Hildegard von Bingen wurde im Jahr 1098 in Bermersheim bei Alzey, als zehnte Tochter des Edelfreien Hildebert von Bermersheim und seiner Frau Mechthild geboren. Im Alter von 8 Jahren wurde sie in die Hände der Klausnerin, Gräfin Jutta von Spanheim gegeben- dort erhielt sie ihre Ausbildung in den Bereichen Lesen, Schreiben, Handarbeiten und Musik.

Das Komponieren von Liedern gehörte auch später zu Hildegards Vorlieben. Sie verfasste im Laufe ihres Lebens ca. 70 selbstvertonte geistliche Lieder. Während ihres Aufenthaltes bei der Gräfin wurde deren Wohnstatt zu einem Benediktinerkloster und als die Gräfin im Jahre 1136 starb, trat Hildegard an ihre Stelle und wurde schließlich Äbtissin auf dem Disibodenberg.

Immer wieder wurde Hildegard von Visionen heimgesucht und eine (göttliche) Stimme befahl ihr, alles aufzuschreiben, was sie vernahm. Ab 1141 begann sie damit, ihr erstes Buch zu verfassen, in dem sie von ihren Visionen berichtete (Scivias «Wisse die Wege). Darin ging es unter anderem um die Schöpfungsgeschichte. Selbst Papst Eugen III. las aus diesem Buch im Jahre 1147 bei einer Zusammenkunft in Trier.

1147 war auch das Jahr, in dem sie ihr erstes Kloster auf dem Rupertsberg bei Bingen gründete. Durch ihren Bekanntheitsgrad wurde das Kloster mit reichen Gaben gesegnet.
Da die Zeiten überaus gefährlich und unsicher waren, suchte Hildegard immer wieder nach neuen Möglichkeiten um ihr Kloster zu beschützen. So stand sie selbst mit dem Kaiser Friederich Barbarossa in schriftlichen Kontakt, der später dann auch Schutzherr des Klosters wurde. Im Gegenzug wurde Hildegard von Bingen als Beraterin von Kaiser Barbarossa in
seine Pfalz Ingelheim einberufen. Bis im Jahr 1631 lebten die Nonnen in Frieden und Sicherheit, bis dann der Dreißigjährige Krieg ausbrach und sie vor den Schweden fliehen mussten.

Sie kombinierte in ihren Schriften die Lehre der Heilkunst aus der Antike mit den Erkenntnissen der Araber, der Benediktiner und der allgemeinen Heilkunst. Ihre Werke: Liber subtilitatum diversarum naturarum creaturarum (zwischen 1150 und 1165). Im 13. Jahrhundert geteilt und umbenannt in Physica» (Liber simplicis medicinae) / eine Aufzählung von Arznei- und Heilmitteln und Causae et curae/ über Behandlungsmethoden.

1165 gründete Hildegard von Bingen das heute noch bestehende Tochterkloster Eibingen auf der anderen Rheinseite gegenüber dem Rupertsberg.

Hildegard von Bingen machte zwischen 1158 und 1171 vier große Predigtreisen nach Würzburg, Bamberg, Mainz, Trier, Maulbronn, Hirsau und Zwiefalten. Immer wieder legte sie dem Volk und auch der Kirche nahe, Buße zu tun. Sie setzte sich für eine Reform der Kirche ein und das sehr nachdrücklich. Sie ließ sich von ihren Vorhaben die sie einmal gefasst hatte, sehr schwer abhalten, was ihr auch einen kurzfristigen Interdikt einbrachte. Ein Jahr vor ihrem Tod ließ sie einen exkommunizierten Edelmann auf dem Klosterfriedhof beerdigen und weigerte sich trotz des ausdrücklichen Befehls des Domherren aus Mainz, den Beerdigten wieder aus der geheiligten Erde zu entfernen. Als Begründung für ihre Weigerung gab sie an, dass der Verstorbene kurz vor seinem Tod gebeichtet hatte und seine Sünden bereute.

Nachdem das Interdikt verhängt worden war, beschwerte sich Hildegard bei Erzbischof Christian und das Interdikt wurde kurz darauf aufgehoben. Am 17. September 1179, nach einem langen Leben, starb Hildegard von Bingen schließlich im Kloster Rupertsberg. Ihre Reliquien werden in Eibingen aufbewahrt.

Sie galt als erste Vertreterin der deutschen Mystik des Mittelalters. Ihre Werke befassen sich jedoch nicht nur über Medizin und Musik wie erwähnt, sondern widmen sich auch den weiteren Themenbereichen Religion, Ethik und Kosmologie. Schon zu Lebzeiten galt sie als Heilige- im Jahre 1228 wurde dann der erste Antrag auf Heiligsprechung gestellt. Es gab dann ein offizielles Heiligsprechungsverfahren durch Papst Gregor IX. (1227-1241), das nicht vollendet wurde. Ohne Bekanntsein eines endgültigen Abschlusses erschien Hildegard von Bingens Name im Jahre 1584 im Martyrologium Romanum (Verzeichnis der offiziell Heiliggesprochenen der römisch-katholischen Kirche).

(Text: NG, Quellen; wikipedia.org, www.klostermedizin.de, www.forum-naturheilkunde.de)