Rezensionen

Ankes Bewertung 04 05 Sterne.png

Charles Draysmith hat durch den Tod seines Bruders den Titel eines Marquis geerbt, den er jedoch nie haben wollte. Und nicht nur das liegt ihm nun schwer im Magen, auch die verwaisten Nichten Isabel und Claire befinden sich in seiner Obhut.

Er plant eine Ehefrau und Stiefmutter für die Kinder zu finden, diese dann auf dem Landsitz Knightsdale, möglichst schwanger, mit einem Erben zurückzulassen und sich wieder zurück in die Stadt zu begeben.

Gerade erst angekommen glaubt er, schon die geeignete Kandidatin gefunden zu haben. Emma Peterson, die Tochter des örtlichen Vikars und Freundin aus Kindertagen.

Aber Emma sieht gar nicht ein bei Charles ‚Plan‘ mitzuspielen; nicht dass sie Isabel und Claire nicht von Herzen mögen würde und auch schon seit Kinderbeinen heimlich in Charles verliebt wäre; für sie steht Charles, nun da er den Titel innehat, weit über ihrem Stand als Vikars Tochter und zudem, wenn sie heiratet, dann nur, weil sie geliebt wird und nicht nur, weil sie als Kindermädchen und Erben-Produzentin gerade zur Verfügung steht. ;-)

"The naked Marquis" bietet sympathische und selbstbewusste Figuren, einen amüsanten Erzählstil, mit witzigen Rededuellen der Hauptprotagonisten und eine nette Liebesgeschichte, die ohne Missverständnisse auskommt; kurz: Genau die Unterhaltung, die ich bevorzuge.

Der Held Charles ist ein frecher und charmanter Typ, Marke erwachsener Lausbub, den man einfach sympathisch finden muss. Er hat so seine Probleme mit dem gerade erst geerbten Titel und Verpflichtungen, die ihm aufgeladen wurden. Aber er hat sich einen ‚guten‘ Plan zurechtgelegt, wie er der Situation so schnell als möglich wieder entrinnen kann, um sich dann nach London abzusetzen.

Leider ist sein "Plan" nicht so begeistert dabei, wie er erhofft hat. Seine Freundin aus Kindertagen, Emma, lässt sie nicht so einfach als Gouvernante für Charles verwaiste Nichten und als Produzentin eines möglichen Erben missbrauchen, auch nicht mit einem Ring am Finger.
Emma hat sich eigene Werte und Ansichten zurechtgelegt, die vielleicht ein wenig verquer und altmodisch sind, aber vollkommen zu ihrem Leben als Ersatzmutter für ihre Schwester und Haushälterin für ihren Vater, dem Vikar, passen.
Jetzt wo Charles ins Spiel kommt, muss sie ihre Werte ‚was man und wie man etwas tut‘ neu überdenken. Diese hin- und hergerissen zu sein zwischen dem, was sie für anständig hält und dem, was sie fühlt, ist sehr schön und eingängig beschrieben.

Besonders gut am Erzählstil der Autorin hat mir gefallen, dass die Geschichte abwechselnd mal von Charles, mal von Emmas Warte aus erzählt wird, dabei bekommt der Leser einen guten Einblick in beide Charaktere.

Einfach goldig beschrieben sind auch Charles Nichten, die versuchen ihren Teil zu einer Hochzeit zwischen Charles und Emma beizutragen und Charles Tante Lady Beatrice, die sich immer frei von der Leber weg in das Leserherz redet.

Als einziger kleiner Makel würde ich die vielen "Darlings" und "Love" bewerten, die immer wieder die Sprache von Charles färben, wenn er zu Emma spricht. Ein paar weniger hätten es auch getan ;-).

Kurz gefasst: Beste Unterhaltung für Regency Fans, deren Vorliebe, auf eine im Vordergrund stehende Liebesgeschichte und nicht auf Action liegt.