Rezensionen

Kas Bewertung 05 Sterne.png

Max Leifs Leben spielt sich auf der Überholspur ab. Er ist ein Gewinnertyp und mehr als erfolgreich als Musik-Produzent unterwegs. An seinem Tatendrang ändert sich auch nichts, als er von seiner Freundin betrogen wird. Ja, es ändert sich sogar nicht mal dann etwas, als er von einem Herzinfarkt heimgesucht wird. Doch eines ist fähig Max auszubremsen: Der Tod seines besten Freundes Paul. Paul, Max‘ Fels in der Brandung. Paul, den er seit Ewigkeiten kennt und der mit ihm durch Dick und Dünn gegangen ist. Paul, der im stets zur Seite stand und mit dem Max nach Sansibar, in einen wohlverdienten Urlaub, fliegen will. Zum Abschalten. Zum Seele baumeln lassen.

Um seiner tiefen Trauer zu entkommen, entschließt sich Max, alleine nach Sansibar zu fliegen, doch dies lindert seine Trauer ob des Verlusts von Paul, in keiner Weise! Viel mehr, nimmt Max etwas mit nach Hause, einen kleine – hypochondrischen – Stich einer potentiellen Tsetsefliege und den Gedanken, die Angst, Paul bald in den Tod zu folgen. Diese Urangst lässt Max total über reagieren und geboren ist ein Hypochonder, der seines gleichen sucht. Nicht umsonst, trägt Max‘ Geschichte den Titel: „Die sieben Tode des Max Leif“

Juliane Käppler hat mit Max Leif einen Charakter ins Leben gerufen, der trotz, oder sollte man sagen „wegen“ seiner hypochondrischen Ader, beim Leser total sympathisch ankommt. Er ist ein ungewöhnlicher, skurriler Kerl, der auf eine herrlich schräge Weise, den Leser zu unterhalten weiß. Es gibt Szenen in diesem Buch, bei denen man gar nicht anders kann, als vor sich hin zu grinsen, oder zu lachen. Er ist abgedreht und einfach toll.

Die Autorin hat Max Protagonisten zur Seite gestellt, die sehr zu überzeugen wissen. Da wäre zum Beispiel, Max‘ russische Putzfrau Jekaterina, die mit einem nicht hinter dem Berg hält: mit ihrer Meinung. Diese tut sie kund, ob Max es nun hören will, oder nicht! Ihr Akzent haut einen während des Lesens vom Hocker und insgeheim habe ich mir Jekaterina immer als „hörbuch-Charakter“ vorgestellt! Doch da wäre auch noch Frau Dr. Bärbeißer, Max`Hausärztin. Tja, ein Name, der durchaus Programm hat! Aber sie hat auch allen Grund bärbeißig vorzugehen! Schließlich informiert sich Max immer bei Herrn Dr. Google über seine jeweiligen „tödlichen“ Leiden, was Dr. Bärbeißer an den Rande des Wahnsinns treibt.

Dann haben wir natürlich noch Maja. Wohl die unfreundlichste Barista, die es gibt. Doch egal, wie Maja auch drauf ist, Max kommt immer wieder zu ihr, um sich seine Koffeindröhnung zu holen! Ganz heimlich und leise, erfahren wir Leser, warum das so ist, wie es ist. Denn es gibt da etwas sehr dramatisches, tragisches in seiner Vergangenheit, mit dem er – abgesehen von seinen sieben Toden – noch fertig werden muss. 5 lesenswerte Punkte für „Die sieben Tode des Max Leif“ von Juliane Käppler.

Kurz gefasst: Max ist ein liebenswerter, faszinierender Hypochonder und sympathischer Kerl, eingebunden in eine humorvolle Geschichte, mit Tiefgang und klasse Charakteren. Hier besticht nicht nur der Hauptcharakter, sondern auch die Nebencharaktere.

Chris Bewertung 05 Sterne.png

Weder der Betrug seiner Freundin, noch ein Herzinfarkt können Max Leif ausbremsen oder umnieten. Doch dann stirbt sein bester Freund Paul – völlig unerwartet. Dieser Tod hinterlässt eine klaffende, schmerzende Wunde im Herzen des erfolgreichen Musikproduzenten. Ein Urlaub, den er eigentlich mit Paul unternehmen wollte, gerät zum Fiasko und plötzlich beginnt Max sich unwohl zu fühlen. So unwohl, dass er eine neue Ärztin aufsucht. Damit beginnt für Max, aber auch Dr. Ingrid Bärbeißer, eine monatelange Odyssee. Sie führt das ungleiche Gespann von einer (eingebildeten) Krankheit zur Nächsten.

Max‘ Hysterie, aber auch Dr. Google und Co. werfen eine aberwitzige Spirale an, aus der unser Held einfach nicht entkommen kann. Max ist sich sicher: Sein Ende ist nah! Da gibt es nichts zu deuten. Egal ob es nun HIV, ein Kopftumor oder die Schlafkrankheit ist. Am Ende holt ihn der Sensenmann und dann ist es aus mit ihm. Ziemlich schwermütig nimmt Max also sein Schicksal hin. Sein Leben wird nur durch seine russische Putzfrau Jekaterina, der Barista Maya und Freund Flo ein wenig aufgepeppt. Allerdings bringt er Flo gegen sich auf, als er plötzlich – in Erwartung seines baldigen Ablebens – sein Musiklabel verkauft. Auch Ex Claudia, die ihn offenbar doch wieder zurück haben möchte, ist darüber nicht glücklich und macht sich auf Max das Leben zur Hölle zu machen. Doch was soll noch schlimmer werden? Möglicherweise ein Dobermann, der ihm ständig ans Bein pinkelt!

Julianna Käppler zeigt in allen ihren Büchern ihr großes Talent. Dabei legt sie sich jedoch nicht auf ein Genre fest. Sie überrascht ihre Leser immer wieder aufs Neue und sie ist unfassbar gut, witzig, charmant und fesselnd. Ihr Max Leif ist eine etwas merkwürdige Figur, die sich immer wieder in dumme Situationen bringt. Typisch Mann denkt er manchmal zuviel, dann wieder gar nicht. Der Netdoktor ist vermutlich nach Pauls Tod sein bester Freund und Ratgeber. Dies bringt nicht nur Frau Dr. Bärbeißer an den Rande des Wahnsinns. Himmel, ich habe diese Frau geliebt. So aber auch wie alle anderen – positiven – Frauen in diesem Buch.

Jekaterina, einfach großartig. Maya, seltsam distanziert und sehr verletzlich. Ihr Geheimnis wird nur langsam gelüftet,  denn da gibt es eine Schuld, die Max gutzumachen hat. Doch davon merkt Maya lange Zeit nichts. Sie ist eine der wenigen Personen, die Max‘ Leben eine gewisse Kontinuität geben. Zwar ist sie immer unfreundlich und kantig, doch Max vermag es sie mit seinen selten platten Witzen aufzuheitern.

Faszinierend ist es, wie Max sich von einer Krankheit zur nächsten hangelt. Welche Überlegungen er anstellt und welchen Stellenwert er den Beschwerden zumisst. Skurril sind seine Schlussfolgerungen und höchst amüsant seine Besuche bei der Ärztin, die ihm sicher bald die Goldene Vip-Card samt Vip-Eingang zugestehen könnte. Max Leif ist ein Hypochonder, wie er im Buche steht. Er vereint soviele Eigenschaften in sich, die ihm helfen, aber auch massiv behindern und sein Leben verkomplizieren. Dennoch ist Max liebenswert, liebenswürdig und extrem großzügig. Gelegentlich muss man den Kopf schütteln, sich ärgern oder auch nur ‚warum?‘ murmeln. Doch man muss ihn und sein chaotisches Leben einfach gern haben.

Kurz gefasst: Schräg, skurril, humorvoll, liebenswert, verpeilt, ein klein wenig romantisch – einfach Max Leif.