Rezensionen

Rissas Bewertung 03 Sterne.png

England im Jahr 1464: Das Haus York hat in den Rosenkriegen einen vorläufigen Sieg erfahren, Edward of York ist nun der König Englands.

Als Edward, der als Frauenheld bekannt ist, eines Tages von Elizabeth Woodville Grey, einer lancastrianischen Witwe, angesprochen wird, erliegt er ihren Reizen, und schon kurze Zeit später heiraten sie heimlich.

Dies stößt allerdings auf Unverständnis, schließlich ist dies das erste Mal, dass Edward gegen seinen Mentor, den "Königsmacher" Richard Neville, aufbegehrt und sich nicht dessen Wünschen beugt. Elizabeth dagegen wird wegen ihres niedrigen Standes verachtet, ihre Familie als Emporkömmlinge gesehen.

Auch Edwards Herrschaft bleibt nicht unangefochten, so kann sich der König oft nicht sicher sein, ob seine Verbündeten auch am nächsten Tag noch zu ihm stehen werden. Und die Rosenkriege sind noch lange nicht vorbei...

Philippa Gregory beschreibt in diesem Roman eine Frau, die hoch hinaus will, dabei aber extrem naiv erscheint.

In mehreren Abschnitten wird die Sage der Melusine erzählt, von der die Frauen der Familie Rivers abstammen sollen. Aus diesem Grund sollen sie unter anderem in der Lage sein, das Wetter zu beeinflussen. Ob nun im Verlauf des Romans tatsächlich gehext wird oder ob es sich dabei um Wunschdenken der Frauen handelt, wird aus dem Roman nicht deutlich. Da Elizabeths Mutter Jacquetta tatsächlich der Hexerei angeklagt wurde, ist die Annahme, dass sie in der Familie eine Rolle gespielt haben dürfte, durchaus legitim, nur hätte sie meiner Meinung nach gerne weniger Raum einnehmen dürfen.

Mehr Raum hätte dagegen Elizabeths Familie verdient. Über ihre Söhne, von denen zwei aus erster Ehe stammen, erfährt man recht viel, doch bis auf ihre erste Tochter Elizabeth werden die Mädchen kaum erwähnt, selbst über den Tod ihrer zweiten Tochter Mary wird kein Wort verloren.

Insgesamt fand ich den Roman recht gefühlskalt, denn obwohl man die Geschichte aus Elizabeths Perspektive erlebt, bleiben viele Dinge recht oberflächlich. In ihren Beschreibungen beschränkt sie sich oft auf politische Ereignisse, persönliche Dinge bleiben häufig außen vor. Ein paar Sätze hier und dort hätten schon ausgereicht, um dem Roman diese Kälte zu nehmen und Elizabeth sympathischer dastehen zu lassen.

Und trotzdem hat mich der Roman ganz gut unterhalten - obwohl ich den Verlauf der Ereignisse kenne, wollte ich doch immer wieder wissen, wie es weitergeht und wie Elizabeth die Ereignisse interpretiert.

Die Geschehnisse um die "Prinzen im Tower" sind bis heute ein Rätsel, und da es in diesem Roman um die Mutter der Prinzen geht, darf der Versuch einer Lösung des Rätsels auch hier nicht fehlen. Besonders schlüssig finde ich die Interpretation, die Philippa Gregory hier vornimmt, nicht, doch sollte das wohl jeder Leser für sich entscheiden.

Ein Nachwort hilft ein wenig bei der historischen Einschätzung der Romanhandlung. Eine Orientierungshilfe bieten zwei Stammbäume, einer davon in Form eines Lesezeichens.

Kurz gefasst: Kein Roman für Jedermann, da er stellenweise doch recht trocken daher kommt. Empfehlen würde ich den Roman daher denjenigen, die sich für englische Geschichte interessieren, sich dabei aber von Ausflügen in fantastische Bereiche nicht abschrecken lassen.

Nicoles Bewertung 04 Sterne.png

Die erbitterten Kämpfe zwischen den beiden Adelshäusern York und Lancaster fordern viele Opfer, auch unter den Adligen. Und diejenigen, die überleben, müssen sehr gut überlegen, wem ihre Loyalität in Zukunft gilt.

So ist es auch im Falle von Elizabeth Woodville. Ihr Vater, Richard Woodville, Baron Rivers, genau wie auch ihr gefallener Ehemann, Sir John Grey, waren stets treue und ergebene Untertanen des Hauses Lancaster.

Doch die Yorkisten haben zurzeit mehr Glück auf dem Schlachtfeld. Edward IV von England sitzt nun, dank des sogenannten Königsmachers Richard Neville, Earl of Warwick auf dem Thron und alle Anhänger des Hauses Lancaster werden bestraft, in dem man ihr Land und Besitz konfisziert.

Elizabeth nun Witwe mit zwei halbwüchsigen Söhnen, möchte ihren Kindern unbedingt den ehemaligen Reichtum von einst ermöglichen und so fasst sie, nachdem bereits sämtliche Bitten an des Königs nahe stehenden Beamten gescheitert sind, einen kühnen Plan.

Als die königliche Eskorte das Land ihres Vaters durchquert, nimmt sie ihre Söhne bei der Hand und marschiert ihnen und dem König geradewegs entgegen um ihre Bitte persönlich vorzutragen.

Ihr Plan geht auf. Der König ist nicht nur von ihrer Schönheit wie geblendet, sondern auch von ihrer Kühnheit und gibt ihrer Bitte nach. Allerdings fordert er dafür auch ein Entgegenkommen von ihr. Sie soll sich ihm hingeben. Doch Elizabeth lehnt ab, erklärt Edward zwar, dass sie sich sehr zu ihm hingezogen fühlt, sich aber als ehrenhafte Frau von Stand nicht in der Lage sieht, seinen und ihren Begierden nachzugeben.

Trotz seiner Erzürntheit geht Elizabeth dem König nicht mehr aus dem Kopf und als er sie einige Zeit wieder sieht, bittet er sie schließlich um ihre Hand.

Die geschlossene Ehe zwischen den beiden muss zunächst geheim bleiben, denn es sind zuvor noch einige Schlachten zu schlagen und der Königsmacher und engster Vertrauter Edwards hat eigentlich eine andere Braut für den König vorgesehen…

Die Königin der weißen Rose bildet den Auftakt einer dreiteiligen neuen Romanreihe um ein interessantes Stück Geschichte- die Thronkämpfe zwischen Anhängern des Hauses York und denen des Hauses Lancaster.

Im ersten Teil erzählt die Autorin die Geschichte von Elizabeth Woodville, spätere Königin von England und Gemahlin von Edward IV., die ihrem Mann insgesamt zehn Kinder schenkte. Wer sich bereits zuvor in die Materie eingelesen hat, wird also auch im Vorfeld wissen, dass Elizabeth oft als machtgierige, ränkeschmiedende Frau beschrieben wurde, die so schnell wie möglich ihre restliche Familie, durch Heirat vielversprechender Kandidaten, in den höher stehenden Adel integrieren wollte.

Philippa Gregory erzählt ihren Roman, der die Jahre 1464 - 1485 umfasst, aus Sicht Elizabeths in Ich- Form und schildert die Geschehnisse, die ihre Romanheldin erwarten, zwar auf unterhaltsame aber auch ein wenig distanzierte Art und Weise. Man erfährt zwar stets, was in Elizabeth vorgeht und warum sie diverse Dinge tut, doch man wird weder mit ihr, noch mit anderen Protagonisten richtig warm, da der Roman eher wie eine nüchtern aber gut geschriebene Biografie wirkt, als wie ein reiner historischer Unterhaltungsroman.

Daher bin ich auch ein wenig hin und her gerissen, was meine Bewertung angeht. Zum einen fand ich den historischen Hintergrund sehr gut und ansprechend recherchiert; auch der Roman wird nie langweilig und Gregory versteht es durchaus ihre Leser zu unterhalten - zum anderen hätte ich mir einfach mehr Einblicke in zwischenmenschliche Bereiche des Königspaares und ihrer Familie gewünscht.