Rezensionen

Kathis Bewertung 05 Sterne.png

Die mysteriöse Iris stand in Krocks "Flügelschlag" eher am Rande des Geschehens. Uninteressant war dieser Charakter aber schon in jenem Roman nicht. Nun gibt die Autorin einige zusätzliche Informationen über dieses besondere Wesen preis.

Der Neuling sei eine "Novelle", wird stets in den Vorankündigungen betont. Interessant. Die Erfahrung zeigt, dass Novellen entweder gut oder schlecht sind. Zwischenstufen gibt es nicht. (Wie bei jeder These bestätigen hier natürlich auch seltene Ausnahmen die Regel.) Der Inhalt ist stets kurz gehalten und auf ein Hauptthema fokussiert. Es entsteht meist ein sogenannter "Tunnelblick". Ja, dieses Wort hat einen negativen Nachklang. Also sind Interesse und Spannung an Jeanine Krocks Umsetzung durchaus berechtigt.

Die Autorin erzählt eine Liebesgeschichte - romantisch und vorhersehbar. Typisch Novelle eben. Doch das scheinbar Klischeehafte schmückt sie so detailliert mit Umwelteindrücken aus, dass es einfach "richtig" wirkt. Jeanine Krock bringt uns die Schönheiten Sankt Petersburgs nahe. Sie geht auf die Struktur "ihrer" Engelwelt ein. Sie spricht sich gegen eine Schwarz-Weiß-Malerei aus. Sie heißt Gefühle willkommen und preist die Liebe. Sie hat ein Auge für Besonderheiten und macht ihre Leser mit geschickten Worten darauf aufmerksam.

Einen großen Pluspunkt erhält diese Novelle für ihr Ende. Natürlich finden die Protagonisten zusammen und gestehen sich gegenseitig ihre Gefühle. Aber der klassische, vom Leser erwartete Ausgang der Liebesgeschichte bleibt aus. Keine Angst, das Ende ist dennoch schön - vor allem jedoch nachvollziehbar und nicht "rosarot". Wer den Roman "Flügelschlag" noch nicht gelesen hat, sollte nach diesem Ende Lust dazu bekommen.

Für alle Krock-Fans ist "Himmelsschwingen" ein Muss. Jenen, die gern Geschichten zwischen Himmel und Erde lesen oder mit dem einen oder anderen Engelkult sympathisieren, ist diese Erzählung ein netter Appetitanreger. Allen, die der Novelle im Allgemeinen skeptisch gegenüber stehen, sei eine Entwarnung gegeben - das Lesen lohnt sich. Wer jedoch mit Romantik und Mystik nichts anfangen kann, sollte lieber die Finger von Jeanine Krocks Werken lassen.

Mich jedenfalls hat "Himmelsschwingen" emotional berührt.

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von www.cultural-noise.de