Rezensionen

Nicoles Bewertung 03 05 Sterne.png

Megan, eine schüchterne, stille, eher durchschnittlich aussehende junge Frau soll die nächste Frau von Albert, Lord Solvey, dem Besitzer der Burg Radwick werden. Da ihm seine erste Frau keine Kinder schenken konnte, lässt sich Albert von seinem ergebenen Steward Erik Arrondal überreden, diese zweite Ehe einzugehen, denn nur mit einem Erben, können die Sicherheit und Besitzansprüche der Solveys untermauert werden, da ein skrupelloser Verwandter von Albert, Lord Varmourth, nur begierig darauf wartet, die Burg einzunehmen.

Megan hat es zunächst alles andere als leicht, denn sie wird von den Bewohnern der Burg sofort mit ihrer Vorgängerin verglichen und Megan ist weder selbstbewusst noch außerordentlich schön. Ein weiterer Grund für ihre Unsicherheit ergibt sich, als sie feststellen muss, dass ihr Mann scheinbar kein Interesse daran hat, ihr Ehebett aufzusuchen. Wie soll sie Albert bloß einen Erben schenken, wenn ihm körperliche Liebe so zuwider ist? Doch Erik findet einen Ausweg aus dem Dilemma. Er stellt sich als Ersatz für Albert zur Verfügung, damit Megan endlich schwanger wird.

Megan lässt sich darauf ein, doch bei der ersten gemeinsamen Liebesnacht mit Erik verliebt sie sogleich ihr Herz an ihn. Doch beruht ihre Liebe auf Gegenseitigkeit oder hat sich Erik nur aus Pflichterfüllung zu seinem Lord dazu herabgelassen, Megan zu beschlafen ?

Auf der ersten Seite des Romans stehen einige Infos über die Autorin. So zum Beispiel auch, dass Laura Bastian Archäologie und Germanistik studiert hat.

Nachdem ich diesen Roman gelesen habe, frage ich mich, wie es dann kommen konnte, dass zeitgemäße Anreden völlig unkorrekt ausgeführt wurden. Statt "Ihr" und "Euer" in den Dialogen zu benutzen, wurde die Heldin hier schnell mal "gesiezt" oder gleich "geduzt". Da wird eine Burgbewohnerin als "Fräulein" betitelt und in den Dialogen werden auch modernere Wörter und Sätze wie zum Beispiel "Ja, klar", eingestreut.
Die Geschichte an sich ist sehr gut erzählt, es gibt keinerlei Längen und das Buch hat schon einen gewissen Unterhaltungswert, wenn man keine großen Ansprüche an einen historischen Liebesroman und korrekte historische Hintergrunddetails stellt. Denn dieses Buch ist definitiv eher dieser genannten Kategorie zuzuordnen.

Die Charakterisierung der Figuren fand ich persönlich eher etwas flach. Auch die innere Wandlung von einem verschüchterten Mädchen zu einer selbstbewussten Frau vollzog sich mir ein wenig zu schnell, um glaubwürdig zu wirken.

Warum der Ehemann von Megan mit seiner Situation als Burgherr überfordert war, wurde nicht wirklich überzeugend dargelegt; ihn lediglich als schwachen, freundlichen Menschen der keiner Fliege etwas zu leide tun kann, darzustellen, war mir ebenfalls eine zu schwache Begründung für sein immerwährendes passives Verhalten.

Und das Erik sich, zwar aus edelmütigen Gründen, anmaßt seine Herrin darauf zu drängen mit ihm das Bett zu teilen, ist wirklich mehr als unrealistisch.

Hätte es sich ein einfacher, bürgerlicher Burgkastellan im 12. Jahrhundert einfallen lassen, das Eheweib seines Lords zu verführen und ihm ein Kind "unterzuschieben", wäre er wegen Hochverrats schnell einen Kopf kürzer gemacht worden. ;-)

Alles fügt sich sehr schnell zum Guten, echte Schwierigkeiten gibt es kaum zu bewältigen, und wenn doch gibt keine längeren Ausfechtungen von entgegengesetzten Standpunkten/Meinungen der einzelnen Figuren.
So wirkt der komplette Roman leider eher wie ein unterhaltsames Disneymärchen ohne echte Tiefe.