Rezensionen

Nicoles Bewertung 04 05 Sterne.png

Als Melody Urlaub macht, findet sie beim Schwimmen im Meer einen bewusstlosen Mann und rettet ihm durch Mund-zu-Mund Beatmung das Leben. Doch kaum erwacht der junge, attraktive Mann, ist es um sie geschehen. Ein Gefühl das auf Gegenseitigkeit beruht. Beide beginnen sogleich eine heftige Affäre und am Ende des Urlaubs steht für sie fest, dass sie für den Rest ihres Lebens zusammenbleiben wollen. Also heiraten sie Hals über Kopf noch am Urlaubsort.

Erste Ernüchterung stellt sich jedoch ein, als Melody kurze Zeit später erfährt, dass ihr neuer Mann den wohlklingenden Namen Rufus Callington- Warbeck-Wattestone trägt und nicht nur zur adeligen, englischen Upper-Class gehört, sondern auch noch auf einem geschichtsträchtigen Adelssitz zusammen mit seiner Familie lebt.
Bevor sie diese Tatsachen richtig realisieren kann, wird sie zudem auch noch mit Rufus Mutter konfrontiert, die sich als snobistische, herrschsüchtige Frau entpuppt, die Melody sogleich klar macht, was sie von ihr hält- Sie bezichtigt Melody unter vier Augen als berechnende Mitgiftjägerin und Schlampe.
Zähneknirschend will Melody zunächst den Schein wahren, damit Rufus nicht verletzt wird, als sie jedoch auf dem mittlerweile ziemlich baufälligen Landsitz der Callington-Warbeck-Wattestones eintreffen, schikaniert Mary, Rufus Mutter, Melody weiterhin wo sie nur kann. Auch Rufus hundertjährige Großmutter Beatrice ist es scheinbar unmöglich zu verstehen, dass Melody, Rufus neue Frau geworden ist und Rufus Vater Edmund ist trotz aller Sympathie, die Melody für ihn empfindet, nur ein hoffnungsloser, desillusionierter Trinker, der sich von den Frauen im Haus drangsalieren lässt, ohne sich zu wehren.
Und dann ist da noch Tilly, Rufus schwangere Halbschwester, die von Mary und Beatrice sehr herablassend behandelt wird, seitdem sie ihr Mann verlassen hat.

Gäbe es nicht Nessa, eine Hausangestellte und ebenfalls Australierin wie Melody, hätte Melody wohl einen schweren Stand in England, besonders als Marys intrigante kleine Spielchen immer drastischere Ausmaße annehmen und es ihr gelingt, langsam einen Keil zwischen Melody und Rufus glücklicher Liebesehe zu treiben.
Rufus, ist ihr in dieser Hinsicht leider keine große Hilfe, denn er will zum einen nicht glauben, dass seine Mutter intrigante Spielchen mit Melody treibt und andererseits ist er auch völlig überfordert mit dem baufälligen Schloss, dessen Unterhalt sämtliche finanziellen Rücklagen der Familie auffrisst und sie in Schulden zu stürzen droht..
Als Melody sich nach dem Fiasko ihrer vorherigen Beziehung, von dem sie sich immer noch nicht so recht erholt hat, entscheidet, um Rufus zu kämpfen und auch ihre unkonventionelle Familie anreist, um mit ihr und den englischen Snobs gemeinsam Weihnachten zu feiern, eskaliert die Situation jedoch und es wird gefährlich für Melody, als sie einem lang gehüteten Familiengeheimnis der Callington-Warbeck-Wattestones auf der Spur kommt...

„Die englische Hochzeit“ ist ein Roman der sich gleich drei völlig unterschiedlicher Genres bedient. Während die ersten 300 Seiten sich durch Serena Mackesys wunderbaren, überspitzen Humor auszeichnen und den Roman auf den ersten Blick wie einen leichten, amüsanten Contemporary erscheinen lassen, wendet sich ganz plötzlich das Blatt, als man mehr über Rufus und Melodys familiäre Hintergründe erfährt. Sogleich schlägt das Buch ernstere Töne an und man wird dann auch das erste Mal mit den Ängsten, der inneren Unsicherheit und Zerrissenheit des Heldenpaars konfrontiert. Das ist auch der Punkt, an dem der Roman den schmalen Grad zwischen komödiantischer Leichtigkeit verlässt und auf etwas tiefgründigeren Pfaden zu wandeln beginnt.
Hat der Leser sich jedoch gerade daran gewöhnt und scheint ein böses Ende der Liebesbeziehung zwischen Rufus und Melody zu erwarten, bekommt das Buch jedoch wieder eine ganz andere Wendung.
Der letzte Teil des Romans sorgt für spannende Momente, einem Romantic Suspense nicht unähnlich.

Mich hat gerade diese ungewöhnliche Mischung begeistert. Der Autorin ist es gelungen einen Roman zu schreiben, der durch seine Vielseitigkeit ein breiteres Publikum ansprechen dürfte, als nur reine Liebesromanleser.
Obwohl Serena Mackesy ganz wunderbar und sehr witzig die typischen, schrulligen Eigenarten der Engländer und auch die der Australier beschreibt, liegt genau dort auch eine kleine Schwäche verborgen. Für Menschen, die einer anderen Nationalität angehören, sind manche Vergleiche ein wenig schwer verständlich- ähnlich, als ob man „Werner-Comics“ in englischer Sprache herausbringen würde. Auch bin ich der Meinung, der Geschichte hätten mindestens 200 Seiten weniger, nur gut getan, denn trotz aller Begeisterung, es gab schon einige Längen in diesem Buch.
Trotzdem habe ich mich über viele amüsante Situationen in dem Roman köstlich amüsiert und auch als Melodys „neureiche“ völlig unkonventionelle Familie auf die snobistischen, steifen Familienangehörigen von Rufus trifft, musste ich das Buch einige Male zur Seite legen, bis ich mich von meinem Lachkrampf erholt hatte. ;-)
Trotz meines halben Punktes Abzug möchte ich meine Leseempfehlung aussprechen!