Rezensionen

Nicoles Bewertung 03 Sterne.png

Cat Morland lebt im ländlichen, sehr idyllisch liegenden, aber leider auch sehr eintönigen Piddle Valley, Dorset. Da kommt die Einladung ihrer Nachbarn wie gerufen, die Cat als Begleiterin nach Edinburgh mitnehmen möchten, da dort das alljährliche Book Festival stattfindet. Cat, die ein Faible für spannende und gruselige Literatur hat, ist begeistert. Und zudem hofft sie natürlich auch, einen netten jungen Mann in Edinburgh kennenzulernen.

Bei einem Tanzkurs in der Stadt, trifft sie dann auch auf den smarten Rechtsanwalt Henry Tilney, den sie sogleich in ihr Herz schließt. Und auch mit dessen Schwester Ellie freundet sie sich schnell an. Doch ein Rendezvous oder zumindest ein gemeinsames erneutes Treffen scheint fast aussichtslos zu sein, da der Freund ihres Bruders James, ein ekelhafter Aufschneider, Cat als seine Herzensdame auserwählt hat, was Cat alles andere als behagt. Aber nicht nur James Freund John Thorpe sucht in der Folgezeit immer wieder auf penetrante Art und Weise ihre Nähe, auch dessen Schwester Bella hat ein bestimmtes Ziel im Auge und zwar James. Sie setzt daher alles auf eine Karte um Cat zur Freundin zu gewinnen.

Was soll Cat, die es gerne jedem recht machen möchte und viel zu höflich ist, um aufzubegehren; nur machen? Dann kommt Bewegung in die Sache, als die Tilneys Cat einladen, denn auch der Vater der Geschwister scheint Cat sehr gewogen zu sein. Cat bekommt die Chance, für ein paar Tage zum Familiensitz der Tilneys, nach Northanger Abbey zu reisen, um dort mehr Zeit mit den Geschwistern verbringen zu können. Doch hegt Henry tatsächlich romantische Gefühle für Cat? Und wird sich Cats Vermutung, die Tilneys könnten womöglich Vampire sein, letztendlich bewahrheiten?
Die abenteuerlustige Cat ist entschlossen, das Rätsel um die Tilneys und den frühen Tod der Mutter zu ergründen…

„Jane Austens Northanger Abbey“ von Thrillerautorin Val McDermid gehört zu einem spannenden Buchprojekt, bei dem verschiedene Bestsellerautoren von heute, Jane Austens Klassiker neu erzählen und auch zeitlich in der Gegenwart ansiedeln. Eine schwierige Aufgabe hat sich McDermid da gestellt, deren Tony Hill Reihe ich sehr mag. Die Autorin entschied sich dazu, die Romanakteure, die man aus Austens „Northanger Abbey“ kennt, nun mit typischen technischen Errungenschaften unserer Zeit auszustatten. So facebooken oder twittern Cat und ihre Freundinnen fleißig und gehen auch gerne mal zum Shoppen. Ein wenig ungewohnt mutet das schon an, denn auch wenn sich die Mädchen durchaus in einer gegenwärtigen Umgangssprache ausdrücken, widerspricht ihre moderne Art doch ihrem Verhalten, welches eben halt noch genau dem entspricht, das man aus Austens Klassiker kennt. Statt sich einen Freund suchen zu wollen, sind die weiblichen Romanfiguren in McDermids Roman darauf erpicht, sich gleich den Mann fürs Leben angeln zu wollen ohne zuvor geküsst oder Sex gehabt zu haben, versteht sich.

Wirkte Cats Verträumtheit und Naivität in Austens Originalroman noch amüsant und authentisch, nimmt man es der Heldin in McDermids Fassung leider nicht so richtig ab, dass sie als siebzehnjähriges Mädchen immer noch an Vampire und andere Fabelwesen glaubt. Denn auch die Entwicklung der Frau ist schließlich nicht auf dem Stand vor 200 Jahren geblieben.

Zugegeben, es ist sicherlich auch keine leichte Aufgabe gewesen, etwas Neues aus der Vorlage zu schaffen, bei den vielen Vorgaben, die Val McDermid zu beachten hatte, daher hätte ich es persönlich besser gefunden, wenn man die Story zumindest vor die Zeit von Handys, Computern etc. gelegt hätte; weil der Bruch zwischen alt und neu so etwas harmonischer gewirkt hätte. Gerade in Momenten, wenn Cat und Bella, oder Cat und Ellie sich über Dinge wie Facebook austauschten, empfand ich diese Momente als unnötig, da sie lediglich in den Fokus gerückt wurden, um zu unterstreichen, dass es sich hier nun um eine moderne Romanumsetzung handelt. Für mich persönlich heiligte dieser Zweck keinesfalls die Mittel.

Der Roman als solches lässt sich flüssig lesen und ist keinesfalls schlecht, jedoch kannte ich das Original, bevor ich zu Val McDermids Neufassung griff bereits und bevorzuge nach wie vor, auch wenn ich das Buchprojekt immer noch als spannend empfinde, das Original.
Nach meiner Einschätzung ist McDermids Fassung von Northanger Abbey ausschließlich Lesern des Young Adult Genres zu empfehlen.

Kurz gefasst: Jane Austens „Northanger Abbey“ in einem neuen, modernen Gewand- nur für Young Adult Leser zu empfehlen!