Rezensionen

Kathis Bewertung 01 05 Sterne.png

Ein eindrucksvolles Cover bewog mich dazu, „Das Drachtor“ von Jenny-Mai Nuyen zu lesen. (Hierfür ein Lob an die Mitarbeiter der Werbeagentur HAUPTMANN & KOMPANIE in München und den Illustrator Ferenc Regös, die es scheinbar vortrefflich verstehen, ein langweiliges Buch interessant erscheinen zu lassen!)

Durch meine Erfahrung mit Nuyens Erstling, war ich auf eine langatmige „Aufwärmhase“ der Autorin gefasst, hoffte allerdings auf spannende und gute Unterhaltung durch den Rest des Buches. Leider starb diese Hoffnung als ich – nach vielen Wochen und immenser Überwindungskraft, das Buch überhaupt weiter zu lesen – auf der immer noch uninteressanten letzten Seite ankam. „Das Drachentor“ ist eines der wenigen Bücher, auf deren Ausgang ich während des Lesens nicht gespannt war. Ich hätte den Roman am liebsten in irgendeiner Ecke verschwinden lassen und nicht einmal dann wäre ich an dem, was am Ende aus den Charakteren – Menschen, Elfen sowie Drachen – wird, interessiert gewesen.

Jenny-Mai Nuyen hatte eine tolle Idee für einen Roman. Sie wollte eine Geschichte über das Verschwinden der Elfen und Drachen aus der Welt schreiben. Ein schöner Stoff, aus dem wirklich viel gemacht werden kann – leider nur nicht von Nuyen.
Die Story gerät durch die vielen Ärgernisse über die schlecht konstruierten Charaktere und dem daraus resultierenden Unverständnis für ihr Handeln in den Hintergrund. Das Lesen langweilt, anstatt zu unterhalten und das Interesse am Geschehen verblasst. Man kann sich als Leser nicht in die Hauptcharaktere hineinversetzen, weil man kein Muster in ihren Gedankengängen und Handlungen findet. Die Randfiguren (selbst Figuren, die unmittelbar und über längere Zeit am Geschehen beteiligt sind) wirken willenlos und unrealistisch.

Auch die Geschichte an sich kann nicht begeistern und mitreißen. Nuyen versuchte, den Leser mit Andeutungen und Prophezeiungen „am Ball zu halten“, aber bei mir gelang ihr dies nicht. Die Hinweise, die sie gibt, sind zu vorhersehbar, um wirkliche Spannung und Grübeleien beim Leser auszulösen.

Eigentlich sollte „Das Drachentor“ die Leser wieder emotional erreichen. Wieder spielen Hass, Rache und Krieg; Liebe, Vergebung und Frieden, aber auch Freundschaft und Familie eine große Rolle. Da ist zum einen Ardhes, die Prinzessin von Awrahell. Sie ist, so glaubt sie, Tochter zweier Völker: Ihre Mutter ist Mensch, ihr Vater ein Elf. Doch den Frieden, den sie als Bindeglied der verfeindeten Völker spenden sollte, spürt nicht einmal sie selbst. Hass und Intrigen prägten und prägen ihr Leben, von Liebe und Halt kann sie nur träumen. Doch ausgerechnet in dem Dorfjungen Revyn sieht sie ihre Rettung. Dieser ahnt von ihren heimlichen geistigen Beobachtungen und ihrer immer stärker werdenden Liebe zu ihm nichts. Er hat ganz eigene Probleme mit seiner Familie und später mit den Drachen, die nur er hören kann und die allmählich immer weniger werden. Zumindest glaubt er, dass er der einzige ist, bis er Yelanah, die kleine Göttin der Elfen und Beschützerin der Drachen trifft. Gemeinsam wollen sie den Untergang dieser wunderbaren Geschöpfe verhindern. Ein Elfenkönig mischt sich ins Geschehen ein und auch „die Höhlenkinder“ unter der Führung von Alasar, der im Alter von 11 Jahren diese Position einnahm, füllen viele Seiten.

Fazit: Empfehlen kann ich dieses Buch wahrlich nicht! Das einzig gute – neben der Covergestaltung – ist die Story. Doch diese wurde von der Autorin durch grauenhaft konstruierte Charaktere verunstaltet, so dass das Lesen überhaupt keinen Spaß macht.

Aber immerhin blieb sie ihrem Stil treu und hat den Roman in fünf Unterbücher eingeteilt.

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von www.cultural-noise.de.