Rezensionen
Pattys Bewertung
Audrey Collins flieht wegen eines Schicksalsschlages nach Afrika. Dort will sie den Teeplantagenbesitzer Matthew Winston heiraten, denn weiße Frauen sind knapp in Ostafrika. Aber vorher sollte sie ihm unbedingt von ihrer Schande berichten, denn es ist niemals gut, eine Ehe mit einem Geheimnis zu beginnen. Eigentlich sollte sie - aber dann lässt sie es und schreibt lediglich einen Brief, den sie in einem Buch versteckt. Auf der Überfahrt nach Afrika lernt sie Fanny kennen, eine Ausgestoßene, eine, die es tatsächlich wagt, eine Affäre mit einem verheirateten Mann zu haben. Dieser Mann und seine Familie sind auch noch an Bord, was für Fanny eine prekäre Lage mit sich bringt. Da sich Audrey wegen ihres Geheimnisses auch schämt, finden die beiden Frauen schnell einen Draht zueinander und eine lange währende, innige Freundschaft beginnt. Zu ihrem Glück entpuppt sich Matthew als ein umgänglicher, gut aussehender und netter Mann, der sie heiratet und sie auf seiner Plantage eine Familie gründen. Es könnte alles so schön sein - ja wenn es nicht ein Roman wäre und die Widrigkeiten natürlich alle auf einmal auf Aubrey einstürzen.
In der Nähe der Teeplantage leben die Kikuyu, Eingeborene, die immer wieder zur Teeernte und bei sonstigen Arbeiten helfend zur Seite stehen. Besonders Kinyua, ihr Anführer, hat es Audrey angetan, er ist nicht nur der Verwalter, als Matthew in den Krieg ziehen muss, sondern auch ein guter Freund. Eine Anziehungskraft entwickelt sich zwischen ihnen, die von allen nur mit Abscheu und Schrecken gesehen wird. Alleine schon die Tatsache, dass sie mit ihm zusammen auf ihrer Veranda sitzt ächtet sie gesellschaftlich. Als sie dann auch noch die Plantage alleine verwalten muss, als Matthew im Krieg ist, ist ihr Ruf endgültig ruiniert. Als wenn das noch nicht genug wäre, ist ausgerechnet der Mann, dem sie ihren Schicksalsschlag verdankt, Matthews Vorgesetzter, was ihm die Möglichkeit gibt, sich grausam zu rächen.
Wäre das Buch nicht von Julie Peters - ich hätte es wahrscheinlich nicht gelesen. Afrika reizt mich eigentlich nicht und den Plot habe ich auch schon tausendmal gelesen. Leider lässt die Autorin auch kein Klischee aus, absolut vorhersehbar dümpelt die Geschichte vor sich hin. Natürlich entpuppt sich Audreys Schande aus heutiger Sicht als belanglos, ihre Aufregung darum war zwar nicht unnötig, aber die Wahrheit hätte auch nicht geschadet, zumindest hätte sie so dem Geheimnis nicht so großen Raum gegeben. Auch die Charaktere können nicht überzeugen, besonders Aubrey ist ziemlich wankelmütig und labil in ihren Empfindungen und Entscheidungen. Einzig Fanny, die immer wieder auftaucht und ein weiteres kompliziertes Liebesleben hat, wirkt authentisch und realistisch. Obwohl das Leben und ihre Entscheidungen es ihr nicht immer leicht machen, fällt sie doch immer wieder auf die Füße und schafft es dabei sogar noch, Aubrey mit sich zu ziehen. Der Plot ist nicht neu, auch in seiner Entwicklung hat es ihn schon öfter gegeben, womit einzig der Schreibstil das Buch für Vielleser noch lesenswert macht. Als Einstieg in die Thematik leidlich spannend - andererseits gibt es dafür aber auch noch wesentlich bessere Bücher, die sich mit dem Thema befassen und nicht so vorhersehbar sind. Trotzdem habe ich das Buch kaum aus der Hand legen können, es war dann doch fesselnd genug geschrieben, auch wenn man sich denken konnte, was wohl als Nächstes passiert.
Kurz gefasst: Trotz des vorhersehbaren Plots und der Benutzung sämtlicher Klischees liest sich Am Fuß des träumenden Berges von Julie Peters dank ihres fesselnden Schreibstils flüssig und spannend.