig verfolgt.

(Text: NG, Quelle: wikipedia.org)