Rezensionen

Nicoles Bewertung 05 Sterne.png

Stone Temple ist nur eine kleine, sehr idyllisch gelegene Kleinstadt, in der Macon Campbell als Sheriff seinen Dienst erledigt. Selbst Touristen lassen sich abseits der Hauptsaison kaum hier blicken. Doch dann geschieht ein schrecklicher Unfall- ein Flugzeug stürzt bei einer Art Flugshow ab und begräbt ein Gebäude unter sich, in dem sich noch zwei Teenager befanden. Macon, der sogleich zur Stelle ist, erschrickt, als er feststellen muss, das ausgerechnet seine Tochter Ava, eine der beiden betreffenden Verletzten ist, die unter den Trümmern des Flugzeugs, fast begraben wurde.
Avas Gedanken gelten jedoch, trotz der gefährlichen Lage, in der sie sich befindet, in erster Linie ihrem besten Freund Wash neben ihr, der von einem scharfkantigen Trümmerteil so schwer verletzt wurde, dass er praktisch schon im Sterben liegt. Doch dann geschieht das Unfassbare. Ava zieht ihm das Teil aus der Wunde und legt ihre Hände auf Washs Wunde, eigentlich um die Blutung zu stoppen. Der Mechanismus, den sie dabei auslöst, übersteigt dann aber auch ihr Vorstellungsvermögen, denn sie fällt dabei in eine Art Trance. Als sie erwacht, liegt sie, stark entkräftet im Krankenhaus. Wash jedoch sitzt gesund und munter neben ihr. Wie kann das sein? Die Welt, Ärzte und Wissenschaftler sind ratlos aber auch hellauf begeistert. Die Medien überschlagen sich und so wird die Stadt bald von Neugierigen und Verzweifelten überschwemmt, die alle nur eines wollen, Ava kennenlernen, oder sich von ihr heilen zu lassen.

Ava ist hin und hergerissen zwischen ihrem Bedürfnis helfen zu wollen, oder doch lieber weiterhin ein zurückgezogenes Leben in Ruhe führen zu können. Die Menschen die sie bedrängen machen ihr Angst. Doch dann geschieht etwas, dass ihr Denken nochmals völlig auf den Kopf stellen wird. Jemand aus ihrem engsten Familien- und Freundeskreis erkrankt schwer. Wie wird sich Ava entscheiden?

Jason Motts Roman „Am Ende das Leben“ erzählt die Geschichte eines Mädchens an der Schwelle zur Frau, dass noch inmitten eines Verarbeitungsprozesses steckt, da sie ihre Mutter durch einen Suizid verlor. Aber auch wenn die Verarbeitung von Trauer und Verlust durchaus Themen sind in diesem Roman, geht es im Grunde doch noch um etwas viel Größeres. Nämlich um die Menschlichkeit. Ist einem das „Mensch sein“ und stets menschlich zu handeln, bereits in die Wiege gelegt worden? Welches Verhalten ist dabei richtig oder falsch? Oder bedarf es eines stetigen Prozesses und vieler Anstrengungen und Überlegungen, damit man seine Menschlichkeit nicht wieder verliert oder vergisst? Und wie sehr wird man vom eigenen Egoismus getrieben?

Der Autor, von dem ich bislang noch nichts zuvor gelesen hatte, überzeugt durch einen eingängigen Schreibstil, kann dadurch auch Leser anlocken, die sonst womöglich eher einen Bogen um Bücher machen würden, die philosophische Ansätze zeigen, wie dieses hier.
Das Schöne an „Am Ende das Leben“ ist, dass der Autor dem Leser zwar eine Geschichte erzählt, diese jedoch völlig ohne Wertung rüberbringt, Gedankenansätze schafft, es jedoch dabei völlig dem Leser überlässt, wie dieser Handlungsweisen der Protagonisten interpretiert.
Im Fokus der Geschichte stehen jedoch nicht nur Ava und ihre besondere Gabe; auch ihr bester Freund Wash, wird vom Autor mit in den Mittelpunkt der Geschichte gezogen, denn die beschriebene, innige Freundschaft zwischen den beiden, wird von vielen eindringlich geschilderten und mir sehr unter die Haut gegangenen Dialogen untermalt, die mich sehr angerührt haben beim Lesen.

Zugegeben, manchmal war es mir schon etwas unheimlich, wie viel Tiefgang erst dreizehnjährige Teenager hier zu bieten haben und zu welchen Gedankengängen sie bereits fähig sind, doch konnte ich ihre frühzeitige Reife durchaus nachvollziehen, da sowohl Ava als auch Wash bereits früh lernen mussten, mit Schicksalsschlägen fertig zu werden.

Kurz gefasst: Es ist eine Lektüre, die zum Nachdenken anregt, die den Leser fordert und zugleich die unterschiedlichsten Emotionen in einem weckt. Ein Roman, der nach dem Lesen noch lange in einem nachhallt.