Rezensionen

Nicoles Bewertung 04 Sterne.png

Die Innenausstattung der Kathedrale von Naumburg steht kurz vor der Vollendung, hauptsächlich kostbare Wandmalereien müssen noch entstehen und auch der tiefen Liebe ihres (Noch) Schwagers Hermann ist sich Uta sicher. Selbst ein Bittschreiben an die Königin ist bereits unterwegs, in dem Uta um Unterstützung bittet, damit ihre Scheidung von Ekkehard erlaubt wird. Doch dann bricht das Unglück über Uta und Hermann und die Naumburger herein. Alles beginnt damit, dass die beiden, Ekkehard von ihren Zukunftsplänen unterrichten und ihn darum bitten, einer Scheidung nicht im Wege zu stehen. Noch in der Nacht verschwindet Hermann dann plötzlich spurlos und als kurz darauf eine männliche Leiche aufgefunden wird, vermuten alle, es handle sich um Hermann der Selbstmord begangen hat, denn er wurde von Wölfen im Wald übel zugerichtet.

So muss Uta nicht nur Hermann beklagen, sondern auch ertragen, dass er in ungeweihter Erde begraben wird. Das kann Uta nicht zulassen und so schleicht sie sich heimlich zusammen mit der Benediktinerin Alwine bei Nacht und Nebel zum Acker, auf dem Hermann begraben liegt. Nach seiner Exhumierung und einer sorgfältigen Untersuchung steht schnell fest, dass der Tote nicht Hermann sein kann. Doch wer ist er dann? Und vor allem, wo hält sich Hermann auf?
Bevor Uta weitere Informationen einholen kann, sorgt ein Saboteur in der Kathedrale für Unruhe. Als Schuldige rückt jedoch ausgerechnet Uta in den Fokus der Naumburger Bürger, glauben sie doch, dass es kein normaler Sterblicher war, der in der Kathedrale wütete und vermuten, dass Uta eine Art Fluch auf sich gezogen hat, als sie entgegen des Wunsches des Königs, den vermeintlichen Hermann exhumierte.
Kann Uta das undurchsichtige Komplott, das scheinbar gegen sie geschmiedet wurde aufklären und wird sie Hermann jemals wieder in ihre Arme schließen können?

Nach „Die Herrin der Kathedrale“ folgt nun der Nachfolgeband des Autoren/Schwesternduos Claudia und Nadja Beinert über Uta von Naumburg. Ich erfuhr leider erst beim Lesen des Romans, dass es einen Vorgänger zu „Die Kathedrale der Ewigkeit“ gibt. Im Nachhinein hätte ich mir gewünscht, den Vorgängerband vorab gelesen zu haben, schon allein zum besseren Verständnis der agierenden Personen. Zwar findet man ein Personenverzeichnis im Buch vor, in dem Haupt und Nebenfiguren vorgestellt werden, doch fehlte mir ein wenig mehr als das, beim Lesen des Romans, weil einem die Gefühlswelt gewisser Akteure leider nicht in dem Maße dargeboten wurde, wie ich es mir gewünscht hätte. So konnte man als Leser lediglich erahnen, welch ein treuer Gefährte Hermann Uta im ersten Teil wirklich war oder auch wie gut oder angeschlagen das Verhältnis der beiden Brüder Ekkehard und Hermann nun tatsächlich sein mag. Vielleicht aus diesem Grund, blieben mir die Protagonisten leider fremd.

Dagegen fand ich den Schreibstil des Autorenduos gelungen. Man taucht als Leser dank der zeitgemäßen Ausdrucksweise schnell ab in eine mittelalterliche Welt und erfährt auch viel Wissenswertes über den Bau der Kathedrale bzw. die Wandmalereien, Farben etc. Besonders aufschlussreich geschildert, fand ich die Romanpassagen, in denen die Benediktinerin Alwine ihrer Fähigkeit als eine Art Pathologin nachgeht. Mit viel Akribie, müssen sich die Autorin das erwähnte Wissen über Heilkunde der damaligen Zeit und der menschlichen Anatomie, angelesen haben, das einen interessanten Einblick für Laien innerhalb der Geschichte offenbart. Die erwähnten Romanpassagen mögen nicht immer unbedingt etwas für zarte Gemüter sein, doch vermitteln sie beeindruckend wirkende Einblicke in das damalige Medizinverständnis.
Der Spannungsbogen ebbt dann leider ab dem Zeitpunkt, als man erfährt, dass Hermann gar nicht tot ist, schnell wieder ab. Zwar fand ich das undurchsichtig gesponnene Komplott der Äbtissin und ihrer Schwester durchaus abwechslungsreich erzählt; was auch für einen weiteren Nebenstrang der Geschichte gilt, in dem eine Magd ein vermeintliches Findelkind auffindet und durchbringt, doch empfand ich dennoch, dass der Roman weniger Seitenzahlen hätte vertragen können, da ich doch, beim Lesen, zwischenzeitlich mit einigen Längen zu kämpfen hatte.

Kurz gefasst: Opulenter Historienschmöker mit viel Zeitkolorit und Wissenswertem des Mittelalters versehen- allerdings zum Teil auch leider etwas zu langatmig für meinen Geschmack erzählt.