Rezensionen

Nicoles Bewertung 04 Sterne.png

Rafe Morgan, U.S. Marshall, ist auf der Suche nach einer Kriminellen, die sich im indianischen Grenzgebiet aufhalten soll. Ein Paradies für Gauner und Ganoven, denen die besonderen Gesetze, die hier herrschen, besonders zupass kommen. Auf seiner Reise macht Rafe Halt in einem Saloon, wo er die Gesuchte schließlich findet. Lady gibt gerade einen ihrer legendären Auftritte und bezaubert alle männlichen Besucher des Ortes mit ihrer rauchigen Stimme. Auch Rafe ist fasziniert von der attraktiven Frau und ihrem Gesang, doch er ist professionell genug, als das er genau weiß, was er hier an Ort und Stelle zu tun hat. Als er Lady verhaften will, entpuppt sich die schöne Frau als äußerst ausgeschlafenes und intelligentes Geschöpf. Ehe sich Rafe versieht, ist Lady entkommen und er selbst in den Händen von Gangstern, die ihn lynchen wollen. Doch Lady bekommt Gewissensbisse und rettet ihn, diesmal in Männerkleidung, in letzter Minute vor seinen Häschern. Während Rafe Lady jedoch immer noch vor Gericht bringen will, hofft diese wiederum, dass er ihr helfen wird, die Männer zu finden, die einst ihre Eltern töteten, damit sie Rache nehmen kann…

Ich weiß gar nicht, wie lange es schon her ist, dass ich zuletzt eine WildWest Romance las. Mit Sicherheit schon viele Jahre, denn dieses Genre wird von den Verlagen zur Zeit ziemlich vernachlässigt, was eigentlich sehr schade ist, da es durchaus interessante Historicals gibt, die in dieser Zeit spielen. Und so stieß ich schließlich auch auf eine Weltbild Verlag Novität der Autorin Jane Archer, deren Roman im Original im Jahre 2012 erschien.

Man merkt diesem Roman zugegebenermaßen an, dass er nicht mehr viel mit den WildWest Romances früherer Jahre zu tun hat, da sich die Protagonisten auf eine manchmal sehr moderne Art und Weise unterhalten (wobei ich in diesem Fall vermute, dass es auch an der Übersetzung liegen könnte) und sich auch nicht unbedingt so verhalten, wie man es von Personen ihrer Zeitepoche erwartet. So ist „Lady“ eine unglaublich emanzipierte toughe junge Frau, die von ihren Fähigkeiten schon fast vergleichbar ist mit einer Lara Croft im Wilden Westen wohingegen der U.S. Marshall Rafe, in Ladys Gegenwart zum fast hilflosen Männchen wird, der stets ihre Hilfe benötigt, obwohl er doch eigentlich selbst ein gefürchteter Mann des Gesetzes ist.

Auch erfährt man bis zuletzt nicht, warum Rafe Lady ins Gefängnis bringen will bzw. weswegen sie überhaupt steckbrieflich gesucht wird. Ihr Vergehen wird völlig unter den Tisch gekehrt.

Abgesehen von diesen Kritikpunkten lässt sich dieser Historical dennoch wahnsinnig gut lesen und hat jede Menge an Unterhaltungswert zu bieten, wenn man wie ich die alten Westernkomödien der 50er und 60er Jahre mag, die so manches Mal ein wenig mit sinnloser aber unterhaltsamer Ballerei und viel männlichem Imponiergehabe daherkommen- die man halt nicht ernst nehmen sollte, aber von denen man sich sehr gut unterhalten lassen kann.
Zwischen Lady und Rafe stimmt zudem die Chemie und die Liebesszenen bieten prickelnde Momente, so dass auch Romancefans hier auf ihre Kosten kommen werden.

Kurz gefasst: Eine unterhaltsame Wild West Romance, bei der nostalgische Gefühle bei mir aufkamen und die mich trotz kleiner Schwächen und recht moderner, gewöhnungsbedürftiger Übersetzung gut unterhalten hat.