Rezensionen

Ankes Hörbuch Bewertung 04 Sterne.png

Für mich ist es wichtig zunächst folgendes klar zustellen: Ich finde, dass Ursula Poznanski mit "Saeculum" einen sehr interessanten Thriller geschrieben hat, der mich vor allem durch sein Setting, als auch durch die detailreiche und lebhafte Beschreibung von Szenen und Atmosphäre wirklich begeistert hat.

Und dass Aleksandar Radenkovic als Sprecher eine gute Wahl ist; wobei ich für meinen persönlichen Hörgeschmack ein kleines bisschen mehr Zurückhaltung in der Intonierung der einzelnen Charaktere gewünscht hätte. Diese sind zwar durch die verschiedene Facetten die Aleksandar Radenkovic ihnen verleiht wunderbar auseinander zu halten, doch einige der Charaktere fand ich schon allein durch die Stimmlage, die ihnen der Sprecher gegeben hat, als anstrengend.

Trotz dieser, im Einzelnen betrachteten, tollen Komponenten blieb der überspringende Funke aus, die Begeisterung die für mich zu einem spannenden Hörerlebnis gehört. Es war eher so, dass ich der Geschichte zwar interessiert gelauscht habe, sie mich jedoch nicht so gefesselt hat, wie ich es mir im Vorfeld erhofft hatte.

In der Folge habe ich lange darüber nachgedacht, warum meine Eindrücke des Hörbuches sich so sehr von den vielen Rezensionen unterscheiden, die ich zum Buch gelesen habe.

Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es daran liegen muss, dass der Roman auf einem auf 5 CDs gekürzten Hörbuch einfach nicht so gut funktioniert, wie er es in der fast 500 Seiten starken Buch-Version tut.
Wobei ich anmerken möchte, dass ich das nicht auf die Hörbuch-Kürzungen an sich zurückführe, die für mein Empfinden recht geschickt gesetzt waren.

Ich gehe einfach davon aus, dass die Geschichte im Buch mehr Zeit hatte sich zu entwickeln, die Ereignisse nicht so dicht aufeinander folgen und der Autorin mehr Optionen ließen, beim Leser Zweifel zu sähen und Verwirrung zu stiften.
In der gekürzten Hörbuch-Version geschieht jedoch alles Schlag auf Schlag, dass die Geschehnisse zu regelmäßig und in diesem Zusammenhang zu erwartungsgemäß daher kommen.

So empfand ich beim Hören die Geschichte als zu konstruiert, zu durchschaubar, als dass sie mich hätte überraschen können. In diesem Zuge fand ich natürlich auch das Verhalten der Protagonisten etwas befremdlich. So konnte ich z.B. nicht umhin mich zu fragen, warum sich Bastian, der Mittelalter-Neuling und Grünschabel der Truppe, wie ein ausgescheuchtes Huhn benimmt; vor allem da er doch bei weitem das intelligenteste Mitglied der Gruppe war und die Situation doch hätte durchschauen müssen?

Etwas anderes war dann die Auflösung der Geschichte, die ich weder möglichen Kürzungen, noch einer Inkompatibilität einer gekürzten Hörbuch-Version mit der ausführlichen Geschichte im Buch zu schreiben kann. Sie hinterließ bei mir ein unzufriedenstellendes Gefühl.

Spoiler: Der Erpresste (unsympathische) Vater entwickelte einen befremdlichen Stolz auf seinen unehelichen Sohn. Er erkennt ihn jedoch nach wie vor nicht als seinen Sohn an, belohnt ihn jedoch auch noch für sein erpresserisches und absolut unverantwortliches und höchst gefährliches Verhalten mit Geld. Spoiler Ende

Obwohl ich nicht behaupten kann, dass "Saeculum" ein schlechtes Hörbuch wäre, deswegen auch die gute 4 Punkte Bewertung, möchte ich doch die Vermutung anstellen, dass die umfassendere Buch-Version mehr Spannung erzeugen kann und so Krimi- und Thriller-Fans mehr zu bieten vermag als die Hörbuch-Version.