Der einflussreichste Ritter der Plantagenets
- William Marshal; der erste Earl of Pembroke und seine Familie

William Marshal oder auch Guillaume le Maréchal (1144 - 14.05.1219) war ein sogenannter Anglo-Normanne.
Er war also Spross einer Familie, normannischer Herkunft. Sein Onkel war Patrick of Salisbury, 1. Earl of Salisbury aus dem Ersten Haus Salisbury. Dieser Patrick of Salisbury war ein enger Vertrauter des englischen Königspaares Eleonore von Aquitanien und Heinrich II. und für deren Sicherheit auf Reisen zuständig.
Nach seiner Ausbildung bei William de Tancarville, diente William ebenfalls dem Königspaar und trat etwas später in die Fußstapfen seines Onkels, nachdem dieser bei einem Überfall in Aquitanien, bei dem es William gelang die Königin zu retten, getötet wurde.
Im Jahre 1167 wurde er zum Ritter geschlagen und bestritt viele Ritterturniere die er stets gewann und die seinen Reichtum mehrten.
Er gelangte danach schnell zu Ruhm und Ehre und durfte sogar die vier Söhne des königlichen Paares in Waffenkunde und militärischen Bereichen unterrichten bzw. ausbilden und nach ihrer Ausbildung zum Ritter schlagen.

Als sich Richard Löwenherz im Jahre 1190 auf seinen nächsten Kreuzzug begab, erwählte er William Marshal in den königlichen Rat. Er sollte während Richards Abwesenheit Prinz John zu Seite stehen. Doch William und John mochten sich nicht sehr, da William schnell spürte, dass John im Gegensatz zu Richard sehr ehrgeizige, egoistische Ziele verfolgte, die dank Johns intriganten Ränkeschmieden dazu führten, dass William einem Fehlurteil aufsaß indem er John dabei unterstützte William Longchamp aus dem Königreich zu vertreiben.
Doch der Königs verzieh William Marshal und erwählte ihm auf seinem Totenbett sogar zum Haushofmeister von Rouen und des königlichen Schatzes während des Interregnum.

Nach dem Tode Richard Löwenherz unterstützte William auch den neuen König John Ohneland. Beide hatten jedoch ein sehr gespanntes Verhältnis zueinander.
Besonders in den Jahren als William, der in Frankreich ebenfalls Ländereien und Besitztümer hatte, dem französischen König Phillip II. huldigte.
Er fiel daraufhin bei John in Ungnade und bereiste in dieser Zeit mit seiner Frau seine Besitztümer in Irland und Wales, wo er auch in kriegerische Handlungen geriet. (1212)
Trotz ihrer Differenzen war es wiederum William der John im Jahre 1215 dazu überreden konnte, die Magna Carta, zu unterschreiben um weiterhin König bleiben zu können.
Danach stand William bis zum Tode Johns immer treu zu seinem König und versprach ihm sogar auf dessen Totenbett, dafür Sorge zu tragen dass Johns Sohn Heinrich III. der nächste englischer König würde.

Im November 1216 wurde William Marshal als Regent erwählt, denn der junge König Heinrich III. war mit neun Jahren noch minderjährig und nicht regierungsfähig.

William Marshals unerschütterliche Königstreue den Plantagenets gegenüber ist überliefert, zudem galt William als gefährlicher Kämpfer, kluger Stratege und als Sinnbild eines vorzüglichen Ritters.
Er überlebte sowohl Heinrich II., als auch seine Söhne Richard Löwenherz und Johann (John) Ohneland und krönte drei Jahre vor seinem eigenen Ableben den Nachfolger Johns, Heinrich III. der zu diesem Zeitpunkt noch minderjährig war.
Auch hier zeigte er große Klugkeit und Weitsichtigkeit, als er beschloss, den jungen König unter den Schutz des Papstes Honorius III. zu stellen.
Noch im hohen Alter gelang es William einen Aufstand englischer Barone niederzuschlagen und die französischen Invasoren unter Führung des Kronprinzen, späteren König Ludwig VIII. zu besiegen. Somit war die absolute Macht der Plantagentes in England wieder gesichert.

Seine jahrelange Königstreue zahlte sich aber auch für ihn aus. Kam er eigentlich aus eher bescheidenen Verhältnissen, sein Vater war zwar ein Ritter gewesen, jedoch mittellos, beschloss William sein Leben als einer der reichsten Barone im Land. Sein Verhandlungsgeschick, seine Zähigkeit und Ausdauer, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, galten als legendär.

Er war viele Jahre mit Isabel de Clare (1172-1220). , der zweitreichsten Erbin Britanniens und Tochter von Richard (Strongbow) de Clare, zweiter Earl of Pembroke und seiner Frau Aoife of Leinster, Tochter von Dermot MacMurrough, König von Leinster und More O'Toole, verheiratet . Isabel hatte einen jüngeren Bruder, der aber schon im Alter von zwölf Jahren starb und eine Halbschwester. Da sie nicht nur höflich, aufgeschlossen und intelligent war, sondern zudem auch noch sehr schön gewesen sein soll, war sie bei Hofe sehr umschwärmt. Natürlich bot ihre beträchtliche Mitgift dazu noch ein zusätzlicher Anreiz.

Der Titel des Earls of Pembroke ging nach Williams und Isabels Eheschließung auf William über, zudem noch sehr reiche Besitztümer und Ländereien in England, Wales, in der Normandie und Irland.
Obwohl die baldige Verbindung, einst von Henry II. versprochen wurde, konnte sie jedoch erst nach seinem Tod von König Richard Löwenherz 1189 legitimiert werden, der der Ehe seinen Segen gab.
Sie galt sie jedoch als glückliche Verbindung. Das Paar war sich in Liebe zugetan und hatte 10 Kinder die alle ihre Kindheit überlebten. (5 Töchter und fünf Söhne)
William wendete viel Mühe damit auf, die Ländereien und Besitztümer seiner Frau, Pembroke Castle and Chepstow Castle. zu sichern und zu erweitern und auch sehr vielversprechende Ehen für seine Kinder auszuhandeln, die ihre Machtposition weiter festigen sollten.
Auch in Williams Abwesenheit verteidigte Isabel erfolgreich ihre Besitztümer in Irland und galt genau wie auch William als Respektsperson. Isabel starb ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes im Alter von 48 Jahren in Wales und wurde in der Tintern Abbey in Monmouthshire beigesetzt.

Als William schließlich nach einem langen Leben seinen Tod nahen spürte, zog er sich auf seinen Besitz nach Caversham in Oxfordshire, in der Nähe von Reading zurück, wo er ein letztes Treffen der Barone anberaumte, um dafür Sorge zu tragen, dass der König auch nach seinem Ableben weiterhin geschützt würde.

Auf seinem Totenbett sprach er die Gelübde der Tempelritter, ein vor vielen Jahren während der Kreuzzüge gegebenes Versprechen, die besagten dass er von nun an seine letzten Tage und Stunden in Keuschheit zu verbringen habe und wurde nach seinem Tode in der Londoner Temple Church, einer anglikanischen Kirche, die eigentlich nur für die Ritter des Templerordens im 12. Jahrhundert gebaut wurde, beerdigt. Allerdings finden sich in den marmornen Särgen keine Gebeine mehr, man fand das während der Restaurierungsarbeiten nach dem 2. Weltkrieg heraus.
Seine marmorne Statue mit seinem Abbild ist jedoch immer noch vorhanden und zu besichtigen. Genauso wie er wurden auch später seine Söhne William und Gilbert in der Temple Church zur letzten Ruhe gebettet.

Kurz nach Williams Tod ließ sein ältester, gleichnamiger Sohn eine Biografie in Gedichtform seines Vaters mit dem Titel „L'Histoire de Guillaume le Marechal “ verfassen, damit man sich auch noch viele Jahre später an ihn erinnern sollte.
Zwar mögen manche kriegerischen Winkelzüge von William Marshal Auslegungssache sein, doch steht fest, dass er ein wichtiger Mann seiner Zeit war, der das wahre Abbild eines Ritters verkörperte und seinem Land und seinen Königen immer treu zur Seite stand.
Allerdings ist auch die Rede eines Fluchs, der die Marshal Familie getroffen haben soll- als Marshal während der Bürgerkriege in Irland Land in Besitz nahm und nicht mehr zurück gab, sagte ihm der Bischoff von Ferns voraus, dass alles Land was er innerhalb seines Lebens erbeuten würde, nicht an die männliche Linie weitervererbt werden würde und der Name Marshal somit aussterben würde.
Ob man an Flüche glauben mag oder nicht. Fakt ist, dass alle Söhne von William Marshal ohne männliche Nachkommen starben, die Ländereien aufgesplittet werden mussten und zusammen mit den Titeln an die Ehemänner der Töchter Williams und deren Nachkommen gingen.

Williams ältester Sohn und Erbe William starb sehr früh im Jahre 1231 und sobald der Titel auf die nächsten Brüder überging, starben auch sie sehr kurz darauf. Zunächst folgte Richard, drei Jahre später Gilbert, ein Mann der Kirche, der sich zu Ehren seines Vaters für den Titel und das Schwert entschied und im Jahre 1241 bei einem Sturz von seinem Pferd starb. Dem letzten überlebenden Sohn Anselm war auch kein Glück beschienen. Er starb im Jahre 1245, ebenfalls ohne männliche Nachkommen.

 

Die Kinder

Söhne

  • William Marshal, zweiter Earl of Pembroke (1190 – 6 April 1231), verheiratet mit Alice de Betun, Tochter des Earl of Albemarle; 23 April 1224 Eleanor Plantagenet, Tochter von King John I of England

  • Richard Marshal, dritter Earl of Pembroke (1191 – 16 April 1234), verheiratet mit Gervase le Dinant

  • Gilbert Marshal, vierter Earl of Pembroke (1197 - 27 June 1241), verheiratet mit Marjorie von Scchottland, jüngste Tochter von König William I. von Schottland; (2) Maud de Lanvaley.

  • Walter Marshal, fünfter Earl of Pembroke (c. 1199 – November 1245), verheiratet mit Margaret de Quincy, Enkelin von Hugh de Kevelioc, dritter Earl of Chester.

  • Anselm Marshal, sechster Earl of Pembroke (c. 1208 - 22 December 1245), verheiratet mit Maud de Bohun, Tochter von Humphrey de Bohun, zweiter Earl of Hereford.

Töchter und ihre Kinder

  • Mahelt Marshal (1194 – 27 March 1248), 1. Ehe mir Hugh Bigod, dritter Earl of Norfolk; gemeinsame Kinder: Roger Bigod, vierter Earl of Norfolk, ca. 1209 geboren. Starb kinderlos / Hugh Bigod (1211-1266), Justiziar von England. Heiratete Joan de Stuteville / Isabel Bigod (ca.1213 geboren), verheiratet mit John FitzGeoffrey, Lord of Shere / Ralph Bigod (geboren ca. 1215) /// 2. Ehe: William de Warenne, sechster Earl of Surrey; gemeinsame Kinder: John (1231-1304) übernahm nach dem Tode des Vaters den Titel eines Earls / Isabel de Warenne (ca. 1228 - 1282), heiratete Hugh d'Aubigny, fünften Earl of Arundel. /// 3. Ehemann : Walter de Dunstanville

  • Isabel Marshal (9 October 1200 – 17 January 1240), 1. Ehe Gilbert de Clare, fünfter Earl of Hertford; gemeinsame Kinder: Agnes de Clare (b. 1218) / Amice de Clare (1220–1287), heiratete den sechsten Earl of Devon / Richard de Clare, sechster Earl of Hertford (1222–1262) / Isabel de Clare (2 November 1226– 10 July 1264), heiratete den fünften Lord of Annandale; durch Tochter Isabel, wurde sie Großmutter von Robert the Bruce / William de Clare (1228–1258) / Gilbert de Clare (b. 1229), ein Priester /// 2. Ehe mit Richard Plantagenet, Earl of Cornwall & deutscher König; gemeinsame Kinder: John of Cornwall (31 January 1232 - 22 September 1233) / Isabella of Cornwall (9 September 1233 - 10 October 1234) / Henry of Almain (2 November 1235 - 13 March 1271), ermordet von seinen Cousins Guy und Simon de Montfort / Nicholas of Cornwall (b. & d. 17 January 1240 Berkhamsted Castle), starb kurz nach seiner Geburt im Kindbett mit seiner Mutter.

Isabel und Richard sind auch als Nebenakteure in „Glühender Saphir“ und „Nacht der Verführung“ von Virginia Henley zu finden.

  • Sibyl Marshal (c. 1201 - 27 April 1245), Ehe mit William de Ferrers, fünfter Earl of Derby; gemeinsame Kinder: Agnes Ferrers (gestorben 11 Mai 1290), verheiratet mit William de Vesci / Isabel Ferrers (gestorben vor dem 26. November 1260), verheiratet mit (1) Gilbert Basset, of Wycombe, und (2) Reginald de Mohun / Maud Ferrers (gestorben 12 März 1298), verheiratet mit (1) Simon de Kyme, (2) William de Vivonia, und (3) Amaury IX of Rochechouart / Sibyl Ferrers, heiratete Sir Francis oder Franco de Bohun, ein Vorfahr von Daniel Boone / Joan Ferrers (gestorben 1267), verheiratet mit (1) John de Mohun und (2) Robert Aguillon / Agatha Ferrers (gestorben im Mai 1306), verheiratet mit Hugh Mortimer, of Chelmarsh / Eleanor Ferrers (gestorben 16 October 1274), verheiratet mit (1) William de Vaux, (2) Roger de Quincy, Earl of Winchester und (3) Roger de Leybourne,

  • Lady Eva Marshal (c. 1204 - 1246), verheiratet mit William de Braose, Lord of Abergavenny; gemeinsame Kinder: Isabella de Braose (geboren 1222), verheiratet mit Prince Dafydd ap Llywelyn. Sie starb kinderlos / Maud de Braose (1224-1301) 1247, heiratete sie Roger Mortimer, erster Baron Wigmore, sie hatten zwei Kinder Edmund Mortimer, zweiter Baron Mortimer und Isabella Mortimer, Countess of Arundel / Eleanor de Braose (1226-1251). Ungefähr im August 1241, heiratete sie Humphrey de Bohun. Sie hatten zwei Söhne, Humphrey de Bohun, dritter Earl of Hereford und Gilbert de Bohun, und eine Tochter, Alianore de Bohun / Eve de Braose (1227- 28 July 1255) verheiratet mit William de Cantelou

  • Joanna Marshal (1210 - 1234), verheiratet mit Warin de Munchensi (d. 1255), Lord of Swanscombe

 

Lesetipps

Sachbuch
Georges Duby - Guillaume le Maréchal oder der beste aller Ritter. Suhrkamp, ISBN 3-518-39302-2
Christian Balling - Der Ritter der Könige. Schneekluthverlag, ISBN-13: 978-3795116682

Historische Romane
Elizabeth Chadwick: Der Ritter der Königin. Blanvalet - 2008. ISBN 978-3-442-36903-4
Elizabeth Chadwick - Der scharlachrote Löwe (Nicole)
Katia Fox - Das kupferne Zeichen, Bastei Lübbe, ISBN-13: 978-3404157006
Katia Fox - Der silberne Falke, Bastei Lübbe, ISBN-13: 978-3404159871
Mary K. Pershall - Dawn of the white Rose, Berkley, ISBN-13: 978-0425079614
Graham Shelby - Der ertrinkende Eber, Schneekluth Verlag, ISBN-13: 978-3795104566
Graham Shelby - Ritter der Finsternis, Schneekluth Verlag, ISBN-13: 978-3795102913

Liebesromane
Virginia Henley - Der Falke und die Lilie (Susanne)
Virginia Henley - Glühender Saphir (Susanne)
Virginia Henley - Nacht der Verführung (Susanne)

 

(Text : NG, Quelle: wikipedia.org, www.williammarshal.com)