Rezensionen

Ankes Bewertung 03 Sterne.png

Ich behaupte immer gerne dass Linda Lael Millers Bücher Massenware auf höchstem Niveau sind und mit meiner "In die Hand nehmen, Lesen und Wohlfühlen"-Garantie einhergehen. Etwas was sich immer wieder bestätigt.

Keine andere Autorin kann diese unvergleichliche sehr heimelige und harmonisch familienorientierte moderne "Wild West"-Atmosphäre schaffen wie sie. In ihren Büchern kann man von perfekten Helden lesen und seine romantischen Cowboy-Träume ausleben.

Dabei ist es mir sogar egal, dass die Zutaten bis in die Details hinein, fast immer dieselben sind, der Ablauf vorhersehbar ist und die Aufregungen in Grenzen bleibt. So ist das eben mit Qualitäts-Massenware: Erwartungen werden erwartungsgemäß erfüllt.

Ganz in diesem Sinne habe ich mich beim Lesen von "So nah und so fern" gut unterhalten gefühlt, auch wenn ich - diesmal mehr als jemals zuvor in Büchern von Linda Lael Miller - echte Probleme mit den Charakteren hatte.

Allen voran mit der Heldin Julie. Die Mutter des 4jährigen Calvin ist zu übervorsorglich, zu angstvoll, zu rührselig, zu nahe am Wasser gebaut, errötet ständig, sieht immer und alles in negativem Licht und erwartet das Schlimmste, ist äußerst schamvoll und und und - wobei das nur ein kleiner Teil der Aufzählung dessen ist, was mich beim Lesen beinahe an den Rand des Wahnsinns getrieben hat.

Auch ich bin Mutter und auch ich sorge mich um mein Kind und liebe es. Ja, ich kann sogar recht rührselig werden, wenn es um ihn geht, aber wenn in China der sprichwörtliche "Sack Reis umfällt", dann habe ich gewiss keine Angst mein Sohn könnte vielleicht dadurch in Gefahr geraten. Anders als Linda Lael Millers "Julie". Egal was das Kind macht, egal was irgendwo auf der Welt passiert - Julies Calvin ist potenziell gefährdet und muss sofort gerettet werden. Das der arme kleine Kerl dadurch noch keinen ordentlichen Schaden abbekommen hat, ist ein Wunder - aber was nicht ist, kann ja noch werden. Die Über-Mega-Mutter Julie wird schon noch dafür sorgen.

Garett ist dagegen ein ziemlich toller Held, wenn auch leider ziemlich naiv. Aber weil er eben auch so ein cooler Cowboy ist, kann ich ihm das ausnahmsweise mal verzeihen. Zudem fand ich es viel spannender der Geschichte um seinen Job bei Senator Cox zu folgen, die leider viel zu kurz kommt, als den seltsamen Launen und Überbefindlichkeiten Julies ausgeliefert zu sein.

Kurz gefasst: "So nah und so fern" ist unterhaltsam und kurzweilig zu lesen und verfügt über die üblichen guten Miller-Zutaten. Doch leider hatte ich es hier mit einer Heldin zu tun, die mich einfach nur genervt hat und die ich beim Lesen ausblenden musste um das Buch entspannt fertig lesen zu können.