Rezensionen

Ankes Bewertung 03 05 Sterne.png

Weil seine Mutter, samt Schwestern, es vorziehen, die Krankheit vorschützende Großmutter zu besuchen und er seiner allzu frei denkenden Tante Hester nicht recht über den Weg traut, hat nun "Hawk", Marc Darcett, Earl of Hawkfield, die Aufsicht über die Saison von Julianne Gatwick, die Schwester seines besten Freundes Tristan.

Das stellt ihn gleich von mehrere Probleme: In dieser Saison kann er weder sein übliches Leben vorführen, noch sich mit einer Mätresse von der bezaubernden Julianne ablenken lassen. Ohne es richtig zu merken wacht er eifersüchtig über sie, weist Bewerber um ihre Hand in deren Schranken und flirtet mit ihr - mehr als gut für ihn ist! Denn Schwestern von Freunden sind grundsätzlich verboten.

"How to seduce a Scoundrel" erzählt die Geschichte von Hawk, der bereits in "How to marry a Duke" seinen Auftritt hatte und mich beim Lesen diesen Buches schon bezaubert hat. Und wirklich, Vicky Dreiling hat einen höchst charmanten, witzigen und sexy Held erschaffen, der wären seine Fehler nicht so nervend, sofort auf den Olymp meiner liebsten Romanhelden aufgestiegen wäre. Doch leider sind diese sehr anstrengenden Eigenschaften des Helden nicht alleine der Grund dafür, warum es mir so schwer fiel, das Buch nicht schon während der 1. Hälfte abzubrechen.

Das Problem war vielmehr, dass einfach nichts passiert und lange Phasen des Buches nur aus dem Hin und Her der Gefühle der Figuren besteht. Die zum Teil recht albern anmutenden Begründungen dafür; tun das ihrige dazu, einem das Lesen zu vergraulen. Ebenso wie eine blasse Heldin, die stellenweise viel zu naiv erscheint, um die Aufmerksamkeit eines so gestandenen Mannes wie Hawk zu erwecken. Einzig, dass sie nicht davor zurück schreckt, ihm in Wortduellen die Stirn zu bieten und letztendlich doch das macht was sie will - wenn auch mit schlechtem Gewissen - hat mich wieder ein wenig mit der Figur versöhnt. Zu alldem kommt, dass nicht nur Hawk darauf besteht, er dürfe die Schwester eines Freundes nicht begehren (was vielleicht gerade noch - bis zu einem gewissen Grad - als Grund durchgehen mag), er ist auch auf eine fürchterlich unsympathische Art stur und überbeschützend. Es mag ja wichtig sein, dass man die jungen "Dinger" des ton vor ihren eigenen Dummheiten schützen muss, aber ihnen jeden Schritt und Tritt, jedes Wort und ihren Umgang (selbst wenn dieser gar nicht von ihr ausging, sondern sie angesprochen wurde) vorschreiben zu wollen geht dann doch ein wenig zu weit.

Und dennoch versteht es Vicky Dreiling ihrem Roman mit viel Wortwitz, spritzigen Rededuellen und kleinen amüsanten Ideen (der eigentlich Plot des Buches besteht darin, dass Julianne ein Pamphlet darüber schreibt, wie man den für sich anvisierten Mann auf sich aufmerksam macht) zu überraschen und die Geschichte so trotz einiger Längen und unverständlicher Verhaltens- und Denkweisen der Protagonisten unterhaltsam zu gestalten.

Kurz gefasst: Wer von "How to marry a Duke" begeistert war, wird "How to seduce a Scourndrel" vielleicht schon alleine wegen des tollen Helden lesen wollen, doch sollte er sich auf eine zähe Geschichte mit viel sinnfreiem Gefühls-Hin und Her einstellen.