Rezensionen

Ankes Bewertung 04 05 Sterne.png

Nach dem Tod ihres Mannes Lord Morley, sieht es für die Witwe Lady Alexandra Morley finanziell nicht gut aus. Denn ihr Erbe hat sie in eine Firma für Dampfmotoren investiert, die einfach keine Gewinne abwerfen will.

Hier kommt nur eine Flucht vor den Gläubigern, als Kulturreise getarnt, nach Italien infrage. Und zusammen mit ihrer kleinen Schwester Abigail und Elizabeth "Lilibet" Harewood, Lady Sommerton, samt kleinem Sohn, die ihre ganz eigenen Gründe für eine Flucht hat, macht sie sich auf die Reise nach Italien, zu dem von ihr gemieteten Anwesen.

Zur selben Zeit schmiedet der Wissenschaftler und erfolgreiche Erfinder Phineas Burke, den Plan seine Freunde, den Duke of Wallingford und seinen jüngeren Lord Roland Penhallow, zu einem Italien-Aufenthalt zu überreden, der sich ausschließlich Studien widmen und Wein, Weib und Gesang außen vor lassen soll.
Weil aber der windige Italiener Signor Rosseti sein "Castello Sant' Agata" gleich zweimal vermietet und dabei doppelte Gebühr kassiert hat, treffen die beiden Reisegruppen kurz vor dem Ziel aufeinander, geraten aneinander, wetten miteinander und bewohnen fortan - bis eine Gruppe aufgibt - dasselbe Reich.

Und obwohl beide Gruppen schwören, sich nicht mit dem jeweils anderen einzulassen, schließlich soll sich dieser Aufenthalt allein Studien gewidmet werden, so finden sich anscheinend doch die Pärchen.

Zumindest Alexandra kann sich einfach nicht von Phineas "Finn" fernhalten. Nicht nur, weil er unglaublich attraktiv ist und äußerst anziehend auf sie wirkt, sondern auch mit einem Elektromotor experimentiert, der Alexandras Neugier erweckt und vielleicht Wissen bietet, mit dem sie womöglich, der scheinbar maroden Dampfmotoren-Firma, in die sie investiert hat, auf die Sprünge helfen kann.

"Die süßen Lügner einer Lady" ist der 1. Teil von Juliana Grays "Affairs by Moonlight"-Serie. Und in diesem 1. Teil trifft man auch gleich auf alle wichtigen Protagonisten der Serie und dabei wird schnell klar, wer zu wem gehört/gehören wird.
Der Roman ist flott zu lesen und lädt immer wieder zum Schmunzeln ein. Romantik liefert Italien, ein Fluch und undurchsichtige Nebenfiguren, die mit südländischem Temperament, die distinguierten Engländer in Atem halten.

Mir hat es gut gefallen, dass die Hauptfigur Alexandra weiß was sie will und wie sie es bekommt. Sie steht dazu, dass sie Luxus liebt und nicht auf ihn verzichten will. Im Laufe ihres Aufenthaltes erkennt sie jedoch, dass es im Leben dann doch auch noch auf etwas anderes ankommt und diese Veränderung hat die Autorin wirklich gekonnt und absolut nachvollziehbar beschrieben.
Es mag sein, dass ihr Verhalten, ihre Offenherzigkeit und ihr forsches Auftreten in Punkto Sex historisch vielleicht nicht so ganz stimmig ist, doch solange der Rest der Geschichte für mich stimmt, ist das für mich vollkommen in Ordnung; auf historische Korrektheit habe ich noch nie so großen Wert gelegt.

Vielleicht lag es auch daran, dass sich Autorin dafür auch die "richtige" (für mich passende) Zeit ausgesucht hat, 1890, die eindeutig für den technischen Fortschritt steht und durchaus auch für gesellschaftlichen Wandel - und somit ein solcher Charakter, wie Alexandra trotzdem passt.

Was mich an "Die süßen Lügner einer Lady" ein wenig gestört hat war, dass die Autorin es mitunter mit den Slapstickeinlagen etwas zu gut meint. An sich ist diese romantische Screwball Komödie beschwingt und turbulent genug, da braucht es nicht auch noch, die einen Hauch zu dick aufgetragenen "witzigen" Einlagen.
In diesem Zusammenhang ist aber auch nicht auszuschließen, dass ich einfach ein Problem mit der Figur des Duke of Wallingford hatte, der oft genug Teil der übertriebenen Einlagen war.

Kurz gefasst: Eine turbulent amüsanten "Romance Screwball Komödie", mit einer modernen Heldin, die weiß was sie will und wie sie es bekommt. Höchst unterhaltsam zu lesen.

Nicoles Bewertung 02 Sterne.png

Lady Alexandra Morley steckt in einem finanziellen Dilemma. Sie, die stets von sich dachte, auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen und dem Glück auch noch nachzuhelfen vermochte, in dem sie einst den bereits altersschwachen Lord Morley ehelichte, der bald darauf verstarb. Sie, die nicht nur einen Titel gewann, sondern auch zu Londons interessantesten Frauen gehörte; sozusagen den Mittelpunkt des tons markierte, muss sich jetzt damit auseinandersetzen, dass ein trotteliger, angeheirateter Verwandter, der ihre damalige Mitgift in eine Firma investierte, die nun am Rand des Ruins steht, sie in die Armut treibt. Doch selbst ist die Frau! So macht sich Alexandra mit ihrer jüngeren Schwester und einer Freundin im Schlepptau auf nach Italien. Im Hinterkopf natürlich einen Plan B.
Währenddessen trommelt der findige Wissenschaftler Phineas Burke seine beiden adligen Freunde, zwei Brüder zusammen, denn ihm missfällt der sündige Lebenswandel der beiden ungeheuer und er will sie mit einem einjährigen Aufenthalt in Italien, wo sie sich in Studien und der Enthaltsamkeit üben sollen, ein wenig umkrempeln. Außerdem möchte Phineas an seiner neusten Erfindung arbeiten. Ein Automobil!

Ausgerechnet auf Lady Alexandra und ihren weiblichen Anhang trifft die illustre Herrenrunde, als sie in einem italienischen Gasthof Halt machen und auf dem weiteren Reiseweg stellt sich plötzlich heraus, dass sowohl Frauen als auch Herren die gleiche Herberge für ein Jahr erwählt haben, denn der gewitzte Vermieter hat das kleine Schlösschen doppelt vermietet. Sehr zum Verdruss der Männerrunde. Doch Phineas ist eigentlich insgeheim sehr angetan von der schönen, aber recht kratzbürstigen Lady Morley, erst recht, als sie ihm anbietet, ihn bei der Arbeit an seinem Automobil zu unterstützen…

Der erste Teil der neuen „Affairs by Moonlight“ Reihe von Juliana Grey, markierte auch gleichzeitig meinen ersten Versuch, einen Roman der Autorin auszuprobieren. Für den Roman sprachen das wunderschöne Cover im englischen Original (das mir bereits damals bei Erscheinen positiv im Gedächtnis geblieben war, so dass meine Neugierde auf den Inhalt geschürt wurde), der außergewöhnliche Plot, das italienische Setting und eine angeblich humorvolle Atmosphäre zwischen dem Heldenpaar.

Zugegeben, der Storyaufbau an sich, hatte durchaus seine Momente. Jedoch fand ich die Umsetzung des Ganzen leider eher halbherzig und farblos inszeniert. Man bekommt als Leser zwar Akteure geboten, die sich eigentlich recht amüsante Wortduelle liefern, doch fand ich ihre Charakterisierung dann für meinen Geschmack viel zu flach. Ebenso seicht plätschert die Handlung vor sich hin, was ich sehr schade fand, denn zumindest ab dem Moment, als sich langsam herauskristallisiert, dass einem gegen Ende des Romans ein Autorennen erwartet, hegte ich diesbezüglich große Hoffnungen, dass sich das Blatt nochmals wenden würde.

Ein für mich großes Manko waren dann auch Ausdruck und Schreibstil der Autorin. Weder verhalten sich die Akteure wie Menschen ihrer Zeitepoche in Ausdruck und Gebaren, noch konnte mich der sehr lässige und viel zu moderne Schreibstil für sich einnehmen. Im Gegenteil, ich war eher etwas abgestoßen, von manchen, recht gewöhnlichen Ausdrücken der Protagonisten.
Dazu konnte ich mich leider so gar nicht mit der Heldin anfreunden. Sie wirkt sehr manipulativ, unsympathisch und zeitweilig nur auf ihren Vorteil bedacht und eher so, als ob sie nicht in der Lage wäre, überhaupt jemanden wirklich lieben zu können. Dass sie sich dann ausgerechnet in den rothaarigen Phineas verguckt, der ihre Gefühle erwidert, (warum erschloss sich mir leider auch zu keinem Zeitpunkt, denn Alexandra hat leider kein liebenswertes Wesen) konnte ich absolut nicht nachvollziehen. Dazu plätschert die Geschichte über weite Strecken vor sich hin, so dass ich mich regelrecht durch diesen Roman quälen musste.

Dennoch, wer historische Liebesromane mag, aber lieber Historicals mit einer modernen Schreibe bevorzugt und nicht so viel Wert auf eine tiefschürfende Charakterisierung der Akteure legt, sondern sich einfach nur mit einem Liebesroman mit historischem Anstrich versehen, die Zeit vertreiben möchte, sollte es mit „Die süßen Lügen einer Lady“ ruhig mal probieren.

Kurz gefasst: „Not my cup of tea“: Unsympathische, manipulative Heldin, Figuren die unglaubwürdig agieren und ein zu modern geratener Schreibstil vs. interessante Ausgangssituation und außergewöhnliches Setting. Ein Historical, der sicherlich die Leserschaft spalten wird.