Rezensionen

Ankes Bewertung 03 05 Sterne.png

Auf meiner Suche nach Romanen mit "richtigen" Antihelden, also Mafia, Mob- und Gangster-Liebesromane, bin ich auf Catherine Doyles "Triff mich um Mitternacht". Dieser 1. Teil der "Blood for Blood"-Trilogie ist ein Young/New Adult Roman und hat somit natürlich seine eigenen Regeln, was das Handeln und Denken der Protagonisten betrifft.
Und genau aus diesem Grunde hat mich das Buch auch lange beschäftigt, denn ich finden, die Moral, die im Buch dargestellt wird, wird an zweierlei Maß gemessen; was auch die Hauptprotagonistin, meiner Meinung nach, als recht naiv und dumm dastehen lässt.

Mir ist klar, dass ich hier eine 17jährige Protagonistin vor mir habe und auch dass ich in diesem Alter ebenfalls eine ziemliche Portion Naivität mein eigen nannte, aber will ich so was auch lesen? Nein, eigentlich nicht.

Sophies einzige Sorge scheint es, dass sie Gesellschaftlich von ihrer Wohngemeinde geschnitten wird. Sie weiß nichts über den Fall, der ihren Vater ins Gefängnis gebracht hat, weiß nichts darüber, dass ihr Onkel mehr als halbseidene Geschäfte tätigt und das (eindeutig schlecht gehende) Diner, dass ihrem Vater gehört und in dem sie den Sommer über arbeitet, als Lagerplatz nutzt.

Richtig, als 17jährige muss ich nicht unbedingt von den Machenschaften meines Onkels wissen, aber zumindest muss ich doch mit dem Fall meines Vaters soweit vertraut sein, dass ich weiß, wenn er da "ausversehen" (und in Sophies Augen völlig schuldfrei) erschossen hat und was das vielleicht für meine Familie (in diesem Zusammenhang verstehe ich auch weder den Vater, der doch eigentlich ein Interesse daran haben sollte seine Familie zu schützen, noch die Mutter, die genauso ahnungslos scheint oder die Sache bewusst ignoriert) bedeuten mag.

Richtig unverständlich wird es jedoch dann, wenn Sophie bei ihrem Vater und ihrem Onkel einen auf "die Familie ist unantastbar und immer gut" macht und ihre Taten als "ausversehen" und "haben sich nur verteidigt" darstellt, während die anderen (negativ) "ihrer Familie hörig" und "böse Killer" sind.

Das ist umso verdrehter, als dass dabei die "Bösen" in diesem Stück, die mit den stimmigeren Charakteren und Verhalten sind. Einmal von den moralischen Fragen abgesehen, konnte ich ihre Handlungen verstehen, nachvollziehen und sie für voll nehmen, während ich über die Ich-Erzählerin Sophie am Ende lediglich den Kopfschütteln konnte.

Nun zu verdanken ist, dass vielleicht auch ihrer Lara Croft-Aktion, die sie am Ende aus dem Stehgreif hinlegt. Eben hatte sie noch Angst vor Gewitter oder einer alten Spuck-Villa und dann legt sie ein derart freches Mundwerk an den Tag (nicht, dass ich das nicht an einer Heldin toll finden würde), in einer Situation (wie dumm kann man nur sein, hier bei einer solchen Gelegenheit solche Sprüche zu reißen), wo sich so manche andere tapfere Heldin schlicht in ihre Angst verkrochen hätte.

Hier passt einfach der Anfang des Buches nicht mit dem Ende zusammen - weil es dazwischen keine Entwicklung gibt, die alles in einen Zusammenhang hätte bringen können. Verstärkt wird dieser problematische Eindruck dadurch, dass Sophie als Ich-Erzählerin agiert und die Autorin, meiner Meinung nach, die Geheimnissen, auf die sich ihre Geschichte stützt, umgehen kann und leider stets das Richtige an der falschen Stelle enthüllt, damit mehr und mehr Verwirrung stiftete und irgendwann mit ihrer Story fast schon ein wenig ins Abstruse wegdriftet.

Das ist wirklich schade, denn mit einer Ich-Erzählerin, die über etwas mehr Rückgrat und Charakter verfügt hätte, den Enthüllung von Geheimnissen, an der richtigen Stelle und einer intensiveren und detaillierteren Charakterentwicklung, hätte dieser 1. Teil durchaus einen Keeperstatus bei mir erhaschen können.

Will ich wiesen wie es weiter geht? Aber klar doch. Zumal ich hoffe, dass Sophie doch noch zu Verstand kommt, vor allem auch was den (meiner Meinung nach) richtigen Falcone-Bruder betrifft.

Kurz gefasst: Im Buch heißt es am Ende: "Ich hab dir doch gesagt, du sollst nach Hause gehen." Nun, ich bin eigentlich kein Leser, dass das von seiner Heldin erwartet hätte, aber im Fall von Sophie kann ich nur denken: hätte sie das mal gemacht.