Rezensionen

Kathis Bewertung 04 Sterne.png

Frei nach dem Thema „Kinder an die Macht“ schrieb die am 14. März 1988 geborene Jenny-Mai Nuyen den Fantasy-Roman „Nijura – Das Erbe der Elfenkrone“. Der Roman erzählt von der Liebe und dem Zusammenhalt, den Intrigen und der Machtgier der Menschen, aber auch von den Träumen einiger Kinder, die niemand ernst nimmt und die endlich einmal beweisen wollen, was in ihnen steckt.

Der Roman spielt in einer Fantasy-Welt mit den Dunklen Wäldern im Westen, der Küste mit den Marschen von Korr im Osten und einer Stadt, die Kesselstadt heißt, in der Mitte. In dieser Welt leben Menschen und Elfen – jedoch nicht friedlich – zusammen. Selbst das Elfenvolk ist in zwei Gruppen gespalten: Die freien Elfen des dunklen Waldreiches und die Moorelfen aus den Marschen. Auch Riesen und wer weiß, was noch, bevölkern diese Welt.

Im wesentlichen hat Nuyen ihren Roman in vier Teile gegliedert, die anfangs wie jeweils unabhängige Bücher mit unterschiedlichen Handlungen und Schicksalen scheinen. Spätestens im dritten Buch wird dann aber auch dem letzten Leser klar, dass alles miteinander verwoben ist. Keine der Figuren hätte ohne die anderen eine Chance, denn jeder bangt um sein Überleben und seine Freiheit.

Das Elfenvolk steht vor dem Untergang. Ein Teil der Elfen – die Moorelfen – wird auf einmal von einem Menschen regiert. Er hat sich durch eine List den Gehorsam und die Treue aller Moorelfen erschlichen. Nun stellt er eine Streitmacht aus Grauen Kriegern (nach der Hautfarbe der Moorelfen benannt) zusammen und lässt Frauen, Kinder und alte Elfen in den Mienen arbeiten, um für ihn eine gigantische Festung zu bauen. All das ist nur mit Hilfe der Elfenmagie möglich.
In der ehemaligen Krone des gesamten Elfenvolkes wohnte eine besondere Magie. Doch diese war schon vor langer Zeit, als sich das Volk der Elfen spaltete, in zwei Teile zerbrochen. Nun gibt es zwei Kronenhälften: die Krone Elyor bei den freien Elfen und die Krone Elrysjar der Moorelfen. Die besondere Magie wohnt auch in den Hälften weiter und bewirkt, dass jeder Elf seinem König treu nachfolgen muss und beschützt diesen vor allen Angriffen. Eigentlich schließt der Zauber die unrechtmäßige Weitergabe einer Kronenhälfte aus, doch durch eine List gelang dies trotzdem einem Menschen und es sollte auch noch einmal jemandem gelingen: dem Weißen Kind, das die Hoffnung aller noch nicht versklavten Elfen ist. Oder würde die stärkste und mächtigste Magie der Elfen – ihr größter Vorteil gegenüber anderen Völkern – letztendlich auch ihr Untergang sein? Gab es keine Rettung vor dem bevorstehenden Krieg, der die ganze Welt unter die Herrschaft des machtgierigen Königs bringen würde? Doch, es gab sie! Die andere Kronenhälfte, Elyor, hatte sich in ein magisches Messer verwandelt, welches den unverwundbaren Kronenträger töten konnte.

Sehr schön beschreibt Nuyen das Gefühlsleben der kleinen Halbelfe Nill, die bei den Menschen aufgewachsen ist. Dort wurde ihr weder Liebe zuteil, noch wurde sie je ernst genommen. Stattdessen musste sie mit Spott und Hänseleien leben. Man kann sich toll in die Figur hineinversetzen und bangt mit ihr, wenn es einmal brenzlich wird oder sie wegen Liebeskummer trauert.
Auch die beiden Straßenkinder, Scapa und Arane, die in den Straßen Kesselstadts aufgewachsen sind, kann man wunderbar verstehen – so wie alle Figuren in dem Buch sind sie rundum durchdacht. Jeder Charakterzug ist festgelegt und kann mit nichtfiktiven Menschen verglichen werden.

Nach anfänglicher Zähheit wird der Roman dann etwa auf der 50. Seite richtig interessant und fesselnd. Wenn man sich am Anfang überwinden musste, weiter zu lesen, will man ab da gar nicht mehr aufhören. Die Handlung verblüfft immer wieder mit unerwarteten Wendungen. Allerdings kann ich nicht sagen, dass die Dialoge sonderlich spritzig sind; die Beschreibungen sind teilweise aber doch sehr amüsant.

Im Großen und Ganzen kann ich sagen, dass „Nijura – Das Erbe der Elfenkrone“ auf jeden Fall lesenswert ist – besonders für Jungendliche und Junggebliebene. Man muss nur Geduld mitbringen und es nicht gleich weglegen, da der Anfang sich wirklich lange und zäh hinzieht.
Natürlich kommen wir Fans der Liebesromane nicht zu kurz: Da wäre das Straßenkinderpaar, das als es endlich zusammengefunden hat, auch bald schon wieder getrennt wird. Ihre Liebe bleibt dennoch bis über den vermeintlichen Tod hinaus bestehen. Auch Nills Liebe zu Scapa, die er nicht wirklich erwidern kann, weil er noch an Arane hängt und dieselbe unerwiderte Liebe von Kaveh, dem Kronprinzen der Freien Elfen, zu Nill lassen den Leser Wehmütigkeit fühlen.

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von www.cultural-noise.de.