Rezensionen

Simones Bewertung 05 Sterne.png

Was erwartet man sich von dem Roman, wenn man den Klappentext liest? Man denkt, es geht um eine Frauenfreundschaft, bei der sich herausstellt, dass es gar keine Freundschaft ist und dass eine der Frauen manipulativ und intrigant ist, das Ganze sich evtl. zu einem Zickenkrieg entwickelt.

Zum Teil stimmt diese Vermutung, aber dieser Roman ist viel mehr: Er bietet ein feines, sehr genaues und den Leser stark fesselndes Porträt von zwei Frauen und deren Beziehung. Die Personen und die Handlung bleiben nicht auf einer oberflächlichen Ebene a la "Zickenkrieg" behandelt, sondern sie sind psychologisch sehr gut und sehr pointiert umgesetzt.

Die Handlung beginnt unvermittelt und dramatisch: Ich-Erzählerin Alice ruft einen Notarztwagen, da ihre Freundin Gretchen einen vermeintlichen Selbstmordversuch begangen hat. Gretchen ist ohne Bewusstsein, Alice sitzt am Krankenbett und beginnt alles, was passiert ist und zu diesem Punkt führte, Revue passieren zu lassen. Besonders durch die eindrückliche Erzählweise ist man als Leser einerseits betroffen, andererseits stellt man sich aber auch viele Fragen, wie es soweit kommen konnte, und ist sofort gefesselt, was passiert sein mag. Als Alice sich dann wünscht, dass Gretchen NICHT aufwachen möge, ist man natürlich geschockt.

Spätestens ab diesem Zeitpunkt kann man den Roman nicht mehr aus der Hand legen bzw. man denkt ständig an ihn, wenn man es tut. Was sich dann alles offenbart, ist schon z.T. harter Tobak, der beim Leser tief geht, der aber seiner eigenen Logik folgt und von dem man, solange man liest, nicht loskommt.

Die Handlung ist voller Wendungen und Überraschungen, die sehr gut erzählt sind. Das Buch wirft beim Leser viele Fragen auf, wie er sich verhalten würde, wo er die eigenen Grenzen setzen würde uvm., was einen nachdenklich macht, in die Tiefe geht und - fesselt.

Kurz gefasst: Ein psychologischer Roman über Freundschaft, der sehr gut erzählt ist und den Leser zum Nachdenken anregt. Fesselnd, keine locker-leichte Lektüre - aber unbedingt lesenswert!

Nicoles Bewertung 05 Sterne.png

Alice arbeitet als selbstständige Fotografin und ist gerade dabei, sich einen guten Ruf zu schaffen um in ihrer Branche bekannter zu werden. Es scheint wie ein Sechser im Lotto zu sein, als sie von Gretchen, einer TV- Moderatorin für ein Fotoshooting in den USA gebucht wird. Und mehr als dass- Gretchen und Alice verstehen sich auf Anhieb; werden die besten Freundinnen.

Als Gretchen eines Tages Alice ihren Bruder Bailey vorstellt, ist Alice sogleich Feuer und Flamme für ihn, obwohl sie eigentlich eine bereits zweijährige noch andauernde Beziehung zu Tom unterhält. Tom würde sie sogar heiraten wollen, doch Alice ist sich nicht sicher genug- es fehlt ihr das bestimmte Kribbeln im Bauch, auch wenn Tom alles das verkörpert, was einen guten Ehemann ausmachen sollte- er ist offen, ehrlich, hilfsbereit, freundlich und liebevoll.

Nachdem Gretchen eines Tages plötzlich einen "Blackout" hat- es stellt sich heraus, dass sie seit ihrer Krankheit manisch depressiv ist, nimmt das Schicksal langsam seinen Lauf- innerhalb kürzester Zeit gerät auch Alice‘s Leben aus den Fugen- irgendwann keimt jedoch ein schwerer Verdacht in ihr auf- hat sie das alles ihrer besten Freundin zu verdanken?

Es ist sehr schwer zu dem Roman eine Inhaltsangabe zu verfassen, ohne gleich zuviel zu verraten.

Der Roman beginnt damit, dass Alice einen Notarztwagen für Gretchen ruft, da ihre Freundin sich versucht hat, mit einer Überdosis Tabletten und Alkohol umzubringen. Abwechselnd schildert die Autorin die Geschehnisse der fortlaufenden Gegenwart als auch in Rückblenden, wie sich Alice und Gretchen kennen lernten und knapp ein Jahr zuvor anfreundeten.

Beide Erzählstränge sind sehr eindringlich inszeniert und man kann den Roman aus Neugier nicht zur Seite legen, zumal schnell klar ist, dass Alice irgendeine Schuld mit sich herumträgt- jedoch lässt die Autorin den Leser in dieser Hinsicht bis zum Schluss im Dunkeln tappen.

Ein wenig erinnert dieser Roman an alte "Film Noir" Hollywoodstreifen, denn das subtile "Grauen" entwickelt sich sehr langsam aber stetig, während die Autorin ihre Romanfiguren Schritt für Schritt charakterlich immer weiter entblößt und so deren Fehler und Schwächen aufdeckt.

Handwerklich ist der Roman einwandfrei, wenn nicht sogar perfekt geschrieben- man könnte vielleicht bemängeln, dass die Beweggründe bzw. alles was sämtliche Figuren in dieser Geschichte antreibt, vielleicht ein wenig zu oberflächlich abgehandelt wird- aber vielleicht ist das auch gerade ein sehr wichtiger Punkt gewesen, damit die Undurchsichtigkeit um jeden Preis gewahrt wird, denn so kommt es zu einem stetigen Spannungsbogen bis zum Schluss, wenn das Romanende auch ein wenig unbefriedigend und abrupt für mich war.

Es ist kein "Happy-End Buch" und auch kein leichter Liebesroman- es ist ein Roman der den Leser nach dem Lesen fassungslos und mit leichtem Unbehagen zurücklässt. Ein bitterböser Roman, der nachdenklich macht und unter die Haut geht - ob man will oder nicht.