Rezensionen

Nicoles Bewertung 04 Sterne.png

Die Ehefrau und Stiefmutter zweier Töchter, Johanna, hat nach dem plötzlichen und frühen Tod ihres geliebten Mannes nur noch ihre „Coffeemühle“- eine gemütliches Gasthaus in der sie als eine der ersten in Frankfurt auch Kaffee ausschenkt.
Die „Coffeemühle“ entpuppt sich zunächst als Erfolg; das liegt aber vor allem auch an Johannas Einfallsreichtum und ihrer Gewitztheit. Jedes noch so große Problem wird stets von ihr gelöst- so kommt sie nach gewissen Rückschlägen auf den Geniestreich, ihre Stube auch für Frauen einzurichten.

Doch Erfolg führt auch immer seine Neider auf den Plan. Einer von ihnen ist der Apfelweinwirt Gottfried Hoffmann. Gottfried ist verheiratet mit Johannas bester Freundin Elisabeth, doch die hat bei dem grausamen und ungerechten Mann nicht viel zu lachen.
Da Johanna einst Partei für ihre Freundin ergriff, will sich Gottfried nun an Johanna rächen- außerdem sieht er sie als große Konkurrenz.
Kurz nachdem Johanna ihr Kaffeehaus auch für die Damenwelt vorzeigbar gestaltet und sich dafür in Unkosten gestürzt hat, kommt es in der Coffeemühle zu einer handfesten Schlägerei, bei der fast alles zu Bruch geht.
Auch Gabriel, ein jüdischer Geiger, den Johanna in ihrer Stube als Italiener ausgibt, wird in dem Handgemenge schwer verletzt, was die junge Witwe sehr trifft, denn sie hat sich in den Musiker verliebt. Viel Zeit sich um ihn zu sorgen bleibt ihr nicht, denn Gottfried hat sogar dafür gesorgt, dass sie ihre Zulassung für die Coffeemühle für mindestens ein Jahr verliert.

Es bleibt Johanna nichts anderes übrig, als einen alten Freund ihres Mannes aufzusuchen, an den sie sich im Notfall wenden sollte. Doch Floriano lebt in Italien, genauer gesagt in Venedig, wo er ebenfalls ein Kaffeehaus betreibt. Wie wird er auf Johannas Hilferuf reagieren und wird es Johanna gelingen, ihre Coffeemühle in Frankfurt eines Tages wieder eröffnen zu können?

Nach ihrem Erstlingswerk „Die Porzellanmalerin“ widmet sich das Autorenduo Bettina Querfurth und Susanne Van Volxem alias Helena Marten im aktuellen Roman erneut dem historischen Genre.
Im Mittelpunkt der Geschichte , die den Leser zu verschiedene Settings wie etwa Frankfurt oder Venedig entführt, steht die junge Witwe Johanna. Sie trägt eine große Last auf ihren Schultern, denn ihr Kaffeehaus ist die einzige Mitgift, die sie ihren beiden Stieftöchtern hinterlassen kann, sollte sie ebenfalls früh sterben. So bemüht sich Johanna nach Kräften, die Coffeemühle am Laufen zu halten, wird jedoch auch immer wieder von diversen „Bösewichtern“ in dieser Geschichte aufgehalten bzw. erleidet stets empfindliche Rückschläge.

Positiv an Johanna sind auf jeden Fall ihre Zielstrebigkeit und ihr Kampfeswille. Doch dabei ist sie nicht so sturköpfig, als dass sie nicht auch Hilfe von anderer Seite annehmen würde.
Man erfährt von Beginn des Romans an, dass Johanna eigentlich keine große Wahl hatte, den Antrag ihres nun verstorbenen Ehemanns anzunehmen, wobei sie ihn im Laufe der Zeit jedoch sehr schätzen und lieben gelernt hat.

Als sie dem jüdischen Musiker Gabriel begegnet, ist sie zunächst von seiner Attraktivität sehr angetan, doch nachdem sie ihn besser kennen lernt, vertiefen sich auch ihre Gefühle ihm gegenüber.
Obwohl ich das Heldenpaar sehr sympathisch fand, fehlten mir einfach noch mehr intensive Gespräche zwischen den beiden, die ihre große Liebe zueinander untermauert hätten.
Und gerade auch die Tatsache, dass hier zwei Menschen in Liebe zueinander gefunden haben, die aus völlig anderen Glaubensgemeinschaften stammen, hätte doch jede Menge an Konfliktpotential geboten und wurde als wichtiges Thema zwischen Johanna und Gabriel für mich ein wenig stiefmütterlich behandelt.
Während Johanna auf Reisen geht, um Geld für ihre geschlossene Coffeemühle aufzutreiben, kommt es dagegen bei Gabriel zu einer Reifung seines Charakters, die ich dagegen wieder als sehr positiv empfunden habe.

Der Schreibstil des Autorenduos ist sehr eingängig, vergleichbar mit dem eines anderen bekannten Autorenduos namens Iny Lorentz und die Story als solche weist weder Längen auf, noch langweilt man sich beim Lesen. Im Gegenteil, ich konnte mich sehr gut in die Story hineinfinden die eine wahre Sogwirkung auf mich hatte, wobei ich lesetechnisch die Nacht zum Tag gemacht habe. ;-)

Es gibt dennoch auch ein „Aber“.
Zum einen liebe ich das historische Flair, das ein historischer Roman meiner Meinung nach unbedingt besitzen muss. Dazu gehören für mich nicht nur realistische Beschreibungen der historischen Settings des jeweiligen Romans, sondern auch eine der Zeitepoche angepasste Sprachweise, die die Romanfiguren benutzen sollten.
Dies ist hier trotz der tollen Romanidee und spannenden und unterhaltsamen Geschichte leider nicht der Fall. Die agierenden Haupt und Nebenfiguren des Romans drücken sich, für meinen Geschmack zu modern aus. Außerdem legt die Heldin des Romans dazu ein Verhalten an den Tag, dass ebenfalls eher zu einer Frau unseres Zeitalters passen würde. Es wird auf diverse, damalige Benimmregeln überhaupt nicht geachtet. Als Beispiel reist Johanna ohne weibliche Begleitung; also völlig allein nach Venedig- das wäre für damalige Verhältnisse völlig undenkbar gewesen!
Außerdem fügen sich gewisse Geschehnisse in der Story manchmal etwas zu schnell zum Positiven.

Vom reinen Unterhaltungswert her, möchte ich „Die Kaffeemeisterin“ jedoch gerne weiterempfehlen, denn gute Geschichten kann das Autorenduo „Helena Marten“ definitiv erzählen.