Rezensionen

Kas Bewertung 04 Sterne.png

Nach dem Tod des Vaters und schließlich auch der Mutter, ist die 17jährige Anne gezwungen, ihren Körper an den Meistbietenden zu verkaufen. Nachdem sie die Kurtisane eines Adeligen war, ladet sie schließlich in einem Bordell. Dort wird sie von "Madame" an diejenigen höchstbietend verkauft, die ganz davon eingenommen sind, das Anne das Auftreten und die Sprechweise einer Lady hat, nicht ohne Grund wohlgemerkt. 5 Jahre verkauft Anne nun schon ihren Körper, als sie Zeugin wird, wie Madame drei kindliche Jungfrauen versteigern will. Sie zögert nicht und hilft den jungen Mädchen zur Flucht und begeht dabei eine Tat, die nicht ohne Folgen bleiben wird.

Anne findet Unterschlupf bei ihrer Freundin, einer Kurtisane, und belauscht ein Gespräch, in dem diese vom Freund von Devon Audley, dem Duke of March, gebeten wird, zu Devons Jagdhütte zu reisen, um ihn durch Sex von seiner Seelenqual abzulenken. Diese weigert sich jedoch und so macht sich Anne unter falschem Namen auf nach Leicestershire.

Devon Audley, der Duke of March, ist ein Kriegsheld. Obwohl er sich überhaupt nicht als solcher fühlt. Des Nachts suchen in Träume von den Gräueltaten heim die er im Kampf gegen die Truppen Napoleons begangen hat - um zu überleben. Durch eine Kriegsverletzung des Augenlichts beraubt und mit einer stattlichen Narbe im Gesicht, verliert er sich immer mehr im Alkohol - denn aus Angst vor Mitleid, hält er sich von seiner Familie und der Gesellschaft fern. Betrunken und nackt auf dem Boden liegend, findet Anne ihn dann auch in seinem Arbeitszimmer. Anne sieht in ihm zu Anfang die einzige Chance an Geld zu kommen, um England und einer drohenden Mordanklage zu entgehen. Und so tut sie alles in ihrer Macht stehende um Devon davon zu überzeugen, dass sie die ideale Mätresse für ihn ist.

Sehr gefühlvoll beschreibt Sharon Page in "Lady der Sünde" die Annäherung von Anne und Devon. Beide sind gezeichnete, verletzte Seelen. Beiden fällt es schwer sich dem anderen zu öffnen. Anne hat als Hure, stets ihre Gefühle hinter einer Fassade versteckt. So ist sie gänzlich damit überfordert, dass Devon den Geschlechtsakt "zelebriert", als nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht zu sein. Sie kann mit den Gefühlen nicht umgehen, die er in ihr weckt. Anne muss lernen, sich in Devons Arme fallen zu lassen und zu vertrauen. Devon befindet sich in einem tiefen Loch. Voller Selbsthass. Er hält sich für verrückt und möchte diesen Zustand niemanden zumuten - außer ein paar wenigen, männlichen Bediensteten. So neigt er zu unkontrollierten Wutausbrüchen und fast schon "Wahnvorstellungen". So ist es für Anne doppelt schwer, sich ihm zu nähern. Doch gegenseitig helfen sie sich, bauen einander auf. Eine emotionale Achterbahnfahrt beginnt.

Nur ist es leider so, dass es etwas gibt, was etwas unglaubwürdig erscheint. Wir schreiben das Jahr 1815, geneigte Leserinnen und Leser, als Anne gezwungen ist, ihren Körper zu verkaufen. Zu dieser Zeit, war ein junges Mädchen, das für 5 Jahre als Prostituierte gearbeitet hat fast schon "verlebt". Verhütungsmethoden waren eher unsicher und von den Geschlechtskrankheiten mal ganz abgesehen. Entgegen aller Standesdünkel ehelicht ein Duke also eine jahrelang als Prostituierte gearbeitete Frau, die ihren Körper an Männer des Tons verkauft hat. Noch dazu wird Anne von ihrer vertrackten Vergangenheit eingeholt. Ihr böser Cousin taucht auch auf der Bildfläche auf, dessen verantwortungsloses Handeln Anne erst in die Position der Prostituierten gebracht hat! Eine verzwickte Sache also. Natürlich hört der Duke auf den Rat seiner Mutter, eine Frau zu heiraten, die er liebt. Doch trotzdem stellt man sich nach dem Lesen die Frage: Wäre ein anderes Happy End für die beiden nicht besser gewesen? Trotz dieses Einwandes, vergebe ich für "Lady der Sünde" 4 Lesepunkte.

Kurz gefasst: Ein Historical, bei dem nicht nur erotische Emotionen groß geschrieben werden.

Nicoles Bewertung 04 05 Sterne.png

Anne, eine verarmte Aristokratin floh vor fünf Jahren zusammen mit ihrer Mutter vor ihrem grausamen Cousin und Erben des Titels und Besitzes ihres Vaters. Doch obwohl sich Annes Mutter als Näherin verdingte, reichte das Geld bei ihnen nie aus und so mussten sie im Elendsviertel dahinvegetieren und von besseren Zeiten träumen. Doch als Annes Mutter starb, war Anne plötzlich auf sich allein gestellt und geriet so in die Fänge eines reichen Aristokraten der sie als Mätresse hielt und sie, nachdem er beim Kartenspiel verlor, an eine skrupellose Bordellbesitzerin verkaufte. Von nun an musste Anne ihren Körper an gleich mehrere Freier verkaufen; fünf Jahre lang, bis sie eines Tages die Bordellbesitzerin, die drei geraubte junge Mädchen zwingen wollte sich zu prostituieren, in einem Akt der Notwehr niederschlug. Anne floh mit den Kindern in die Nacht, doch dann bekam sie Wind davon dass die Bordellbesitzerin tot sei und sie, Anne, als Mörderin gesucht würde.

Als Anne von einer Freundin erfährt, dass eine Mätresse für den erblindeten Kriegshelden, den Duke of March gesucht wird, schleicht sie sich kurz entschlossen bei diesem ein und gibt vor, sie sei von seinem besten Freund engagiert worden. Doch der Duke scheint zunächst äußerst unwillig, sich eine Mätresse nehmen zu wollen. Doch Anne gelingt es, ihn mit viel Freundlichkeit, Charme und Cleverness ihn umzustimmen und so glaubt sie sich zunächst in Sicherheit vor ihren Häschern. Doch was geschieht, wenn der Duke eines Tages erfährt, wer sie wirklich ist und dass er eine gesuchte Mörderin beherbergt?

Ich habe bereits ein paar Historicals von Sharon Page gelesen (die Trilogie um die Töchter des Malers Rodesson etwa; in denen es die Autorin in Sachen Erotik noch etwas expliziter angeht). Bislang fand ich ihre erotischen Historicals zwar ganz nett, jedoch konnte mich keiner davon restlos begeistern. Immer fehlte ihnen das, meiner Meinung nach, gewisse Etwas.

In „Lady der Sünde“ ist es der Autorin jedoch nun gelungen, auch mich kritischen Historical-Leser auf ihre Seite zu ziehen, denn sie wartet diesmal nicht nur mit einem sehr ungewöhnlichen Heldenpaar auf, sondern kann auch mit einer Liebesgeschichte punkten, die den Leser mitreißt. Sharon Page setzt diesmal nämlich nicht in erster Linie auf Erotik sondern auf Romantik. Sicherlich sind ihre Liebesszenen durchaus sexy und „hot“ zu nennen, doch man bekommt hier keine gefühllose Bettakrobatik geboten, vielmehr wurden die Liebesszenen behutsam mit der Love Story verflochten und an passender Stelle hineingebettet.
Auch Leser, die mit völlig „normalen“ Liebesszenen zufrieden sind und keine Lust auf die üblichen, zur Zeit in Mode zu sein scheinenden SM und Unterwerfungsszenarien in Liebesromanen haben, können hier beruhigt zugreifen, denn in dieser Hinsicht erwarten den Leser keine bösen Überraschungen.
Daneben fand ich die Hintergrundstory und die Mördersuche nach dem wahren Täter ganz spannend beschrieben, selbst wenn ich schnell den wahren Übeltäter erriet, was aber der Spannung nicht abträglich war.

Ein Punkt sorgte dann aber am Ende dafür, dass ich Lady der Sünde keine volle Punktzahl verlieh und zwar fand ich es genau wie auch unsere Ka wenig realistisch, dass eine Prostituierte, die bereits einige Jahre ihren Lebensunterhalt in der Horizontalen bestreitet wie es unsere Heldin in der Regency-Epoche tut, ein Happy Ending in Form einer Heirat mit unserem Helden, einem Duke, erwarten darf. Zumal unsere Heldin einigen Männern des “tons” bereits einschlägig bekannt ist. Da hilft es leider auch nicht, dass sie nur unschuldig in diese Misere hineingeraten ist und zudem eine adlige Herkunft und eine reiche Erb-Urgroßmutter vorweisen kann. Außerdem wirkt Anne wie das blühende Leben und hat sich trotz ihres schweren Lebens in den letzten Jahren ihre Schönheit und ihren Mut bewahrt. Auch die Wundergenesung des Helden war dann doch am Ende etwas zuckersüß.
Aber wenn man diese Einwände durch die rosarote Brille betrachtet bzw. versucht ganz auszublenden, ist der Roman an sich jedoch sehr empfehlenswert.

Sehr sensibel ging die Autorin dagegen zu Werke als sie die Schwierigkeiten ihres erblindeten Helden bzw. die Art und Weise seine Blindheit zu verkraften beschrieb und auch der Umgang von Anne mit dem Handicap des Dukes wurde sehr einfühlsam und glaubwürdig in Szene gesetzt.

Kurz gefasst: Erotischer Historical, bei dem die Romantik absolut im Vordergrund steht und der mit einem sympathischen und charismatischen Heldenpaar aufwartet.