Rezensionen

Ankes Bewertung 05 Sterne.png

Als Teenager von der georgischen Mafia entführt und über 10 Jahre in einem Unterweltgefängnis versteckt, gefoltert, gequält, missbraucht und gezwungen als Deathmatch-Kämpfer im Käfig anzutreten ist 818, der auch Raze genannt wird, endlich die Flucht gelungen.

Über sich selber weiß er nur, dass er ein tödliches Monster ist. Aber er hat ein Ziel: Alik Durrow töten. Und endlich in New York Brooklyn angekommen, ist das greifbar nahe.

Als eine Frau der Bratwa weiß Kisa welches Leben ihr bestimmt ist; vor allem seit Luka, einer der Bratwa -Erben, ihre Jugendliebe tot ist. So ist sie zwar nicht glücklich damit, aber sie hat die Ansprüche über sich von Alik, dem letzten noch lebenden Erben als einzige ihr verbleibende Möglichkeit akzeptiert.

Als sie jedoch, während ihrer Arbeit für die Kirchengemeinde auf 818 stößt, verändert sich alles. Sie ist sich sicher in dem monströsen Kämpfer ihren Luka erkannt zu haben. Aber kann sie es hoffen, dass er es wirklich ist? Und was ist mit Alik, wenn sie sich 818 hingibt?

Es ist noch gar nicht so lange her, dass ich mich in einem Artikel auf Happy End Buecher darüber beschwert hatte, dass es kaum Liebesromane mit "echten" BadBoys (bzw. Killer, auf die ich mich bezog) gäbe und vermutete dahinter die "fehlenden politischen Korrektheit" der Berufswahl der Helden.

Aber es gibt sie doch, diese Romane. Zumindest schneien Inhalte solcher Art auf einer neuen Welle zu schwimmen und erfreulicherweise auch zu uns rüberzuschwappen, wie es auch die immer zahlreicher werdenden Rockerclub-Romane beweisen.

Tillie Coles "Raze", der 1. Teil ihrer "Scarred Souls", spielt nicht im Rocker Milieu, sondern in dem der russischen Mafia. Und um es vorneweg zu nehmen, hier geht es auch nicht um geläuterte Seelen, die erst politisch korrekt werden müssen, bevor sie eine Liebesgeschichte erhalten. Sondern die Autorin zieht den Stolz zur Bratwa zu gehören bis zum Schluss durch, lässt ihren Helden im Kampf seinen Feind töten, vor den Augen der, vielleicht nicht begeisterten, aber doch neutral zu dem Event stehenden Heldin, es ist halt Family Business, und lässt dann die Familie des verlorenen Sohnes, über die Leichen ihrer Feinde steigen und eine herzliche und tränenreiche Familienzusammenführung feiern.

Es ist also einiges geboten in "Raze", was nicht unbedingt für zarte Gemüter, moralische Bedenken geeignet ist oder politische Korrektheit anstrebt. Und ich habe jedes Wort davon genossen.

Die im Buch dargestellte Gewalt ist nicht ohne, aber selbst ich weiß einen "Knight in Shinng Amor" zu würdigen, auch wenn er über die von ihm gewalttätig getöteten Feinde geht, um die Frau zu beschützen, die er liebt. Aber es war nicht die Darstellung von Brutalität, die mich beim Lesen so gefesselt hat, sondern die Art und Weise, wie die Autorin an diese (Liebes-)Geschichte heran geht, wie sie sie erzählt und welche Stilmittel sie dafür nutzt.

So wird die Geschichte sowohl aus Razes, als auch aus Kisas Sicht erzählt. Die beiden wechseln sich Kapitelweise ab, sodass es für mich als Leser ein leichtes war, ihr Fühlen und Denken zu verfolgen und nachzuvollziehen.

Im Fokus des Romans steht Razes langsam wiederkehrendes Erinnerungsvermögen und wie er es schafft seine Vergangenheit, das Geschehene und das Zukünftige in dem anderen Ich, dass aus ihm geworden ist, zu vereinen. Dabei fängt die Autorin ganz langsam an und stellt Razes Denken und Handeln zu Beginn der Geschichte erst einmal recht eindimensional und einsilbig dar. Mit der Begegnung mit Kisa, seiner Erinnerung und seinen wiederkehrenden Gefühle für seine Seelenverwandte wird sein Charakter dann mit jeder Buchseite komplexer.

Mit Kisa hat ihm die Autorin eine wirklich starke Heldin zur Seite gestellt. Sie ist nicht minder loyal und hat kein geringer schwieriges Schicksal erlitten. Sie arbeitet engagiert und zuverlässig in einem Teil des "Familienunternehmen" (Deathmatch Events) und ihr Vater schenkt ihr Gehör, als es wirklich wichtig ist, aber sie weiß eben auch was ihre Möglichkeiten als Frau der Bratwa sind und respektiert die ungeschriebenen Gesetze. Es mag sein, dass sie sich ihr Schicksal an Aliks Seite vielleicht ein wenig zu gut redet, doch wird das auch nachvollziehbar von der Autorin erklärt.

Vielleicht wird hier und da die russische Seele einmal zu viel und auf zu romantische Art beschworen. Und ja, das Ende ist vielleicht einen Hauch zu kitschig geraten. Ein Mann, der nach einem tödlichen Kampf, mit seiner Freundin kuschelt und sich Emily Brontes "Sturmhöhe" vorlesen und deren Inhalte Liebesschwur zitieren lässt und ähnliches - ob, dass des Guten zu viel ist, darüber kann man sicherlich streiten.

Ich für meinen Teil als Happy End fixierter Leser, war an dieser Stelle einfach nur froh, dass es für meine Protagonisten, mit denen ich eine ganze Strecke lang gelitten hatte, nun doch noch eine glückliche Zukunft geben wird und solche Details angesichts dessen zur Nebensache erklärt.

Kurz gefasst: Aufwühlend, fesselnd und hervorragend erzählt. Unbedingt lesen!

Kas Bewertung 05 Sterne.png

818, auch Raze genannt, hat in der sprichwörtlichen Hölle gelebt, von den dorthin verbannten „Gefangenen“ auch „Gulag“ genannt. 12 lange Jahre wurde er zu einer mörderischen Waffe, zu einem Killer gedrillt. Sein Geist ist gebrochen, sein Körper von Narben übersät. Er weiß nicht mehr wie er wirklich heißt, er weiß nicht mehr woher er kommt, er weiß nicht mehr, warum und wie lange er im „Gulag“ an Kämpfen über Tod und Leben, teilgenommen hat, in die schon Kinder hinein gezwungen werden. Alles was er noch weiß ist ein Name und den Namen einer Stadt, den er in eine Wand, in seiner Zelle, geritzt hat. Darunter steht nur ein Wort: „Rache“! Als im „Gulag“ eine Revolte ausbricht, wird er von einem Mitgefangen mit der Nummer 326 befreit. 326 war sein Mentor. Er hat in gelehrt in der Hölle zu überleben. Seinen Verstand abzuschalten um das, was ihm angetan wurde zu ertragen. Raze‘ Weg führt ihn in die Stadt, die sich – Dank der Kritzelei in seiner Kerkerzelle, in seinen Verstand gebrannt hat: Brooklyn, New York. Hier herrscht die Russischen Mafia!

Die 25jährige Kisa ist die Tochter des Oberhauptes der Russenmaffia. Seit ihrer Geburt, war stets ein Junge – er war ein Jahr älter als sie – an ihrer Seite. Er hat sie immer beschützt, sie umsorgt, sie geliebt. Es war eine Verbindung, von denen selbst die Eltern sagten, sie wäre von Gott gewünscht; Kisa und er waren Seelengefährten. Eines Tages geschieht etwas sehr sehr schreckliches und Kisa muss damit leben lernen, dass ihre Liebe, ihr Seelengefährte, tot ist. Doch sofort ist Alik, der Sohn einer der drei Maffia-Oberhaupte da und beansprucht Kisa für sich. Stark eingebunden in den russisch-orthodoxen Glauben, teilweise hinein gepresst in die Traditionen der russischen Maffia, und nach dem Tod ihres Gefährten desillusioniert, fügt sich Kisa ihrem Schicksal. Doch je älter sie wird, desto mehr kristallisiert sich heraus, dass Alik psychisch ein immenses Problem hat.

Alik liebt das Töten, nicht umsonst wird er „The Butcher“ genannt. Er ist in der Maffia – neben seinem Vater – der Mann „Fürs Grobe“. Um seinen Tötungsdrang etwas zu mildern, steigt er bei Untergrundkämpfen in den Käfig des Todes. Doch nicht nur das, er entwickelt eine extreme Besessenheit von Kisa. Er engt sie ein, lässt sie überwachen, befiehlt ihr was sie zu tun oder zu lassen hat und ist ihr gegenüber gewalttätig. Doch Kisa nimmt es hin. Denn eine Ehe, zwischen den beiden mächtigen Familien ist gewünscht und nicht abwendbar. Und Kisa, nicht anders erzogen, fügt sich in ihr Schicksal. Ja, sie hat eine Art Liebe zum Alik entwickelt. Denn nur sie, bringt seine inneren Dämonen, wenn auch nur im Ansatz, zum Schweigen.

Kisa hilft ehrenamtlich immer wieder bei einer Kirche aus und verteilt Päckchen an Obdachlose, als sie plötzlich von einem Mann überwältigt wird, der ihre Tasche will und auch von einem Mord nicht zurück schreckt! Da erscheint wie aus dem Nichts ein Hüne, einem Racheengel gleich und tötet den Angreifer vor ihren Augen. Es ist ein Mann ohne Namen, man ruft ihn nur mit einer Nummer, der 818. Und das Schicksal nimmt seinen Lauf …

Wow. „Raze – Bis zum Tod“, ist eine wirklich ungewöhnliche Geschichte. Ja, sie ist extrem gewalttägig und somit sicherlich nicht jedermanns Sache. Denn es tun sich menschliche Abgründe auf, die einem mit brutaler Nüchternheit entgegen geschleudert werden. Zartbesaitete Leser, sollen die Finger von diesem Buch lassen. „Raze – Bis zum Tod“ ist zerstörerisch, düster und mit solch unterschwelliger Spannung geschrieben, dass ich das Buch nicht beiseite legen konnte, bis ich es fertig „inhaliert“ hatte! Im Hinterkopf hatte ich immerzu das Gefühl: Jetzt eskaliert es bald!

Im Grunde genommen hatte mich das Buch bereits mit der ersten Seite gepackt, mich neugierig gemacht und nicht mehr vom Wickel gelassen, mit stellenweise zu Tränen gerührt! Trotz Gewalt, trotz menschlicher Abgründe, „Raze – Bis zum Tod“ hat mich umgewuchtet und sehr sehr gerne, würde ich mehr aus der Feder von Tillie Cole lesen. Raze wächst einem während des Lesens immer stärker ans Herz und man bringt selbst seinem Trainer Viktor, so etwas wie Sympathie entgegen. Ich hätte mir gewünscht, dass Kisa etwas mehr Stärke gegenüber Alik bewiesen hätte. Bin mir andererseits jedoch darüber im Klaren, dass das die Umstände, in denen sie aufwuchs, dies nicht zugelassen haben. Zu Alik selbst: Ja, er ist ein Psychopath, doch auch bei ihm muss ich anmerken: Wenn man weiß, was er mitgemacht hat, ist es irgendwo kein Wunder, dass er so wurde. Denn nicht jeder, kann die innere Stärke sich gegen das, was in der Kindheit, in der Erziehung schief gelaufen ist, entgegen stellen. 5 Knallerpunkte.

Kurz gefasst:Raze – Bis zum Tod“ ist lesenswertes Buchkino. Gewalttätig wie die Umstände, in denen Raze zum Mann wurde. Erotisch, mit einer knisternden Spannung zwischen den beiden Hauptprotagonisten und absolut liebevollen, romantischen Momenten, die Hoffnung durch diese aufregende Geschichte tragen, nur um den Leser im nächsten Moment, vor Spannung, vergehen zu lassen.