Rezensionen

Nicoles Bewertung 04 Sterne.png

Begine Serafina staunt nicht schlecht, als die Gerüchteküche in Freiburg hohe Wellen schlägt. So sollen heilige Hostien im Freiburger Münster entweiht worden sein mit Tierblut.
Ein Schuldiger ist schnell bei der Hand in Volkes Mund. So geraten, wie immer, wenn etwas in der Stadt im Argen liegt, die drei jüdischen Familien, die dort leben, ins Visier der Leute. Besonders der Schuster Mendel steckt plötzlich in großen Schwierigkeiten, wollen ihm die Freiburger dieses Verbrechen doch zur Last legen. Mendel jedoch bestreitet vehement etwas damit zu tun zu haben und bekommt tatkräftige Unterstützung der Stadtoberen, doch als nach ein paar Tagen auch noch der alte Kreuzbruder, der im Freiburger Münster Wache schob ermordet aufgefunden wird, wird erneut gegen Mendel und die Juden im Allgemeinen gehetzt.

Serafina indes glaubt nicht daran, dass der Schuster der Schuldige ist. Vielmehr vermutet sie, dass jemand ganz bewusst den Verdacht auf Mendel lenken wollte. Doch wer? Die Liste, von denen, an die Mendel nebenbei Geld verlieh ist lang. Oder hat das Verbrechen gar nichts mit dem Geldverleih zu tun?
Während Serafinas kriminalistischer Spürsinn geweckt wurde, muss sie sich jedoch auch mit Altlasten ihrer Vergangenheit herumschlagen, denn ein neu hinzugezogener Freiburger, kennt Serafina noch von einst, als sie noch Hübschlerin war und verrät sein Wissen ausgerechnet an denjenigen, den die Begine besonders ins Herz geschlossen hat…

Obwohl ich den Vorgängerband „Das Aschenkreuz“, in dem Begine Serafina zum ersten Mal ermitteln durfte, nicht kenne, kam ich völlig problemlos in die Geschichte hinein, denn die Autorin streut für alle unwissenden Leser ausreichende Infos zum ersten Roman mit ein, so dass man stets im Bilde über Serafinas Vorgeschichte ist.
Die Heldin dieser historischen Kriminalreihe ist eine sympathische Frau, die bereits einige Schicksalsschläge in ihrem Leben hinnehmen musste, sich jedoch stets wieder aufgerafft hat und mutig und tatkräftig ihren Weg weitergegangen ist. Mittlerweile ist es in ihrem Leben als Begine ruhiger geworden. Zusammen mit recht unterschiedlichen Frauen lebt sie in Freiburg und versorgt dort mit Hingabe die kleinen oder auch größeren Wehwehchen der Freiburger Bürger, da sie geschickt in Heilkunde ist. Achaz, der Medicus der Stadt, steht ihr mit Rat und Tat zur Seite, auch wenn er von Serafinas kriminalistischem Spürsinn einmal mehr genervt ist. Diesmal jedoch sorgt sein widersprüchliches Verhalten dafür, dass Serafina plötzlich an Achaz verzweifelt, was für gewisse Spannungselemente zwischen den beiden sorgt.

Apropos Spannung: Zwar haben wir es hier mit einem unterhaltsamen historischen Krimi zu tun, der durch Sprache und Beschreibungen der Örtlichkeiten und Benehmen der Menschen dieses Zeitalters, sehr viel historisches Kolorit versprüht, doch würde ich dieses Buch eigentlich eher Lesern empfehlen, die gerne reine historische Schmöker lesen, als Krimifans, die sich hier einen sehr ausgeklügelten, „mordsspannenden“ Fall erhoffen. Zwar gibt es durchaus zwei Morde zu verzeichnen, doch kommt man als Leser sehr schnell darauf, wer denn hier mordend umherzieht und selbst wenn Serafinas Ermittlungen interessant beschrieben werden, fehlten für meinen Geschmack einfach ein wenig mehr Dramatik.

Dieser Punkt soll jedoch nicht abwertend gemeint sein. Ich habe sehr viel Lesespaß mit Serafinas zweitem Fall gehabt, würde das Buch jedoch eher in der Kategorie „historischer Cozy-Krimi“ einordnen.
Die Nebenfiguren könnten für meinen Geschmack vielleicht noch ein wenig mehr Konturen bzw. Ecken und Kanten vertragen, doch denke ich, dass dies in den nächsten Teilen sicherlich der Fall sein wird.

Kurz gefasst: Begine Serafina ermittelt wieder -Ein unterhaltsamer historischer „Cozy-Krimi“ aus dem alten Freiburg.