Rezensionen

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Jetsuba, eine alte weise Hexe, fordert von Ahfid, einem Grenzgänger, Cordic dem khatalahischen Clankrieger und Lun, einem vergeistigten Wanderer, dass sie sich in die Menschenwelt begeben um ein Mädchen zurück zu holen, dass einst gewaltsam vom Dunkeln, ins Lichte „gezeugt“ wurde. Jetsuba selbst, hatte vor sechzehn Jahren dafür gesorgt, dass das Baby, das sowohl die Kraft der Dunklen, als auch der Lichten in sich trägt, aus dem Reich geschafft wird, weil es zu viel Macht in sich trägt. Doch nun ist die Zeit reif, dass die drei Männer das Kind zurück holen, den großes Unheil geht von der Glasstadt der Lichten aus. Und so machen sich Ahfid, Cordic und Lun durch ein Dimensionstor, auf in die Welt der Menschen …

Fiona Schildpatt hat keine Ahnung, was es mit den drei Kerlen auf sich hat, die plötzlich in der kleinen Stadt auftauchen, in der sie mit ihrem Opa Karl wohnt. Dem Aussehen nach, würde sie darauf tippen, dass die drei einem Mittelalterspektakel entsprungen sind! Schon etwas eigenartig, denn deren Auftauchen fällt genau mit den intensiven, realistisch anmutenden Träumen zusammen, die sie seit einiger Zeit heim suchen. Zur Krönung scheint auch noch ein übergroßer Rabe starkes Interesse an ihr zu entwickeln! Am schlimmsten ist es für die 16-Jährige jedoch, als auch noch ihr Opa Karl dies alles abtut als wäre es normal! Kein Wunder also, dass sich Fiona die Frage stellt, ob sie allmählich verrückt wird …

„Lieder von Schatten und Licht“, der erste Teil der „Das Schlehentor“-Trilogie von Swantje Berndt, ist eine fantastische Reise in eine andere Dimension, die mich mitgerissen und überzeugt hat. Die Charaktere, die die Autorin geschaffen hat, erwachen vor dem geistigen Auge ebenso zum Leben, wie die Landschaft, durch die der Leser mit den Hauptprotagonisten reist. Fiona ist ein interessant gezeichneter Charakter, der auf dem Weg zum normalen Teenager – hinein katapultiert in eine von Gewalt und Magie geprägten Welt – einiges zu lernen hat! Die Gefahr, in der sie schwebt, wird ihr erst Stück für Stück bewußt. In solchen Szenen sind die Glücksmomente, die Frau Berndt der Heldin auf den Leib geschrieben hat, funkensprühend lebendig dargestellt. Ahfid, ist ein sehr ansprechender, beruhigend wirkender Protagonist, der versucht die aus einer Not zusammen geschweißte Gruppe, zusammen zu halten. Er ist der Fels in der Brandung. Doch es ist eine Aufgabe, die im Laufe dieses ersten Teiles, immer schwieriger und schwieriger für ihn wird.

Denn wir Leser wissen etwas über Cordic, was allen anderen Mitspielern verborgen bleibt. Das würzt das Geschehen unweigerlich auf. Vor allem, weil man sich dessen bewußt ist, dass es eine Verbindung zwischen Cordic und Fiona gibt, die über das einer Freundschaft hinaus geht. Ich persönlich hätte vor Aufregung stellenweise am liebsten meine Fingernägel abgeknabbert! Und Lun? Er ist noch nicht ganz so vergeistigt, wie er es wohl gerne hätte, doch immerhin so stark, dass ich manchmal gerne in die Geschichte hinein gestiegen wäre, um ihm zu sagen, wo er sich seine Logik und befremdlich wirkende Gefühllosigkeit hin stecken kann. Ich denke, mit ihm kommt auf uns Leser auch noch einiges zu! In „Lieder von Schatten und Licht“ spielt die Autorin mit den Protagonisten und demnach auch mit den Lesern, ein gewagtes, ein gefährliches Spiel. Dies zusammen mit solch wunderschön anmutenden, lyrisch formulierten Textpassagen, machen „Das Schlehentor I“ zu einem lesenswerten Ganzen.

Ein kleiner Kritikpunkt geht jedoch an etwas, das Cordic betrifft, das ich hier jedoch nicht weiter vertiefen darf, da ich sonst spoilern würde. Mit Cordic passiert etwas, nämlich 13 lange Jahre. An diesem Punkt, hätte ich mir gewünscht, dass ich als Leserin mehr Einblick in seine Gefühlswelt bekommen hätte. Denn diese 13 Jahre müssen verarbeitet werden und dazu wurde ihm auf Grund von Jetsubas Forderung, schnell zu handeln, keine Chance gegeben. Darum wäre ein Einblick in seine Psyche – auch wenn man sich vorstellen kann, was darin abgeht – schön gewesen. Doch das ist Kritik auf hohem Niveau und kratzt die 5 Punkte, die ich „Lieder von Schatten und Licht“ gebe, nicht an. Und Übrigens, der Cliffhänger am Ende dieser tollen Geschichte, haut wohl dem Faß den Boden aus! Ein toller, nicht vorhersehbarer Winkelzug, Frau Autorin! Und nicht der einzige, in diesem fantastischen Buch.

Kurz gefasst: „Das Schlehentor – Lieder von Schatten und Licht“ ist wieder ein schöner, faszinierender Beleg dafür, warum ich so gerne in die Wortwelt hineintauche, die Swantje Berndt zu erschaffen weiß.