Rezensionen

Ankes Bewertung 05 Sterne.png

Calpurina Hartwell hat es satt zu hören, dass sie sich glücklich schätzen kann, bald die Kinder ihrer jüngeren Schwester zu hüten, vor allem da sie ja wohl nie eigene haben wird! Für Callie ist 10 Jahren nach ihrem eigenen Debüt der Zug abgefahren - keine Aufforderungen zum Tanz und keine Heiratsanträge in Sicht - ihr Abstellgleis ist die Ecke des Ballsaals in dem die Matronen und Jungfern sitzen.

Und doch ist sie auch nicht ganz unbeteiligt an ihrer Situation. Nie hat sie etwas gewagt oder auch nur einen Schritt weit die Regeln übertreten, dafür hat sie sich stets viel zu sicher in deren Schutz gefühlt. Lieber hat sie sich in die Bibliothek verkrochen, um über die großen Liebesgeschichten der Literatur zu träumen, als auf Bällen und Veranstaltungen des "tons" zu flirten.

Angeregt durch ein Gespräch mit ihrem älteren Bruder über die Dinge, die sie gerne einmal tun, sich aber nie trauen würde, erstellt Callie eine Liste mit 9 skandalösen Aufgaben, die neben Rauchen, Trinken, Fechten und anderen auch "leidenschaftlich geküsst werden" beinhalten. Um eben diesen leidenschaftlichen Kuss gedenkt sie Gabriel St.John, Marquess Ralston zu bitten, jenem skandalösen Verführer der die Klatschmäuler des "tons" seit Jahren in Atem hält.

Beurteile niemals ein Buch nach dem Cover oder dem Titel - diese Regel habe ich mir schon lange zu eigen gemacht; vornehmlich um Enttäuschungen vorzubeugen. Doch als ich beim Stöbern vor einiger Zeit zufällig auf Sarah MacLeans "Nine Rules to break when romancing a Rake" gestoßen bin, habe ich spontan beschlossen, die oben erwähnte Regel zeitweilig über Bord zu werfen.

Und ich hatte so recht damit!
So sehr, dass ich diesen 1. Teil der "Love by Nummers"-Serie nicht nur im Original, sondern gleich noch einmal in der Übersetzung gelesen habe.
Übrigens letztere fand ich wirklich sehr gelungen, sodass ich das Buch sowohl im Original als auch in der Übersetzung empfehlen kann.

Sarah MacLean hat einen wundervollen, charmanten, unterhaltsamen und kurzweiligen Liebesroman geschrieben, der ohne Umwege zu einem Keeper mutierte. Einmal angefangen konnte ich "Mit neun verruchten Dingen einen Lord bezwingen" nicht mehr als der Hand legen.
Ja, natürlich - das Thema "Schwerenöter" entdeckt seine Leidenschaft für "Mauerblümchen" ist nicht vollkommen neu, aber schließlich kommt es ja darauf an, wie eine solche Geschichte erzählt wird und welche Figuren sie lebendig machen.

Und was für tolle Figuren ihren Auftritt in diesem Buch haben!
Die Heldin ist absolut ehrlich - allein schon das ist herzerfrischend - sympathisch, natürlich und abenteuerlustig. Und sie begnügt sich nicht mit Pseudo-Abenteuer in sicheren Schutzbereichen, sondern schreitet höchst mutig zur Tat um ihre Ideen umsetzen. ;-)
Einfach klasse!

Der Held Gabriel ist nicht so offenherzig dargestellt und bliebt ein Stück weit geheimnisvoller, als die Heldin; nicht, dass nicht auch seine Beweggründe nachvollziehbar dargelegt worden wären! Ich denke jedoch, dass genau dieser geheimnisvolle Touch ihn noch anziehender macht, als wenn ihn die Autorin bis in seine hintersten Winkel offenbart hätte. Insofern hat Sarah MacLean auch mit ihm eine wundervolle anschmachtenswerte Heldenfigur erschaffen.

Die Szenen, Gedanken, Empfindungen und Beweggründe werden in genau dem perfekten Maß beschrieben, welches man als sehr ausführlich, aber nie zu langatmig oder gar langweilig nennen kann. Jede einzelne Gefühlsregung ist nachvollziehbar beschrieben und fügt sich harmonisch in den jeweiligen Charakteren der Figuren ein. Diese lassen sich nicht ins Bockshorn jagen und Missverständnisse finden praktisch schon in dem Moment oder kurz danach, wo sie auftauchen eine logische Aufklärung.

Ein wundervoller und in jeder Hinsicht perfekter Liebesroman. Unbedingt lesen!

Nicoles Bewertung 05 Sterne.png

Lady Calpurnia (Callie) Hartwell ist vom Schicksal leider weniger begünstigt, denn sie hat werde eine gute Figur, noch ist sie schön, zudem ist sie mit einem Vornamen geschlagen, der mehr als außergewöhnlich klingt. Auch ihre erste Saison ist ein fulminanter Reinfall - eingekleidet nach dem Geschmack der Mutter, findet sie keinen Galan und wird stattdessen nur hämisch belächelt. Verärgert und gekränkt zieht sie sich zurück in den Park um dort für sich allein zu sein, doch ausgerechnet dort begegnet sie dem attraktiven aber berüchtigten Marquess of Ralston, der sie freundlich tröstet.

Diese Begegnung hat Calpurnia auch zehn Jahre später noch nicht vergessen - sie liebt romantische Lektüre über alles hat es aber mittlerweile aufgegeben selbst zu heiraten, da sie höchstens aus Liebe den Bund fürs Leben eingehen will. In der Gesellschaft gilt sie längst als tugendhafte alte Jungfer und eigentlich hat Calpurnia ihr eintöniges Leben langsam satt.

Eines Abends kommt es zu einem verhängnisvollen, gemeinsamen Gespräch zwischen ihr und ihrem Bruder Benedick - daraufhin beschließt Calpurnia eine Liste aufzustellen mit Dingen, die sie gerne einmal erleben möchte. Viele Dinge auf dieser Liste sind rein dem männlichen Geschlecht vorbehalten - wie etwa, fechten, rauchen, oder Whisky trinken in einem Männerclub. Doch einen Punkt auf ihrer Liste möchte Calpurnia nur mit einem Mann erleben, nämlich einen leidenschaftlichen Kuss bekommen, und zwar vom Marquess of Ralston und so begibt sie sich eines Abends zu seinem Stadthaus…

Manche Romane werfen ihre Schatten weit voraus - auch Sarah MacLeans Nine Rules to break when romancing a Rake, bildet da keine Ausnahme, denn er wurde bei Erscheinen von den amerikanischen und englischen Lesern begeistert gefeiert.
Doch zumeist bin ich immer sehr skeptisch, wenn ich auf zu begeisterte Rezensionen stoße - in diesem Fall sind sie jedoch auf ganzer Linie berechtigt, denn ehrlich gesagt, habe ich selten einen warmherzigeren, romantischen und schönen historischen Liebesroman gelesen wie diesen!

Zunächst einmal fand ich es erfrischend, dass die Heldin keine schönes aristokratisches und natives Püppchen ist, sondern eine bereits etwas ältere Liebesromanheldin, die nicht nur Übergewicht hat, sondern auch recht durchschnittlich aussieht. Aber Calpurnia ist alles andere als fad - sie ist sympathisch, amüsant, hat eine abenteuerliche Natur und vor allem ist sie intelligent. Ich habe sie gleich auf Anhieb in mein Leserherz geschlossen und dank des unterhaltsamen Schreibstils der Autorin konnte ich es kaum abwarten, zu lesen, ob Calpurnia ihre neun Punkte auf der Liste abarbeiten wird. ;-)

Der Roman könnte auch gut aus der Feder von Julia Quinn sein, denn die amüsante Beschwingtheit zwischen den Zeilen liest man hier genauso heraus, wie es auch bei Romanen der genannten Autorin der Fall ist. Aber Sarah MacLeans Hauptfiguren haben noch ein wenig mehr Tiefe und Substanz, so schildert sie plausibel die Verletzlichkeit von Calpurnias Wesen und auch die von Gabriel, der seit seine Mutter einst die Familie verließ, nicht mehr an die wahre Liebe glaubt, bzw. sie sogar fürchtet.

Zugegeben, ich an Calpurnias Stelle hätte Gabriel bei seiner äußert beleidigenden Bemerkung ihres Äußeren gegenüber, wahrscheinlich viel länger zappeln lassen, als sie es tut. Doch abgesehen davon spürt man von Beginn an, wie sehr die beiden sich eigentlich mögen und so fand ich diese eine Szene nicht ganz so tragisch, in der Gabriel aus der Rolle fällt. Besonders erfreulich fand ich zudem die tolle Übersetzerleistung, die diesen wunderschönen Historical noch mal zusätzlich abrundet.

Auch die Nebenfiguren, allen voran Gabriels impulsive italienische Halbschwester Juliana, sein Zwillingsbruder Nicholas oder auch Callies Schwester Mariana, sind nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern treiben die Geschichte durch ihre Dialoge ebenfalls munter voran.

Kurz gefasst: Wer sich diesen überragenden Historical entgehen lässt ist selber schuld! ;-)