Rezensionen

Nicoles Bewertung 04 Sterne.png

Vier Wochen nach dem Unfalltod seines achtjährigen Sohnes, der den Polizisten Fin MacLeod in tiefe Verzweifelung gestürzt hat, wird er von seinem Chef kurzerhand wieder zum Dienst beordert, weil dieser ahnt, dass Finn bei einem Mordfall, der auf den Shetlandinseln stattfand, eine große Hilfe sein könnte. Finn selbst stammt aus dem kleinen Dorf, in dem der Mord stattfand und das Mordopfer Angus Macritchie, das grausam zugerichtet wurde, ging einst mit ihm zur Schule.

Als Fin auf die Isle of Lewis zurückkehrt, um in dem Fall zu ermitteln, trifft er auch viele Bekannte und Freunde aus seiner Vergangenheit wieder, doch ausgetauschte Anekdoten von damals führen auch dazu, dass sich Finn ebenfalls mit unschönen Erinnerungen aus seiner Kindheit konfrontiert sieht und mit einer Liebesbeziehung, die schon damals zu Komplikationen und verletzten Gefühlen führte. Da der Mord auf der Isle of Lewis einer anderen, in Edinburgh begangenen Tat ähnelt, vermutet Finns Vorgesetzter einen Zusammenhang. Doch je mehr Finn herausfindet, umso klarer ist ihm, dass etwas Größeres dahinter stecken muss. Der Mörder von Angus dem Schläger und Unsympathen, der sein ganzes Leben auf der Insel einen eher zweifelhaften Ruf genoss, muss sein Opfer gekannt haben- doch wer von den Inselbewohnern wäre fähig einen solch brutalen Mord zu begehen?

Der aktuelle Roman des Kriminalautors Peter May führt seine Leser dieses Mal auf die Shetlandinseln, genauer gesagt auf die Isle of Lewis, auf welcher der Held dieser Romans seine gesamte Kindheit und Jugendzeit verbrachte. Obwohl sich der Roman wie ein typischer Krimi anlässt, wird er im Laufe des Geschehens doch zu etwas ganz anderem- die Geschichte entwickelt sich zu einem persönlichen Rückblick und einer Aufarbeitung von seelischen Altlasten des Helden, welche in „Ich-Form“ erzählt werden.

Vergangene Erlebnisse und Inselbeschreibungen des Protagonisten lassen die Insel, ihre Bewohner und auch deren Ängste und Probleme lebendig erscheinen und man bekommt dabei besonders zur Hauptfigur Zugang- je mehr man über Finns Vergangenheit erfährt, begreift man auch, was ihn ausmacht und was ihn zu dem gemacht hat, was er ist. Finn ist kein einfacher Hauptcharakter, doch man kann sich als Leser recht bald mit ihm identifizieren. Vielleicht gerade aus dem Grund, weil er nicht perfekt ist.

„Blackhouse“ ist ein unterhaltsamer, eingängiger Roman, man erfährt sehr viel Interessantes über das Inselleben, doch ein kleines Manko hat der Roman dann doch- die Kriminalhandlung mutiert im Laufe der Geschichte immer mehr zu Nebensache, Finns Erinnerungen sind zwar durchaus wichtig für den Verlauf des aktuellen Geschehens, doch sie bremsen die Geschichte auch ein wenig ab und sorgen für kleine Längen, da sie einfach für meinen Geschmack etwas zu umfangreich geraten sind. Etwa hundert Seiten vor dem Ende, als immer mehr lose Fäden miteinander verknüpft werden, nimmt die Handlung dann wieder an Fahrt auf und es wird spannend bis zum dramatischen Showdown, an einem Ort, der bereits in Finns Vergangenheit eine große Rolle spielte. Für die stimmungsvolle Insel-Atmosphäre, die Story als solches und für die gelungene Charakterisierung der Haupt-und Nebenfiguren, die den typisch rauen Charme der Insel verströmen, würde ich die volle Punktzahl vergeben, da die Kriminalhandlung jedoch ein wenig zu kurz kommt, ziehe ich einen Punkt ab.

Übrigens, wer Krimis die auf den Shetlandinseln spielen, liebt, wird bestimmt auch die Jimmy Perez & Fran Hunter Reihe der Autorin Ann Cleeves mögen!