Rezensionen

Nicoles Bewertung 04 Sterne.png

Da staunt der Lebemann Henry Wenton, Earl of Brentford nicht schlecht. Ausgerechnet seine Mutter eröffnet ihm die Möglichkeit, eine gute Partie zu machen. Und das, obwohl sie eigentlich schon jegliche Hoffnungen bezüglich einer Ehe ihres ältesten Sohnes und Titelträgers aufgegeben hatte, der seit Jahren die gute Gesellschaft brüskiert mit seinen zahlreichen Affären und Trinkgelagen. Ein entfernter Verwandter aus Frankreich hat nun das Zeitliche gesegnet und bietet Henry in einem Brief, den er kurz vor seinem Tod schrieb an, dessen Tochter Florence zu ehelichen. Dann würden Titel und Besitz an Henry fallen.

Henry wird neugierig und macht sich zusammen mit seinem unternehmungslustigen Bruder Stacy auf den Weg zum Gut Maligny. Gleich die erste Begegnung mit Florence macht Henry klar, dass er eine sehr unkonventionelle Frau vor sich hat, die kein Blatt vor den Mund nimmt. Das, was keiner für möglich gehalten hat, geschieht. Henry verliebt sich Hals über Kopf in den frechen Fratz und stellt sogleich Besitzansprüche eines Gebieters gleich. Doch Florence denkt gar nicht daran, sich von einem dahergelaufenen, arroganten Engländer etwas vorschreiben zu lassen…

„Vicomtesse zu Vererben“ lag schon einige Zeit auf meinem SUB, bevor ich mir nun endlich  ein Herz fasste, um diesen Regency zu lesen. Der Roman, der ein Geschenk eines lieben Brieffreundes war, entpuppte sich für mich dann als äußerst beschwingtes und amüsantes Lesevergnügen. Besonders positiv ist mir an diesem Roman der Schreibstil der Autorin aufgefallen, deren Schreibweise ansprechend und vor allen Dingen, der Zeitepoche, in der dieser Roman spielt, angemessen ist. Auch die Dialoge der Protagonisten sind ihrer Gesellschaftsschicht entsprechend, was mir ebenfalls gut gefallen hat.

Auf 220 Seiten erzählt Sophy Hester die Geschichte von zwei Dickköpfen, die ineinander verliebt sind, sich jedoch zunächst zusammenraufen müssen.

Während ich Florence sehr schnell in mein Leserherz schließen konnte, hat es mir Henry leider etwas schwer gemacht, denn seine Romanfigur war etwas zu dominant für meinen Geschmack angelegt. Das äußerte sich zum Beispiel darin, dass er in gewissen Situationen überreagierte oder aber ziemlich verletzende Äußerungen von sich gab. Auch seine uneingeschränkte Arroganz und sein gönnerhaftes Verhalten, das er gegenüber seinem Bruder an den Tag legte, waren mir etwas „too much“. Florence hätte ihm ruhig etwas mehr Paroli bieten können. Überhaupt hätte ich mir ein wenig mehr Dialoge zwischen den Haupt und Nebenfiguren in diesem Roman gewünscht. Denn die vorhandenen, wurden wirklich spritzig und humorvoll inszeniert.

Abgesehen von diesen kleinen Kritikpunkten hat mir „Vicomtesse zu vererben“ jedoch sehr gut gefallen und ich würde den Roman auch durchaus allen Fans der Regency/Historical Romance weiterempfehlen.

Kurz gefasst: Amüsante, kurzweilige Regencyromance die mir viel Lesespaß bereitet hat!

Ankes Bewertung 05 Sterne.png

Henry Wenton, Earl of Brentford, der, zum Leid seiner Mutter, lieber ein wenig auf den Putz zu schlagen und seinen Spaß zu haben möchte, als zu heiraten, merkt auf, als ihn der Brief des Vicomte de Maligny, einem unlängst verstorbenen angeheirateten französischen Verwandten erreicht. Dieser wusste, Henrys Talente zum Lebemann äußerst zu schätzen, auch weil diese einer Meinung nach die besten Ehemänner abgeben. Damit eigne sich Henry perfekt als Erbe und möglicher Ehemann für seine Tochter Florence. Warum also nicht nach Frankreich fahren und die Dame und das Gut einmal anschauen?

Doch auf was Henry dort trifft, hätte er sich in seinen kühnsten Träumen nicht ausgemalt. So kommt es, wann immer er und Florence aufeinandertreffen, dass die Fetzen fliegen. Und jedes Mal verwandelt sich Henry dabei von einem freizügigen Lebemann, zum konservativen Familienoberhaupt.

Hatte ich mich bereits dazu beglückwünscht, dem Lesetipp von Nicole nach zugegeben haben und mich mit Sophy Hesters „Nordlicht Nächte“ auszuprobieren. Noch mehr kann ich mir dazu applaudieren, mich alsbald an "Vicomtesse zu vererben" gemacht zu haben.

Auch wenn der Roman gegen Ende hin etwas von seinem anfänglichen Charme einbüßt und in Sachen Spritzigkeit und Humor ein wenig „erschlafft“, so hat das doch meiner grundsätzlichen Begeisterung, für diesen wundervollen historischen Liebesroman keinen Abbruch getan. Trotz dieses kleinen Schönheitsfehlers ist er mir eine Keeper-Bewertung wert.

Das nicht zu tun, wäre aber auch sträflich, da die Autorin, nicht nur sprachlich eine so wundervolle Geschichte abliefert, sondern es auch versteht, ihre Figuren so herrlich lebendig zu beschreiben, dass sie sich „greifbar“ und „real“ anfühlen. Zudem durchlaufen sie eine kontinuierliche und harmonische Entwicklung, die ihren Charakter und die Handlung der Geschichte voranbringt. Sprich, nicht nur die Figuren, sondern auch ihr Verhalten habe ich beim Lesen als "realistisch" empfunden.

Und überhaupt, es macht eben einfach Spaß zu verfolgen, wie Henry Wenton, Earl of Brentford und Florence aufeinander „knallen“ (den anders, kann man es einfach nicht ausdrücken). Denn wo auch immer die beiden aufeinandertreffen, entbrennt um sie herum eine Wort-Schlacht, die auf die köstlichste Weise schwelende Seiten zurücklässt und einen Leser, in diesem Fall ich, der aus dem Kichern und sich Amüsieren gar nicht mehr rauskommt.

Kurz gefasst: Wer einen amüsanten historischen Liebesroman sucht, der darüber hinaus auch noch eine höchst angenehme Sprache und echte Figuren geboten bekommen möchte, sollte sich unbedingt an „Vicomtesse zu vererben“ versuchen. In jeder Hinsicht (historische) Wohlfühl-Liebesroman-Unterhaltung.

Gelesen und rezensiert von Anke, im Jahr 2018.