Rezensionen

Ankes Bewertung 03 05 Sterne.png

Gerade erst von ihren Freund, der sie mit ihrer Schwester betrogen hat, sitzen gelassen, lernt die Glaskünstlerin Lucy Marinn, Sam Nolan kennen. Obwohl schon auf den ersten Blick etwas an dem Weinbauern ist, was Lucy anzieht, so ist sie doch ein gebranntes Kind was Beziehungen angeht.

Auch für Sam Nolan kommen nur Freundschaften mit Extras in Frage, aber als gebrandmarktes Kind, von Alkoholiker-Eltern, kommt eine feste Beziehung für ihn auf keinen Fall in Frage. Was nicht heißt, dass ihn Lucy nicht auf ganz besondere Weise anzieht.

Als Lucy sich auf mehr als nur Freundschaft mit Sam einlässt, ist ihr klar, dass er ihr eines Tages sehr wehtun wird, trotzdem ist sie bereit diese Risiko einzugehen, denn sie braucht Sams Nähe. Sie willigt in seine Regeln ein und bereitet sich darauf vor, ihn bald für ein Kunststipendium zu verlassen.
Doch als es so weit ist, ist es Sam, der Lucy nicht gehen lassen will.

„Zaubersommer in Friday Habor“ ist eine unspektakuläre Geschichte, die zwar recht sympathische Figuren bietet und sogar ein wenig mit „Familienanschluss“ aufzutrumpfen weiß, aber keine besonders mitreißende oder bewegende Story zu erzählen hat.
Vielmehr plätschert diese so dahin und war damit eine der langweiligsten, die ich in der letzten Zeit gelesen habe und mich sogar in Versuchung geführt hat sie abzubrechen.

Das Problem lag, meiner Meinung nach, vor allem daran, dass ich Sam und Lucy als recht eindimensionale und viel zu stereotype Charaktere empfand. Zwar haben sie definitiv etwas auf ihrem Leben gemacht und sich dazu eine magische/romantische Seite bewahrt und konnten damit bei mir Pluspunkte erarbeiten. Doch um so richtig mit ihnen zu leiden oder zu lieben, konnten sie mich nicht animieren.

Aber wie auch? Es gibt zwischen ihnen, bis auf die Sache mit der Bindungsangst bei Sam und der Angst erneut Vertrauen zu verschenken von Lucys Seite aus, keine Reibungs- oder Konfliktpunkte, die ihrer Geschichte Schwung, Esprit oder das gewisse Etwas verleihen könnte.

Natürlich hat das Buch auch ein paar durchaus zauberhafte Momente, die zart in die Geschichte verwoben sind und immer dann erscheinen, wenn sie ihre paranomalen Anteile zeigt.
Letztendlich war das auch der Grund, warum ich die Geschichte dann doch fertig gelesen habe - um nur keinen Moment davon zu verpassen.

Es hat mir sehr gut gefallen wie feinfühlig, harmonisch und fast unbemerkt die Autorin diese fantastischen Elemente in den Roman einbaut. Aber keine Sorge, dieser Anteil nimmt nie überhand, sondern läuft ganz nebenher, sodass man die Geschichte eigentlich nicht dem paranormalen Genre zurechnen kann.

Kurz gefasst: Diesen 2. Teil der „Friday Habor“-Serie würde ich auf keinen Fall als „Muss“ bezeichnen. Natürlich werde ihn Fans der Autorin oder der Serie auf jeden Fall lesen wollen und als das mit Sicherheit auch genießen können, doch so recht überzeugend hat er auf mich nicht gewirkt.

Chris' Bewertung 05 Sterne.png

Dass ihr Freund Kevin sie ausgerechnet mit ihrer Schwester Alice betrügt und sie wegen ihr auch noch verlässt, sollte Lucy nicht wirklich wundern. Schließlich war Alice immer schon ein egoistisches und verhätscheltes Kind, das sich alles irgendwie verschafft hat. Eine schwere Erkrankung von Alice hatte zur Folge, dass sich in der Familie alles um die jüngere Tochter drehte. Während Lucy oft auf sich selbst gestellt war. Inzwischen ist Lucy erwachsen, arbeitet als Glaskünstlerin in Friday Harbour und steht nun vor den Trümmern ihrer Beziehung.

Zum Glück hat sie zwei gute Freundinnen – Justine und Zoe – die sie aufnehmen und sich um sie kümmern. Und da ist da noch Sam Nolan. Der unverschämt gut aussehende Winzer, läuft ihr immer wieder über den Weg. Und dann versucht Justine Lucy zu einem Date zu überreden. Schließlich muss sie wieder unter Leute. Doch Lucy ist zu verletzt und zu fragil. Außerdem ist bekannt, dass Sam beziehungsunwillig ist. Obwohl Sam Lucy tatsächlich daten würde, agiert er unaufdringlich und als Lucy dann einen wahren Freund braucht, da ist er zur Stelle.

Lisa Kleypas hat mit dem zweiten Teil der Friday Harbour Serie eine zauberhafte Geschichte geschrieben. Sam und Lucy sind zwei wirklich tolle Protagonisten, die in der Vergangenheit nicht immer viel zu lachen hatten. Sam kommt aus einer völlig zerrütteten Familie und hat erst in den letzten Jahren wieder mit seinen Brüdern zusammengefunden. Und Lucy stand immer im Schatten ihrer jüngeren Schwester. Obwohl sie eigentlich nur Freunde sein wollen, kommt es natürlich anders.

Gemächlich nähern sie sich an, lernen sich besser kennen und verbringen schließlich viel Zeit zusammen. Für Lucy hätte ich mir ein wenig mehr Temperament gewünscht. Also ich hätte diesen Vertrauensbruch nicht so hingenommen. Obwohl sich Sam und Lucy nicht ineinander verlieben wollen und obwohl sie es sich immer wieder sagen, passiert es doch. Aber da steht Lucy dann vor einer Weggabelung, die sie von Friday Harbour wegführen soll.

Bei anderen Geschichten hätte ich über so ein Ende nur den Kopf geschüttelt und wäre enttäuscht gewesen. Doch das Ende und der Epilog sind perfekt und absolut zu den Protagonisten passend. Denn die Autorin gibt ihnen damit die Gelegenheit sich weiterzuentwickeln und sich über ihre Bedürfnisse, Wünsche und Träume klar zu werden.

Der erste Teil war schon sehr gefällig zu lesen, doch hier hat sich Lisa Kleypas noch einmal verbessert. Jetzt freue ich mich schon auf den Winter, denn da wird dann Alex’ Geschichte erzählt. Der dritte Nolan-Bruder, der auch in diesem Buch – so wie auch Mark, Holly und Meg – seinen Platz hat.

Kurz gefasst: Eine sehr berührende Liebes- und Familiengeschichte an einem zauberhaften Ort.

Nicoles Bewertung 04 05 Sterne.png

Alice Marinn wurde, seitdem sie als Kind an einer Gehirnhautentzündung litt, stets von ihren Eltern vorgezogen und bemuttert. Sehr zum Verdruss der stillen und lieben, älteren Schwester Lucy, die das Verhalten ihrer Eltern immer schmerzte. Mittlerweile erwachsen denkt Lucy nur noch selten über ihre egozentrische, kaltherzige Schwester nach- bis zu dem Zeitpunkt, als ihr Freund Kevin ihr eröffnet, dass er sich von Lucy trennen möchte und zu allem Überfluss auch noch vor hat, Lucys Schwester zu heiraten. Dermaßen abserviert zu werden und dann auch noch in dem Gefühl, dass ihre eigene Schwester keinerlei Skrupel hatte, sie zu hintergehen, braucht Lucy erst einmal Luft und begegnet bei einem einsamen Spaziergang am Meer einem attraktiven Fremden.

Sam Nolan, ein ortsansässiger Winzer, lebt zusammen mit seinem Bruder Mark und Holly, die kleine Nichte der beiden Männer, in einem wunderschönen alten Haus im viktorianischen Stil. Er hätte die perfekte Lösung für Lucy parat die händeringend eine neue Bleibe sucht, da Marks alte Wohnung noch leer steht. Bei einer gemeinsamen Wohnungsbesichtigung spüren beide gleich eine starke Anziehungskraft, doch sowohl Sam als auch Lucy steht der Kopf nicht nach einer festen Beziehung. Besonders Sam ist nach der katastrophalen Ehe seiner alkoholkranken Eltern fürs Leben geschädigt. Er lässt sich lediglich auf zwanglose Flirts und One-Night- Stands ein und selbst die Tatsache, dass sein Bruder Mark bereits die Liebe seines Lebens gefunden hat, kann ihn nicht zum Umdenken bewegen.
Doch Lucy ist eine Frau mit vielen Talenten und mit viel Herz und Sensibilität geschaffen. Wird es ihr gelingen Sams äußeren Panzer zu knacken?

Lisa Kleypas gehört seit vielen Jahren zu meinen Lieblingsautorinnen im Historical-Genre und so war es für mich auch keine Frage, dass ich auch bei ihrem Genrewechsel ins Contemporaryfach mitzog. Der erste Teil der „Friday Harbor“ Reihe entpuppte sich zwar durchaus als nette Unterhaltungslektüre, doch all die Zutaten, die Lisa Kleypas Historicals so einzigartig machen, wie tiefgründige Charakterisierung der Protagonisten plus Wohlfühlatmosphäre fehlten hier über weite Strecken, so dass ich ehrlich gesagt etwas enttäuscht war vom „Winterwunder von Friday Harbor“. Dennoch wollte ich, auch weil die Leseprobe im ersten Band zum zweiten Teil so interessant klang, unbedingt wissen wie es weitergeht in Friday Harbor und bin nun, nachdem ich „Zaubersommer in Friday Harbor“ ausgelesen habe, froh darüber der Autorin in Sachen Contemporary noch eine weitere Chance gegeben zu haben, denn dieser Roman ist wieder ein typischer Kleypas so wie ich ihn mir erhofft habe. Zudem umfasst diese Story auch einige Seitenzahlen mehr (297), als es beim Vorgängerband der Fall war und so bot sich der Autorin diesmal mehr Raum zur Entfaltung ihrer Haupt und Nebenfiguren, was sehr viel ausmachte.

Daneben stimmt zwischen Lucy und Sam auf Anhieb die Chemie. Beide sind zwei sehr sympathische Akteure, die dazu auch noch mit interessanten Berufen aufwarten können. Nebenher lässt Lisa Kleypas sowohl Interessantes über den Weinbau als auch über die Glaskunst in ihre Story miteinfließen; allerdings wohldosiert; dass auch Leser, die an diesen Themen weniger interessiert sind, sich voll und ganz auf die Liebesgeschichte konzentrieren können.
Die angesprochene Wohlfühlatmosphäre kommt im zweiten Teil endlich wieder voll zum Tragen und durch Sams Brüder, die niedliche Holly und Lucys Freundinnen, gelingt es der Autorin dazu humorvolle Akzente in ihrem aktuellen Buch zu setzen. Zugegeben, ich hätte mir das Ende des Romans ein wenig ausgedehnter und eindrucksvoller beschrieben gewünscht und auch die Sache mit Alice wurde mir eine Spur zu lieblos und unspektakulär abgehandelt (Eine Heldin, die nicht richtig aus der Haut fährt, wenn ihre Schwester ihr den Mann ausspannt?), doch in Sachen Schreibstil und Romantik hat Lisa Kleypas im Vergleich zu ihrem Contemporary- Erstlingswerk einen großen Sprung gemacht und so sind meine Kritikpunkte eigentlich eher nebensächlich.

Kurz gefasst: In „Zaubersommer in Friday Harbor“ zeigt die Autorin endlich wieder, was sie zu den ganz Großen im Liebesromansektor werden lassen hat: Eine romantische Love Story, Wohlfühlatmosphäre und liebenswerte Haupt und Nebenfiguren machen das Buch zu einem echten Lesevergnügen.