Rezensionen

Ankes Bewertung 04 Sterne.png

Hannah Setterington hat ihre vornehmen Akademie für Gouvernanten gewinnbringend an Lady Bucknell, die Schwiegermutter ihrer ehemaligen Geschäftspartnerin und Freundin Charlotte Dalrumple (Rebellische Herzen), veräußert und findet sich aktuell in der komfortablen Lage machen zu können, was sie möchte.

Doch bevor sie ihre neue Freiheit in vollen Zügen genießen möchte hält sie es für klug zunächst eine Weile auf dem Land abzutauchen; und das Gefühl beobachtet und verfolgt zu werden abzuhängen. Eine Stelle als Gesellschafterin für Lord Reaburns Tante anzunehmen erscheint ihr hierfür perfekt.

Doch auf Reaburn Castle angekommen muss sie erkennen, dass sie in eine Falle getappt ist. Eine Falle, die ihr ihr Ehemann gestellt hat. Einem Ehemann, dem sie 9 Jahre aus dem Weg gehen konnte und der nun auf Rache für diese Schmach, ihr plötzliches verschwinden hat ihm den Ruf eingebracht ein Mörder zu sein, der seine Ehefrau umgebracht hat, und Einsamkeit aus ist.

Keine besonders guten Voraussetzungen, wenn da nicht immer noch diese Anziehungskraft wäre, die Dougald schon immer auf Hannah ausgeübt hat. Aber auch Dougald sieht sich nun mit einer Frau konfrontiert, die ihn seine Rachepläne – fast – vergessen lassen.

Als ich dieses Buch zum ersten Mal gelesen habe, das könnte so um 2006 herum gewesen sein, habe ich folgendes dazu geschrieben: „Christina Dodd hat es mir mit ihrem Buch "Zärtlicher Hinterhalt" nicht gerade leicht gemacht. Entsprechend schwerfiel mir auch der Einstieg in die Geschichte, wobei ich mich immerzu fragen musste, wohin die Geschichte gehen soll, wie kann es zufriedenstellendes Ende geben, wenn sich alles wie in "Der Rosenkrieg" entwickelt?

Zum Glück bin ich hartnäckig geblieben und habe, wenn auch recht skeptisch, weiter gelesen. Denn nach diesem problematischen Einstieg gelingt Christina Dodd das Kunststück eine scheinbar total verfahrene Situation so zu entwirren, dass man Ende das Buch mit einem strahlenden Happy End zuschlagen kann.

Wie ihr das genau gelungen ist, ist mir nicht so ganz klar, aber vielleicht liegt es einfach an der intensiv erzählten und durchweg nachvollziehbaren Entwicklung der Protagonisten: Eine Frau, die erst zu sich selbst finden und ein Mann, der erst erwachsen werden musste, um die Liebe zu finden.“

Und dem stimme ich immer noch zu. Allerdings hatte ich heute keine Einstiegsprobleme mehr. Ich konnte von der ersten Zeile an in die Geschichte eintauchen, zurücklehnen und genießen. Zwar ist auch Dougald so ein Höhlenmännchen, wie seine bisherigen Gouvernanten-Serien-Vorgänger, doch im Gegensatz zu ihnen war es mir möglich zu erkennen, dass er fähig ist sich zu ändern, bzw. seine Geschichte ihn (zum Besseren, zumindest aus meiner Leser-Sicht) verändert hat.

Und auch wenn „Zärtlicher Hinterhalt“ nur 1 Jahr nach dem 1. Teil der Serie „Rebellische Herzen“ im Original veröffentlicht wurde, so schwingt - vermutlich aus dem oben genannten Grunde - in diesem Roman eine etwas andere Stimmung mit. Eine, die sich wesentlich angenehmer, moderner und - zumindest was meinen Lesegeschmack betrifft - runder lesen lässt.

Da die weiblichen Hauptprotagonisten der Autorin besser zu gelingen scheinen, von gelegentlich übermäßiger Steifheit einmal abgesehen, so zumindest bisher mein Eindruck, fiel es mir auch leicht mich mit Hannah anzufreunden. Ja, ich finde sogar, dass sie die bisher ausgereifteste Figur der Autorin ist. Aber vermutlich liegt das auch einfach an der Zeitlinie, die Christina Dodd ihrer Heldin gibt.

Hannah hat nämlich 10 Jahre Zeit sich zu entwickeln. Und sie nutzt diese Zeit wirklich intensiv und engagiert. Sie macht etwas aus sich, verändert sich und entwickelt sich augenscheinlich. Und das hat mir wirklich sehr gut gefallen. Zumal es auch das kleine Problem löst, was ich grundsätzlich mit „verheiratet und 10 Jahre getrennt“-Geschichten habe. So schafft es die Autorin mich (beinahe) vergessen zu lassen, dass das Paar sich bereits geliebt hat, getrennt und wiedergefunden. Bei meiner Skepsis diesem Thema gegenüber kann ich nur sagen: Respekt.

Kurz gefasst: Nach zwei eher problematischen Teilen, hat es Christina Dodd mit diesem 3. Teil dann doch geschafft, mich von ihrer Erzählkunst (erneut) zu überzeugen.