Rezensionen

Nicoles Bewertung 05 Sterne.png

Im Alter von elf Jahren verändert sich das Leben von Alec Landers, dramatisch.
Zunächst küsst er seine Spielkameradin Leitis MacRae und fängt sich eine schallende Ohrfeige ein. Kurze Zeit später hat er diese Schmach schon fast wieder vergessen und geht mit Leitis Brüdern; Fergus und James auf Entdeckungstour. Schließlich zeigen die beiden ihm eine geheime Treppe zur Burg seines Großvaters, des Clanoberhauptes der MacRaes in dem mehrere, wunderschöne Wand und Deckengemälde hängen. Alec, in Schottland von seinem Großvater jedoch Ian genannt, ist überwältigt. Damit er seine beiden Freunde jedoch nicht verrät muss er einen Bluteid schwören und sein Daumen wird zu diesem Zweck von Fergus mit einem Messer malträtiert. ;-)
Doch ihr Ausflug bleibt nicht unentdeckt und der Großvater findet die drei Lausbuben in dem Gang. Das große Donnerwetter bleibt jedoch aus, weil etwas Schreckliches geschehen ist, das Alecs/Ians Leben von einem auf den anderen Tag dramatisch verändern wird und seine bisherige Einstellung zu Schottland und den Schotten ebenfalls in Frage stellt. Seine geliebte Mutter wurde bei einem Ausritt überfallen, vergewaltigt und getötet. Alec gibt sogleich dem benachbarten Clan die Schuld dafür, reist kurz nach der Beerdigung aus Schottland ab und kehrt zunächst nie wieder zurück.

Er wächst in England zu einem Mann heran und wird zu einem wichtigen Gefolgsmann Cumberlands. Von seinen Feinden wird er von nun an nur noch „Der Schlächter von Inverness“ genannt und gilt allgemein als harter und einschüchternder Mann. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus, denn Alec konnte trotz seines Grolls auf die schottischen Mörder seiner Mutter, sein schottisches Erbe nie ganz vergessen.
Als er zum Heimatort seiner Mutter und seines Großvaters versetzt wird, um dort das neu errichtete Fort Williams zu leiten, gerät er sogleich zwischen die Fronten. Der bisher leitende Offizier von Fort Williams hat den Befehl gegeben, das schottische Dorf anzuzünden, denn einer der Bewohner und Onkel von Leitis, Hamish MacRae hatte es gewagt, trotz des Verbotes, den Dudelsack zu spielen.
Obwohl Alec den Befehl sogleich rückgängig macht als er dazu stößt, kann er das Abbrennen einiger Häuser jedoch nicht mehr verhindern. Darunter ist auch das Haus von Leitis MacRae, die er mit ihren flammendroten Haaren sofort wieder erkennt.
Leitis hingegen kann keinen Zusammenhang mehr zwischen dem Jungen Ian und dem nun erwachsenen Alec sehen und erkennt ihn hingegen nicht.

Da Alec den Schein wahren muss, nimmt er Leitis an Stelle ihres flüchtigen Onkels als Geisel in Gewahrsam. Er lässt statt im Fort, ein Zimmer in der Burgruine seines Großvaters herrichten und versucht, sich Leitis in gemeinsamen Gesprächen anzunähern. Leitis blockt zunächst jedoch jedwede, freundliche Geste ab- zu groß ist ihr Hass auf die Engländer, denn sie haben den Tod ihrer Familie auf dem Gewissen. Doch je öfter Alec sie in Gespräche verwickelt, um so stärker wird ihre Verwirrung, denn Alec scheint ganz anders zu sein, als es sein Ruf als „Schlächter von Inverness“ vermuten lässt. Außerdem hat sie immer mehr das Gefühl, als ob sie ihm schon einmal begegnet wäre. Auch die Küsse, die er ihr während ihrer Gefangennahme raubt, lassen sie alles andere als kalt, obwohl sie ihm doch nur Hass entgegenbringen möchte.

Eines Tages tritt jedoch noch ein anderer, mysteriöser und maskierter Mann in ihr Leben. Er nennt sich „der Rabe“, und möchte dem Clan der MacRaes helfen, wieder ein lebenswertes Leben führen zu können. Dafür bittet er Leitis um Unterstützung, die sie ihm gerne zusichert. Mehrfach holt er sie für seine Unternehmungen kurzfristig aus der englischen Geiselhaft und bringt sie jedes Mal unbemerkt auch wieder zurück. Leitis genießt die Stunden mit dem maskierten Räuber. Doch sie wird stutzig, als ihr nach einigen rätselhaften Bemerkungen seinerseits, aufgeht, dass „der Rabe“ nur ein Mann sein kann, der sie aus frühster Jugend kennt. Sie konfrontiert ihn schließlich mit ihren Gedanken. Wie wird „der Rabe“ jedoch darauf reagieren? Und schaffen es die Beiden, den Clan der MacRaes zu retten?

Ich muss gestehen, dass ich von diesem Roman im Vorfeld gar nicht viel erwartet habe, denn vom Thema Schottland/ Highlander bin ich schon mittlerweile etwas übersättigt.
Doch meine Meinung wurde von der Autorin des Romans komplett auf den Kopf gestellt, denn dieser Roman ist einer der besten historischen Liebesromane, die ich je gelesen habe!
Im Gegensatz zu anderen Schottlandromanen, beginnt die Story dieses Romans dort, wo andere Bücher mit diesem Setting, enden. Nämlich nach der vernichtenden und tragischen Schlacht von Culloden.
Die Hauptprotagonisten dieses Buches sind sehr charismatische Personen, die trotz ihrer anfänglichen Vorbehalte feststellen müssen, dass ihre Hassgefühle, die sie Laufe ihres Lebens entwickelten, völlig fehlgeleitet waren und eine etwas nüchternere Sicht auf die tragischen Geschehnisse, verhinderten.
Zum einen ist da Alec, anfänglich stolz auf sein (zur Hälfte) schottisches Blut, der nach dem brutalen Mord an seiner Mutter insgeheim allen Schotten die Schuld dafür gibt und von dem Zeitpunkt an versucht, sein Erbe zu verleugnen, obwohl es ihm nie ganz gelingen wird.
Und zum anderen Leitis, deren Familie im Zuge des Krieges gegen England, von den englischen Truppen getötet wurde und die seitdem ebenfalls ihren Hass auf alle Engländer und alles Englische schürt.
Doch dann begegnen sich beide nach so vielen Jahren plötzlich wieder. Alec muss erfahren, dass nicht die Schotten seine Mutter töteten, sondern die Engländer. Und Leitis stellt während ihrer Geiselhaft fest, dass nicht alle Engländer blutrünstig und skrupellos sind.
Durch ihre gemeinsamen Gespräche überwinden die beiden langsam ihren Hass und verlieben sich schließlich ineinander.
Der Autorin gelingt es wunderbar, diese Annäherung plausibel und einfühlsam zu beschreiben.
Außerdem besitzt Karen Ranney einen außergewöhnlichen und mitreißenden Schreibstil. Sie bedient sich einer sehr guten und dramatischen Ausdrucksweise und lässt andere historische Liebesromane, damit weit hinter sich. Ich habe lange überlegt, mit welcher Autorin ich diesen Schreibstil vergleichen kann; doch außer Diana Gabaldon, ist mir leider keine vergleichbare Schriftstellerin dieses Genres eingefallen.
Weitere Bücher der Autorin werde ich nach diesem Lesegenuss aber auf jeden Fall in Augenschein nehmen.
Einziger Wermutstropfen für mich war jedoch die Covergestaltung. Ich finde dieses wunderschöne Buch hätte statt des typischen Nackenbeissercovers, ein etwas geschmackvolleres Layout verdient. Zumal dieser Roman meiner Meinung nach eigentlich kein typischer historischer Liebesroman ist.

Kurz gefasst: Endlich wieder ein mitreißender, anrührender Schottlandroman der aus der Masse hervorsticht. Unbedingt lesen!